Tante Dimity und die unheilvolle Insel
Lori«, sagte er in sanftem Ton. »Die Mönche sind tatsächlich in ein Versteck geflohen.«
»Das sind die Mönche? «, rief ich so laut, dass das Echo von allen Wänden widerhallte. » Gott sei Dank !« Mit einem tiefen Seufzer der Erleichterung ließ ich die Stirn auf die Hände sinken.
»Ich meine, es ist natürlich schrecklich, was sie erleiden mussten. Mögen sie in Frieden ruhen.
Aber sie sind vor langer Zeit gestorben. Ich hatte schon befürchtet, wir hätten Spuren eines Massakers gefunden, das viel kürzer zurückliegt. Sind Sie wirklich sicher, dass das die Mönche sind?«
Damian trat näher und setzte sich neben mich, wie um mich durch seine Gegenwart zu beruhigen.
»Diese Mönche lebten in einer turbulenten Zeit«, sagte er. »Sie wussten, dass ihr Kloster jederzeit von Wikingern überfallen werden konnte. Sie müssen sich diesen Fluchtweg in den Fels gehauen und den Eingang mit dem falschen Gedenkstein getarnt haben. Leider wurde ihr Versteck entdeckt. Vielleicht hatten die Mörder in anderen Klöstern ähnliche Vorrichtungen gefunden und wussten schon, worauf sie achten mussten.« Ganz beiläufig fing er an, den Wirrwarr, den ich mit meiner Kordel angerichtet hatte, zu entknoten. »Wissen Sie noch, was Sir Percy uns über den Schädel gesagt hat, den Ihre Söhne aufgestöbert haben?«
Ich nickte. »Er hat gesagt, man könne schon anhand seiner Verfärbung erkennen, dass er alt sei. Auf seine bildhafte Weise hat er auch darauf hingewiesen, dass der Schädel gesprungen war wie ein weichgekochtes Ei.«
Damian deutete mit dem Kinn auf unsere stummen Gefährten. »Die Schädel hier sind ähnlich verfärbt. Und sie weisen ähnliche Spuren tödlicher Verletzungen auf. Vielleicht haben die Angreifer sie auf der Flucht gestellt und die Treppe hinuntergeschleudert.«
»Wie geschickt von ihnen, dass sie alle so im Kreis gelandet sind«, bemerkte ich skeptisch.
»Glauben Sie denn, dass wir die Ersten sind, die diesen Ort seit dem achten Jahrhundert betreten haben?«, fragte Damian. »Wie ich das sehe, hat ein Bewohner dieser Insel die sterblichen Überreste der Mönche gefunden – vielleicht schon vor Hunderten von Jahren – und sie zum Zeichen seiner Ehrfurcht so aufgereiht. Ich finde das sehr anrührend.«
»Ich finde es unaussprechlich gruselig«, entgegnete ich vehement. »Können wir jetzt gehen?
Die Mönche, Gott gebe ihren Seelen ewige Ruhe, werden uns bei der Suche nach Peter nicht helfen.«
»Erst schaue ich noch in den Seitengang«, sagte Damian. »Ich möchte wissen, wohin er führt.«
Plötzlich ertönte über unseren Köpfen ein dumpfes Kirschen und Rumpeln, das die Steintreppe herunterdröhnte und hohl in der Gruft widerhallte. Mit einem unterdrückten Fluch sprang Damian auf und jagte die Treppe hoch.
Ich stellte mich ans untere Ende und spähte nach oben. Die Minuten zogen sich endlos hin. Dann hörte ich Damian mit den Fäusten gegen Felsgestein hämmern und schreien. Noch mehr Minuten vergingen, bis er sich wieder an den Abstieg machte. Sobald seine Wanderschuhe den Sand berührten, griff er nach meiner Taschenlampe und schaltete sie aus. »Wir sollten besser die Batterien schonen«, sagte er knapp.
»Warum?«, fragte ich, obwohl mir ein flaues Gefühl in der Magengrube die Antwort längst verraten hatte.
»Weil wir womöglich noch etwas länger hier unten bleiben. Jemand hat die Gedenktafel gesenkt, und sie ist zu schwer, um sie aus eigener Kraft hochzustemmen. Ich hatte kein Recht, Peter einen Trottel zu nennen. Wenn einer ein Trottel ist, dann ich! Ich habe Sie direkt in eine Falle geführt.«
»Percy wird uns retten«, erwiderte ich wie aus der Pistole geschossen. »Rufen Sie ihn an.«
»Das kann ich nicht.« Damian räusperte sich, wie um sich auf die nächste schlechte Nachricht vorzubereiten, die er mir beibringen musste.
»Mein Handy ist bei Cassie im Pub.«
» Was? «, rief ich.
»Das Handy war in der Jackentasche. Und ich habe Cassie in meine Jacke gehüllt. Sie hat sie auch noch getragen, als Kate und Elliot sie in den Pub gefahren haben. Wenn Mrs Gammidge sie nicht in Decken gewickelt hätte, hätte ich vielleicht noch daran gedacht, aber so …« Damian ließ den Kopf sinken. »Es tut mir leid.«
»Ja«, sagte ich matt. »Mir auch.«
»Allerdings bezweifle ich, dass wir hier unten ein Signal empfangen hätten. Zu viel Felsgestein zwischen uns und der Außenwelt.«
»Wenn das kein Trost ist …«, murmelte ich.
»Wir schaffen das schon«, munterte er mich
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