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Tante Dimity und die unheilvolle Insel

Tante Dimity und die unheilvolle Insel

Titel: Tante Dimity und die unheilvolle Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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Felsspalte mehrere Steinplatten zu sehen waren, die stufenförmig bis zum Wasser reichten.

    Geschickt steuerte Mick das Boot zur untersten Platte und band es an einem Eisenring fest, den man hier irgendwann mit Hilfe eines Bolzens in das Gestein gerammt hatte. Damian überzeugte sich erst mit einem kräftigen Ruck am Ring davon, dass er das Boot auch wirklich halten würde, dann stand er mir bei meinem todesverachtenden Sprung vom Boot auf die nächst höhere Platte bei. Während ich unter Einbeziehung meiner Hände, Füße und Knie die Spalte hochkletterte, kam ich zu dem Schluss, dass Abaddon hoffnungslos übergeschnappt sein musste, wenn er tatsächlich Cieran’s Chapel zu seinem Zeltplatz erkoren hatte.
    Als ich die Spalte hinter mir hatte und mehr oder weniger ebenes Gelände erreichte, erkannte ich, dass Cieran’s Chapel gar nicht so schutzlos und unfruchtbar war, wie ich erwartet hatte. Die Felswände bildeten eine Art Windfang um den Rand der Insel, und der schiefe Boden war von einer Matte aus robusten zwergwüchsigen Pflanzen bedeckt, die hier und dort sogar winzige Blü ten aufwiesen.
    Mick blieb zusammengekauert auf einem Felssims zurück, um sich vor dem Wind zu schützen.
    Damian begleitete mich, als ich die Insel langsam kreuz und quer nach Spuren eines Lagers absuchte. Ich entdeckte absolut nichts – keine Brandflecken, keine Asche, keine Fußspuren und kein eingedrücktes Gras, wo vielleicht ein Zelt gestanden haben könnte. Damian ging jetzt selbst in die Hocke, um die Flora näher in Augenschein zu nehmen, sagte aber kein Wort. Das war auch nicht nötig. Ich konnte ihn förmlich »Ich hab’s Ihnen ja gesagt!« denken hören.
    Ich beendete meine Untersuchung am Rand einer schüsselförmigen Vertiefung an der Ostseite der Insel. Auf dem Boden der Mulde lag eine Steinplatte von der Größe einer mächtigen Tür.
    Und in diese Platte war eine Inschrift graviert worden.

    James Robert , 10 . Earl von Strathcairn 1854-1937
    Das Herz , das guttätig und mild , das ähnelt Gott am meisten

    »Das ist von Burns«, sagte ich an Damian gewandt. »Ich meine das Zitat. Es ist aus einem Gedicht von Robert Burns.«
    »Es beschreibt den alten Laird ganz gut«, bemerkte Mick, der sich uns jetzt doch anschloss.
    »James Robert war ein guter Mensch.«
    Mir fiel wieder ein, warum der zehnte Earl auf Cieran’s Chapel hatte begraben werden wollen, und mit einem wehmütigen Lächeln erwidert ich:
    »Das war er bestimmt.«
    Mick fasste mich argwöhnisch in die Augen.
    »Ist das der Grund, warum Sie hier raus wollten?
    Bloß um dem alten Laird Ihren Respekt zu erweisen?«
    »Lori ist sehr an alten Traditionen interessiert«, antwortete Damian glatt. »Sir Percy hat gestern die Legende von Bruder Cieran erzählt.
    Da wollte sie Chapel unbedingt besuchen.«
    »Sie hätten es besser wissen müssen«, brummte Mick.
    »Wie bitte?«, fragte ich.
    »Sie sind Mutter«, sagte er mit Nachdruck und schoss unter seinen buschigen Augenbrauen einen vorwurfsvollen Blick auf mich ab. »Sie sind verantwortlich für zwei junge Leben. Da sollten Sie sich nicht in solche Gefahren stürzen.«
    Ich verstand nicht, was den Mann so gegen mich aufgebracht haben konnte, versuchte aber, ihn zu besänftigen. »Damian hätte Sie nicht angerufen, wenn er nicht davon ausginge, dass Sie uns sicher hinbringen können«, verteidigte ich mich. »Und dass ich nass geworden bin, macht mir nichts aus.«
    »Ich spreche nicht von der Gischt«, knurrte Mick. »Bruder Cieran ist verrückt geworden, wissen Sie. Er hat hier draußen als Einsiedler gehaust und dabei den Verstand verloren. Hat Sir Percy das etwa nicht erwähnt?« Er rammte einen schwieligen Finger in Richtung Steinplatte. »Genau hier soll er schließlich gestorben sein, als ihn Kummer, Durst und Einsamkeit in den Wahnsinn getrieben hatten. Das ist der Grund, warum der alte Laird sich diese Stelle für seine Gruft ausgesucht hat.«
    Ich senkte den Blick auf das steinige Gelände um die Grabstätte des alten Laird, und plötzlich wallte schmerzhaftes Mitleid in mir auf. Natürlich musste Bruder Cieran wahnsinnig geworden sein, sagte ich mir. Eines sonnigen Tages hatte er im Gebet den Blick gehoben und von der größeren Insel schwarzen Rauch aufsteigen sehen. Ihm musste klar gewesen sein, was das bedeutete, und dennoch war er Hals über Kopf in sein kleines Boot geklettert, hinübergerudert und hatte den steilen Pfad zum Kloster erklommen, wo er nur noch eine schwelende Ruine und die Leichen

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