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Tante Inge haut ab

Tante Inge haut ab

Titel: Tante Inge haut ab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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durch, die sich mit geschlossenen Augen eng umklammert im Takt wiegten. Als sie Horst auf die Schulter tippte, öffnete er die Augen - und verlor alle Farbe im Gesicht. Es war leider nicht zu verstehen, was gesprochen wurde, Johann und Christine saßen zu weit weg, die Körpersprache der drei verhieß aber nichts Herzerwärmendes: Die praktische Kurzhaarfrisur knallte dem roten Jackett eine.
    Johann zuckte zusammen. »Aua.«
    Christine reckte den Hals, um nichts zu verpassen. »Armer Horst. Hoffentlich schlägt ihn Renate nicht auch noch.«
    Renate stand da wie eine Königin, sagte keinen Ton, warf nur einen giftigen Blick auf die Kurzhaarfrisur und einen auffordernden auf Horst. Der Arme war anscheinend der Einzige, der mit der Situation total überfordert war, er sah nur zwischen den beiden Frauen hin und her. Nach einem heftigen Wortwechsel drehte sich die Kurzhaarfrisur auf dem Absatz um. Horst sagte etwas zu Renate, dann rannte er hinterher. Und die Königin? Mit der größten Verachtung, die Christine jemals in einem Blick gesehen hatte, nahm sie das Kinn hoch und tanzte einfach allein weiter.
    Johann und Christine sahen sich an und nickten anerkennend.
    »Die Nerven musst du erst mal haben«, sagte Johann, »Respekt.« Vermutlich erzeugte seine Anerkennung Schwingungen. Johann hatte seinen Satz kaum beendet, da hatte Renate den Tisch am Fenster entdeckt und kam schnurstracks auf sie zu.
    »Ach, hallo, ich habe Sie gar nicht gesehen, sind Sie schon länger hier?«
    Höflich stand Johann auf und holte ihr einen Stuhl. »Setzen Sie sich doch, Frau von Graf. Möchten Sie etwas trinken?«
    Renate lächelte ihn beseelt an. »Danke, wie reizend. Vielleicht ein Gläschen Schampus.«
    »Ist Ihre Flasche dahinten schon leer?« Christine ignorierte Johanns strafenden Blick. Sie fand nicht, dass man Renate jetzt großartig trösten musste. »Sonst können wir die ja bringen lassen. Wäre doch schade um das teure Zeug.«
    »Christine!«, zischte Johann.
    Renate war nicht so empfindlich. »Stimmt. Zumal die schon bezahlt ist. Haben Sie diesen Auftritt gerade eben mitbekommen?«
    »Ja«, übertönte Christine Johanns Antwort, die mit einem leisen »Welchen ...« begonnen hatte. »Das war ja was. Kannten Sie die Frau?«
    Renate warf den Kopf zurück. »Das fehlte gerade noch. Die war ja grauenhaft. Wie kann man nur mit Sportkleidung in eine Bar gehen? Und dann diese Haare! Einige Frauen laufen wirklich rum wie ihre eigenen Mütter. Wissen Sie, Horst hatte mir erklärt, dass er hier geschäftlich zu tun hat. Wie soll man da ahnen, dass Mutti auch noch auftaucht? Na gut, ein Verlust ist es nicht. Wie ein kleiner Junge ist er ihr sofort hinterhergewackelt. So eine Memme! Aber Schwamm drüber. Sollten wir uns nicht duzen? Ich bin Renate.«
    Sie hob ihr Glas und strahlte Johann an. Sicher spitzte sie gleich die Lippen zum Bruderschaftskuss. Johann hatte selbst Schuld, was war er auch so gut erzogen. Als Renate ihn umfing, bestellte sich Christine einen neuen CocktaiL Auf Horst! Nachdem sie Renate ins Taxi verfrachtet harten, machten sich Christine und Johann einträchtig auf den Weg nach Hause.
    »Eines muss man ihr lassen ...«, Christine versuchte, ihren Schluckauf einfach wegzureden, »sie hat ... Selbstvertrauen. Dass ihr Horst durch die Lappen gegangen ist, hat sie überhaupt nicht tragisch genommen ... Oh, jetzt kommt er doch ... der ... Schluckauf, meine ... meine ich.«
    »Jemand muss dich erschrecken. Dann geht er weg.«
    »Was hat Renate dir ... gerade zugeflüstert ... über Horst und seine Frau?«
    Abrupt griff Johann nach ihrem Nacken, zog sie zu sich und küsste sie. Danach musterte er sie. »Und?«
    Christine lächelte ihn an. »Was und?«
    »Der Schluckauf. Ist er weg?«
    Sie überlegte kurz. »Ja, scheint geholfen zu haben. Hast du mich nur deshalb ... oh ... geküsst?«
    »Natürlich.« Langsam ging er weiter und zog sie mit. »Horst hat Renate erzählt, dass seine Ehe zerrüttet sei. Na ja, das ist sie wohl jetzt auch.«
    »Das glaube ich ... nicht, er ist seiner Frau doch sofort artig ... gefolgt.«
    Johann lachte. »Ob ihm das was nützt?«
    Christines Schluckauf steigerte sich in der Taktung. »Ist ... ja ... auch ... egal. Ach du ... Schande ... bei uns ist schon wieder Festbeleuchtung.«
    Sie konnten das Haus bereits sehen, alles war hell. Christine beschleunigte ihre Schritte.
    »Hoffentlich ist nicht wieder was passiert.«
    »Hast du gemerkt?«, sagte Johann hinter ihr. »Dein Schluckauf ist weg. Habe ich

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