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Tante Inge haut ab

Tante Inge haut ab

Titel: Tante Inge haut ab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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wagen. Auch wenn wir schon in Rente sind.«
    »Also wirklich«, Walter guckte entrüstet, »wenn das heute mal nichts war. Ich bin siebenmal umgestiegen, mit dem Ding hinten drauf. Du, und ich habe ein paar nette Leute kennengelernt, und das alles für 54,50 Euro.«
    »Walter!«
    Er ging einen Schritt auf die Tür zu und winkte Heinz, der mit verschränkten Armen laut nach ihm rief, beruhigend zu. »Ich komme.« Dann drehte er sich wieder zu Inge um. »Ich muss los. Also, schlaf gut. Du sagst mir, wenn du mich brauchst, ja?«
    »Mach ich. Gute Nacht.«
    Inge sah ihm hinterher, wie er zu Heinz wankte. Sie bezweifelte, dass dieses Monstrum von Rucksack wirklich rückenfreundlich war. •
     Johann pfiff das letzte Stück, das die Jazzband gespielt hatte. Beeindruckt sah Christine ihn von der Seite an, pfeifen konnte er also auch. Das Konzert hatte fast drei Stunden gedauert, es war schon fast halb elf, aber weder Johann noch Christine hatten Lust, gleich nach Hause zu fahren.
    »Wir können ins >Hafendeck< gehen und einen Cocktail trinken«, schlug Christine vor.
    Das »Hafendeck« war nicht so voll, wie Christine befürchtet hatte. Direkt am Fenster stand ein freier Tisch. Christine lehnte sich zufrieden zurück und griff nach der Cocktailkarte.
    »Ich glaube, ich nehme so einen Tequila Sunrise, auch auf die Gefahr hin, dass du mich danach nach Hause tragen musst. Würdest du das tun?«
    Es kam keine Antwort, Christine sah hoch. »Johann?«
    Mit zusammengekniffenen Augen fixierte er einen Punkt am Ende der Bar. Erst als Christine ihre Hand auf seinen Arm legte, schreckte er hoch.
    »Schau mal da, ist das nicht... ?«
    »Renate.« Christine war seinem Blick gefolgt und hatte die rothaarige Lockenpracht im weißen Hosenanzug sofort erkannt. »Solche Anzüge trug früher mal John Travolta. Ist Tante Inge auch dabei?«
    Suchend sah Johann sich um. »Ich sehe sie nicht. Ich glaube, Renate ist mit dem Mann im roten Jackett da.«
    Der Begleiter war für sein Alter vielleicht ein bisschen zu bunt angezogen, wirkte aber trotzdem nicht unsympathisch. Er lachte gerade laut auf, worauf Renate die Hand auf seine Brust legte und ihm etwas ins Ohr flüsterte. Dann griff sie nach ihrem Champagnerglas und warf ihm einen langen und lasziven Blick zu.
    »Die geht aber ran.« Johann grinste. »Also, was wolltest du jetzt trinken? Ich glaube, ich möchte einfach nur ein Bier.«
    Während sie auf die Getränke warteten, musste Christine sich zwingen, das Turtelpaar nicht zu beobachten. Dabei wäre es so spannend gewesen. Sie versuchte sich auf Johann zu konzentrieren, der entspannt vor seinem Bier saß und aufs Wasser schaute. Bis der DJ die ersten Takte eines alten Schlagers spielte und laut Renates Stimme ertönte: »Du hast mich tausend Mal belogen ..., o Horst, das ist mein Lieblingslied, du musst mit mir tanzen, komm!«
    Johann und Christine konnten nicht anders, sie mussten sich jetzt umdrehen. Renate tänzelte vorneweg, wedelte kokett mit den Enden ihres Schals im Takt, bis sie auf der Tanzfläche ankam, wo sie wiegend auf Horst wartete. Der kam etwas verlegen hinterher, legte ihr steif die Hand auf den Rücken, wurde aber sofort von ihr umschlungen.
    Johann hob die Augenbrauen. »Wer führt da eigentlich?«
    »Renate natürlich. Sie hat alles gegeben, da überlässt sie doch jetzt nichts mehr dem Zufall. Und später wird sie zu ihm sagen: >Du wolltest es doch auch.<« Vorsichtig sog Christine an ihrem Strohhalm. »Der Cocktail ist aber eine heftige Mischung. Spätestens beim übernächsten Lied zerre ich dich auch auf die Tanzfläche.«
    »Trink langsamer. Wer ist denn überhaupt Horst? Ich dachte, sie wäre allein hier.«
    »Vielleicht eine Urlaubsbekanntschaft?« Das Glas war voller Eiswürfel, so dass Christine keine Ahnung hatte, wie viel sie schon getrunken hatte. »Ich glaube, Renate sucht einen Mann. Dass sie Inge besucht, ist nur ein Vorwand.«
    »Wie kommst du denn darauf?«
    »Sie hat so ein Glitzern in den Augen. Ich merke so was. Aber so doli ist Horst nun auch nicht. Ich glaube, ich möchte noch so einen Cocktail.« Sie gab der Bedienung ein Zeichen.
    Johann schüttelte nachsichtig den Kopf. »Ich tanze nicht. Habe ich das schon erwähnt? Egal, wie du zerrst. Und egal, wie viel von diesen Mischungen du trinkst.«
    Am Rand der Tanzfläche entstand plötzlich Unruhe. Eine Frau Anfang sechzig in Jeans, Pulli, Windjacke und mit praktischer Kurzhaarfrisur drängte sich mit entschlossenem Gesichtsausdruck zu Horst und Renate

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