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Tante Dimity und die unheilvolle Insel

Tante Dimity und die unheilvolle Insel

Titel: Tante Dimity und die unheilvolle Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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Sie und Ihre reizenden Jungs. Heißen sie nicht Will und Rob?«
    »Stimmt.« Ich bezweifelte, dass es auf Erinskil einen einzigen Menschen gab, der nicht über Namen, Größe, Gewicht und Geburtsdatum meiner Söhne Bescheid wusste.
    »Ach, Sir Percy versteht sich prima mit Kindern!«, schwärmte Mrs Muggoch. »Na, er ist ja selber nie wirklich erwachsen geworden, stimmt’s? Damit will ich ihn nicht kritisieren«, fügte sie hastig hinzu. »Es würde Ihnen schwerfallen, hier jemand zu finden, der was an Sir Percy auszusetzen hat. Er ist ein guter Mensch. Da sind wir uns alle einig.«
    »Das finde ich auch«, sagte ich. »Und ich sehe das genau wie Sie: Sir Percy wird nie alt – oder erwachsen – werden. Ich würde ihn für nichts auf der Welt ändern wollen.«
    »Wir auch nicht«, bestätigte Mrs Muggoch.
    »Halten Ihre Gäste Sie auf Trab, Mrs Muggoch«, erkundigte sich Damian und wandte sich an mich. »Gestern Abend ist nämlich ein junges Paar eingetroffen – Vogelforscher. Sie haben im Pub ein Zimmer genommen, soviel ich gehört habe.«
    »Ach, das sind wirklich nette junge Leute.
    Und so rücksichtsvoll!« Mrs Muggoch beugte sich zu uns hinunter und flüsterte verschmitzt:
    »Wollten unbedingt das Zimmer mit den getrennten Betten. Natürlich kann niemand wissen, ob nicht doch eins leer bleibt, aber es war wirklich reizend von ihnen, an meine sittlichen Gefühle zu denken.« Sie richtete sich auf und musterte uns von Kopf bis Fuß. »Aber um Himmels willen, wie sind Sie denn bloß so nass geworden?«
    »Mick Ferguson hat uns zur Cieran’s Chapel rausgefahren«, antwortete Damian.
    Mrs Muggoch schnappte erschrocken nach Luft. »Wirklich? Mich würden keine zehn Pferde dort rausbringen! Wer den Fuß auf die Chapel setzt, wird später von entsetzlichem Unglück verfolgt.«
    »Warum?«, wollte ich wissen.
    »Bruder Cieran hat sich umgebracht«, sagte Mrs Muggoch. »Das mag zwar schon lange her sein, aber Selbstmord ist eine Todsünde, und Bruder Cieran hat dort für alle Zeiten einen Schandfleck hinterlassen. Da können Sie jeden auf Erinskil fragen. Die Leute werden Ihnen bestätigen, dass jedem, der sich dort rauswagt, was Schlimmes zustößt. Ich könnte Ihnen Geschichten erzählen, die Sie ganze Nächte lang wachhalten würden, und sie sind alle wahr. Wenn ich Sie wäre, würde ich in der nächsten Zeit höllisch aufpassen.« Sie schüttelte heftig den Kopf. »Ein verfluchter Ort ist das.«
    Mit einem Schlag kam mir Mick Fergusons Gefühlsausbruch gar nicht mehr so merkwürdig vor. Nicht wegen des Windes und der Wellen hatte er Cieran’s Chapel für riskant gehalten, sondern wegen eines Fluchs, der auf der Insel lastete.
    »Der zehnte Earl glaubte allerdings nicht an einen Fluch«, hielt ich Mrs Muggoch entgegen.
    »Das nicht, aber James Robert war ein Heiliger, und für Heilige gelten andere Regeln.« Ihr Lächeln kehrte zurück. »Also, was kann ich für Sie tun?«
    Damian bestellte eine große Kanne Tee und einen Teller mit Mrs Muggochs selbstgebackenem Shortbread. Als sie in der Küche verschwunden war, zog Damian sein Handy aus der Tasche.
    »Warten Sie noch«, bat ich ihn und deutete mit dem Kinn auf das Fenster, an dem der Regen in Schlieren hinunterlief. »Ich möchte mich erst ein bisschen aufwärmen, bevor wir wieder rausgehen.«
    »Mrs Gammidge erwartet uns um eins im Speisezimmer«, entgegnete er. »Ich werde sie bitten, uns in …«, er sah auf die Uhr, »… einer halben Stunde einen Wagen zu schicken. Dann haben wir noch Zeit, um uns vor dem Essen zu duschen und umzuziehen.«
    Ich nickte zufrieden, und Damian erledigte den Anruf.
    Wenig später nippten wir schweigend an unserem Tee und starrten ins Feuer. Ich wusste nicht, was Damian durch den Kopf ging, aber was mich beschäftigte, war mir sehr wohl klar: Unser Ausflug nach Cieran’s Chapel war pure Zeitverschwendung gewesen. Ich hatte den dämlichen Felsen von vorn bis hinten abgesucht und konnte mir immer noch nicht erklären, wie der goldene Lichtschein entstanden war. Und was das Ganze noch schlimmer machte: Damian war die ganze Zeit unheimlich nett gewesen! Ganz spontan hatte er die nutzlose Expedition organisiert, obwohl er nicht ein Wort von meinem Gefasel über das Licht geglaubt hatte. Ohne ein Wort der Klage hatte er gefroren wie ein Schneider und sich bis auf die Haut durchnässen lassen. Und als meine Suche sich als überflüssig herausgestellt hatte, hatte er taktvoll darauf verzichtet, mir meine Fehler unter die Nase zu

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