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Tante Inge haut ab

Tante Inge haut ab

Titel: Tante Inge haut ab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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dir nur helfen. Wenn es dir nicht passt, dann kümmere dich selbst drum. Oder lass es bleiben. Aber hör auf, dauernd herumzunörgeln.«
    Die Bedienung kam mit der Rechnung, Christine betrachtete die Abdrücke, die ihre Fingernägel in der Hand hinterlassen hatten. Sie ärgerte sich. Über die Abdrücke, über Johann, über diese blöde Tina, die in diesem Kleid einfach viel besser aussah, und am meisten über sich selbst. Irgendwie lief dieser Tag völlig quer. Zum Glück war er fast vorbei.
    Johann stand auf. »Lass uns gehen.«
    Christine nickte, obwohl es keine Frage war, und griff nach ihrer Tasche. Auf dem Weg zum Ausgang mussten sie an dem Tisch der Moderatorin und ihres Begleiters vorbei. Tina hob gerade ihre Gabel zum Mund, als Christine in ihr Blickfeld lief. Vermutlich war es für eine aus Funk und Fernsehen bekannte Blondine eine weitaus größere Katastrophe, plötzlich ihr Kleid an einer älteren, dickeren und gänzlich Unbekannten zu sehen. Jedenfalls starrte sie sie entsetzt an und ließ dabei ihre Gabel sinken. Der Fall des öligen Scampi hinterließ eine Fettspur vom rechten Busen bis zum Rock.
    Christine beschleunigte ihre Schritte und hörte hinter sich wütendes Gezeter und Rufe nach dem Kellner. Sie lächelte. Vielleicht war das Schlimmste an diesem Tag überstanden.
    Johann fuhr schweigend. Er sah konzentriert auf die Fahrbahn und hatte keinen Blick für die schönen Häuser und Gärten, an denen er vorbeifuhr. Christine musterte ihn von der Seite. Wenigstens wirkte er nicht schlecht gelaunt. Das Schweigen kam ihr dennoch endlos vor.
    »Haben wir jetzt Streit?« Sie hoffte, dass sie nicht kläglich klang.
    Er sah weiter geradeaus. »Was heißt Streit? Wir haben ein Problem, Christine. Ich will keine Wochenendbeziehung, und du willst nichts ändern. Wir müssen irgendwie eine Lösung finden. Ich bin gern bereit, darüber die nächsten zwei Wochen zu diskutieren, aber es muss auch etwas dabei herauskommen.«
    Christine betrachtete sein Profil. Er war wirklich ein besonderer Mann, und sie benahm sich einfach nur bescheuert. Ganz plötzlich überfiel sie die Furcht, dass diese Diskussion ja auch das Ende ihrer Beziehung bedeuten könnte. Und das wollte sie nicht. Auf gar keinen Fall.
    »Ich werde noch mal über die Stelle in Bremen ... Was ist denn da los?«
    Es war fast Mitternacht, aber das Haus ihrer Eltern erstrahlte in voller Beleuchtung. Der Wagen von Heinz stand mitten in der Auffahrt, das war ungewöhnlich, Heinz fuhr ihn sonst immer sofort in die Garage. Der Schlüssel steckte von außen in der Haustür, die Gartenpforte stand sperrangelweit offen.
    »Da ist was passiert.« Christine löste hektisch den Sicherheitsgurt. »Die schlafen doch sonst um diese Zeit.«
    Sie war bereits aus dem Auto gesprungen, als Johann den Motor abstellte, und rannte nun auf die Haustür zu. Bevor sie mit etwas zittrigen Fingern aufgeschlossen hatte, stand Johann schon hinter ihr und legte beruhigend seine Hand auf ihren Rücken.
    »Papa?« Sie stürmte in den Flur, »Mama? Wo seid ihr?«
    »Küche.« Heinz Stimme klang wie immer. Christine atmete tief durch und sah Johann an. Er nickte und schob sie weiter.
    Heinz saß am Küchentisch, Charlotte ihm gegenüber, vor ihnen eine Schnapsflasche und zwei Gläser. Sie sahen beide hoch, als Christine und Johann in die Küche kamen. Charlotte stand auf.
    »Wollt ihr auch einen?«
    »Was ist denn passiert?« Christine hatte das Bild von einem Unfall oder irgendeiner Katastrophe im Kopf gehabt und ließ sich erleichtert auf die Bank sinken.
    “Bullenschluck.« Heinz hob den Kopf und schaute Johann an. »Gutes Zeug. Nur Kräuter. Setz dich hin, Johann, du machst mich nervös, wenn du die ganze Zeit stehst. Trinkt mal einen, es war ein schrecklicher Abend.«
    Charlotte stellte zwei Gläser auf den Tisch und nahm wieder Platz. Heinz griff zur Flasche und schenkte ein. Danach schraubte er umständlich den Verschluss zu und blickte Johann und Christine theatralisch an.
    »Inge ist fast ermordet worden.«
    »Heinz.« Charlotte schob ihrer Tochter das Glas hin. »So schlimm war es ja nun auch nicht.«
    »Nicht so schlimm?« Entrüstet kehrte er ihnen den Rücken zu. An seinem Hinterkopf klebte ein Pflaster.
    »Papa!« Christine starrte erschrocken auf seinen Kopf. »Wo wart ihr denn? Was ist passiert? Seid ihr überfallen worden? Und...«
    »Christine.« Ihre Mutter schenkte sich selbst noch einen Schnaps ein. »Das ist nur eine Platzwunde, und die hat nichts mit Inge zu tun.

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