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Tante Dimity und die unheilvolle Insel

Tante Dimity und die unheilvolle Insel

Titel: Tante Dimity und die unheilvolle Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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nervösen Blick auf die sich zwischen der Bucht und der Insel auftürmenden Schaumkronen. Der Wind frischte zunehmend auf.
    Damian schien meine Bedenken zu spüren. Er deutete auf eine Serie von Wirbeln und Strudeln etwa zwanzig Meter vor dem Strand. »Sehen Sie die unregelmäßigen Wellen dort?«, fragte er.
    »Darunter verbergen sich Felsen, die jedes Boot mit ein bisschen Tiefgang schneller aufschlitzen, als Sie schauen können. Zum Glück ist jetzt Ebbe. Da lassen sie sich leichter vermeiden. Trotzdem erfordert es genaue Kenntnisse der Verhältnisse und äußerstes seefahrerisches Geschick, um die richtige Furt zu finden. Sir Percys Jacht würde uns hier überhaupt nichts nützen.«
    »Wer ist unser … Fahrer?«, fragte ich.
    »Mick Ferguson wird unser Pilot sein. Mick ist auf Erinskil geboren und aufgewachsen. Er weiß, was er tut.«
    Konsterniert beobachtete ich, wie Mick Ferguson das Schlauchboot zwischen den Wirbeln und Strudeln hindurchbugsierte und dann mit Höchstgeschwindigkeit auf den Strand zuraste.
    In letzter Sekunde drosselte er den Motor und nutzte den Schwung des Bootes, um es behutsam auf dem Sand aufzusetzen. Es war eine virtuose Darbietung, und sie tat einiges dazu, um mein Vertrauen wiederherzustellen.
    Mick Ferguson war ein kleiner, gedrungener Mann mit grau gesprenkeltem lockigem Haar, grauem Bart und hellen blauen Augen, die tief in seinem von Falten durchfurchten Gesicht lagen.
    Bekleidet war er mit einer Öljacke in leuchtendem Orange, einer Hose in der gleichen Farbe und schwarzen Gummistiefeln, die ihm fast bis zu den Knien reichten.
    »Mick, das ist Lori«, stellte Damian vor, sobald wir das Schlauchboot erreicht hatten. »Lori ist bei Sir Percy zu Gast.«
    »Dann sind Sie die Frau, die gestern mit dem Helikopter gekommen ist.« Micks blaue Augen musterten mich. »Zusammen mit den zwei kleinen Jungs.«
    »Die bin ich«, bestätigte ich. Es hätte mich nicht schockiert, wenn Mick bereits gewusst hätte, was ich zum Frühstück gegessen und welche Schuhgröße ich hatte. Schließlich hatte ich lange genug in Finch gelebt, um zu wissen, wie schnell sich Nachrichten in einer so kleinen Gemeinde verbreiteten.
    Mick half mir an Bord und führte mich zu einer Holzbank in der Mitte des Bootes. Sobald ich saß, reichte er mir eine Schwimmweste und blieb bei mir stehen, bis er sich vergewissert hatte, dass ich sie korrekt angelegt hatte. Dann sprang er noch einmal an Land und schob das Boot mit Damians Hilfe ins Wasser hinaus. Als die zwei Männer an Bord kletterten, war Damians Khakihose bis zu den Knien nass. Schuldgefühle empfand ich deswegen nicht. Das Boot lag ziemlich tief im Wasser, sodass meine Jeans auch nicht lange trocken bleiben würden.
    Damian ließ sich neben mir nieder und forderte mich auf, mich an einer Schlinge des Nylonseils festzuhalten, das rundherum über die Umrandung des Bootes gespannt war. Mick warf unterdessen den Motor an. Im Rückwärtsgang entfernten wir uns vom Strand, ehe er wendete und auf Cieran’s Chapel zuhielt.
    Ich drehte mich zum Piloten um. »Danke, dass Sie uns abholen, Mr Ferguson!« Ich musste schreien, um das Dröhnen des Motors zu übertönen.
    »Wir werden nicht lang bleiben können!«, schrie Mick zurück. »Ein Sturm ist im Anmarsch!«
    Ich konnte nicht eine Wolke am Himmel sehen, hatte aber nicht vor, Zweifel an Micks Kenntnissen zu äußern.

    Damian schien diese Mitteilung nicht weiter zu stören. »Wir werden auch nicht lange brauchen«, meinte er freundlich.
    Als wir die geschützte Bucht verlassen und offenes Wasser ereicht hatten, waren Gespräche nicht mehr möglich. Mick wollte uns offenbar so schnell wie nur möglich zur Insel bringen, daher schoss das Boot nur so durch die unruhige See und prallte unentwegt mit einem ohrenbetäubenden Klatschen gegen Wellenkämme, sodass wir jedes Mal mit Salzwasser nassgespritzt wurden. Mir war, als ritte ich auf einem bockenden Mustang durch eine Autowaschanlage, und während die abenteuerlustige Hälfte meiner selbst
    »Yippiie!« schrie, hegte der Rest begehrliche Gedanken, was Micks wasserdichte Hose betraf.
    Kurz vor der Insel ging es dann nur noch im Kriechtempo weiter. Wie wir hier überhaupt an Land kommen sollten, war mir ein Rätsel. Die Insel erhob sich fünfzehn Meter hoch direkt aus der See und war im Grunde nichts als ein steiler Monolith, verziert mit Vogelkot und schleimigem Tang. Doch Mick war nicht umsonst hier aufgewachsen. Er lenkte das Boot zur Nordseite hinüber, wo in einer

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