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Tante Inge haut ab

Tante Inge haut ab

Titel: Tante Inge haut ab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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lächelte ihrer Tochter und Johann müde zu und verschwand.
    Christine legte ihre Hand auf den Arm ihres Vaters. »Johann hat gesagt, extrovertiert, nicht kriminell. Du siehst schon wieder Gespenster. Warte doch ab, was die Polizei sagt, und sei froh, dass Inge nichts Schlimmeres passiert ist. Johann und ich fahren morgen früh gleich mal ins Krankenhaus und gucken, wie es ihr geht. Vielleicht ist alles halb so wild.«
    »Sicher. Du hast bestimmt recht.«
    Sein Gesichtsausdruck sagte was ganz anderes. Johann beugte sich vor. »Ich glaube auch eher, dass es ein Junkie war, der schnell Geld brauchte. Der ganze Einbruch war ja nicht sehr professionell. Da steckt keine Organisation hinter. Sei beruhigt.«
    Mit unergründlicher Miene sah Heinz beide an. Dann atmete er tief aus und fragte:
    »Noch einen Bullenschluck?«  Johann schloss das Auto ab und musterte das Klinikgebäude. Dann sah er zu Christine. »Sie hätten uns wenigstens die Station und die Zimmernummer aufschreiben können.«
    »Wir können ja fragen. Ich weiß sowieso nicht, warum sie nicht auf uns gewartet haben.«
    Als sie kurz vor Mittag in die Küche gekommen waren, hatte lediglich ein Zettel auf dem Küchentisch gelegen:
    Wir sind in die Klinik gefahren (10 Uhr), ihr könnt ja nachkommen. Mama. Wenn ihr endlich wach seid. P.
    Christine und Johann hatten den letzten Bullenschluck abgelehnt und waren nach oben gegangen. Während in Christine die Sorge um Inge und die Beklemmung über den Streit mit Johann durcheinander flogen, hatte sich Johann auf das Sofa gesetzt und gesagt: »Ich danke dir, dass du dir den Satz >Siehst du, da fängt man an, sich zu verändern, und dann bekommt man sofort eins auf die Rübe< verkniffen hast.«
    Er hatte es noch nicht mal ironisch gemeint. Dafür hatten sie dann bis morgens um drei versucht, einen Kompromiss zu finden. Christine hatte versprochen, in den nächsten Tagen ernsthaft über seine Vorschläge nachzudenken, und Johann im Gegenzug, sie währenddessen in Ruhe zu lassen. Beim Aufwachen waren sie versöhnt gewesen.
    Der Pförtner nannte ihnen die Station und das Zimmer. Nachdem sie sich zweimal verlaufen hatten, standen sie mit Blumen kurz danach vor der Tür und klopften. Inge lag in einem Einzelzimmer. Sie hob kurz den Kopf, als
    Johann und Christine eintraten, und ließ ihn dann mit geschlossenen Augen wieder sinken.
    »Ach, Gott sei Dank, ihr seid es.«
    »Was machst du denn für einen Blödsinn?« Christine legte die Blumen neben zwei Vasen mit anderen Sträußen und setzte sich auf einen Stuhl. »Wir haben uns vielleicht erschrocken.«
    Johann setzte sich auf den anderen Stuhl. Inge reichte ihm die Hand.
    »Hallo Johann, hallo Christine. Ich habe mich auch erschrocken. Aber heute ist es noch schlimmer als gestern.«
    Christine rutschte näher. »Wieso? Hast du so schlimme Schmerzen? Dagegen können sie dir doch was geben.«
    Inge winkte ab. »Nein. Dagegen nicht.«
    Sofort kamen Christine Berichte über posttraumatische Depressionen in den Sinn. Ihre Tante war überfallen worden, in einem fremden Apartment, mitten in einer Lebenskrise. Und sie war nur gerettet worden, weil sie ihren Bruder angerufen hatte. Es war grauenhaft.
    »Hat die Polizei schon was gefunden?«
    Christine zuckte bei Johanns unsensibler Frage zusammen und nahm tröstend Inges Hand, die ihr sofort wieder entzogen wurde.
    »Was sollen die groß finden? Der Einbrecher hat ja nichts gestohlen, das wird wohl nie geklärt. Aber, Christine, wenn die Leiche deines Vaters hier im Klinikflur gefunden wird, dann war ich das. Falls sie dich fragen.«
    »Jetzt bist du aber ungerecht. Wenn er nicht gekommen wäre, hättest du stundenlang bewusstlos in der Ferienwohnung gelegen.«
    Inge sah sie stirnrunzelnd an. »Dummes Zeug! Ich habe keinen Schädelbruch, es ist eine leichte Gehirnerschütterung. Ich wäre auch allein wieder aufgewacht. Aber Heinz musste ja mal wieder so einen Aufstand machen. Und dann fällt er noch in Ohnmacht. Wie so ein altes Waschweib. Nur, damit er wieder im Mittelpunkt steht.«
    Christine überlegte, ob das die Folgeschäden des Überfalls waren. Sie verstand überhaupt nicht, warum sich ihre Tante so aufregte. Es tnussten Folgeschäden sein. Vorsichtig griff sie wieder nach Inges Hand. Auch dieses Mal ohne Erfolg.
    »Dein Vater erzählt dem gesamten Personal, allen Patienten und jedem Besucher, wie spektakulär seine Rettungsaktion war. Unter Lebensgefahr, sagt er. Ich glaube, er will in die Zeitung. Alle zwei Minuten kommt

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