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Tante Inge haut ab

Tante Inge haut ab

Titel: Tante Inge haut ab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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Bettrand gesetzt hatte. »Aber sie sind bei ihr abgeblitzt. Deshalb übernachtet Walter jetzt hier.«
    »Ach du Schande.« Eine Welle des Mitgefühls überrollte Christine. »Der arme Walter. Inge ist wirklich hart. Da war er wohl ganz schön geknickt, was?«
    Ihre Mutter hob die Augenbrauen. »Geknickt?« Sie kicherte ein bisschen. »Keine Ahnung.« Das Kichern wurde hysterisch. »Er will morgen jedenfalls Dortmund gegen Bayern gucken. Von Heinz weiß er auch schon, in welcher Kneipe. Und er will einen Antrag stellen, auf Befreiung von der Kurtaxe. Da gäbe es ein Gerichtsurteil. Die Gemeinde und die Kurverwaltung sollten sich warm anziehen.«
    Nachdenklich betrachtete Christine ihre gickernde Mutter. »Und was ist jetzt mit ihm und Tante Inge?« Sie hoffte, dass Charlotte jetzt nicht durchdrehte. Charlotte wischte sich die Lachtränen aus den Augenwinkeln. »Walter sagt, sie hat nichts. Und Heinz sagt, es wird schon wieder. Dein Vater hat alle zehn Minuten neue Theorien, was mit Inge los ist.« Sie stöhnte gequält auf. »Und ich habe nur diesen überdimensionalen Rucksack gesehen und frage mich, wie lange das Theater gehen soll. Inge lässt mich mit den beiden hängen.«
    »Du hast Walter angerufen.«
    »Ich dachte ja, er bringt alles wieder in Ordnung. Er sollte sich mit Inge versöhnen.«
    »Sind sie denn richtig zerstritten?«
    »Was weiß ich? Wenn sie ihn verlassen hat. Aber was mische ich mich auch ein. Die sollen doch ihren Kram unter sich regeln.« Charlotte suchte nach einem Taschentuch. »Jedenfalls habe ich keine Lust, mich jetzt wochenlang um meinen Schwager zu kümmern. Ich bin doch nicht die Mutter der Nation. Walter ist ja noch schlimmer als dein Vater.«
    »Mama!«
    »Ist doch wahr. Ich glaube, ich war vom Wahnsinn gebissen, als ich Walter angerufen habe. Soll Inge ihn doch verlassen, sie wird schon wissen, warum.« Entschlossen zog sie ihre Decke hoch. »Und jetzt will ich schlafen. Gute Nacht.«
    »Gute Nacht, Mama.«
    Christine ging langsam aus dem Zimmer und schloss leise die Tür. Kaum war sie im Bad, hörte sie von unten Walters melodiösen Bass: »So sehen Sieger aus, so sehen Sieger aus ...«
    Was war sie froh, dass Johann drei Türen weiter im Bett auf sie wartete.
    Als sie sich neben ihm ausstreckte und tief durchatmete, schob Johann seinen Arm unter ihren Nacken.
    »Und ?«
    »Meine Mutter steht kurz vor einem Nervenzusammenbruch, Onkel Walter will die Kurverwaltung verklagen, mein Vater verzockt seine Rente beim Kniffein, und Tante Inge tut immer noch so, als wäre nichts. Das heißt, alles in bester Ordnung. «
    Er lachte leise und küsste sie auf die Schulter. »Also hat Inge sich nicht gefreut, als ihr Mann kam?«
    »Sie hat ihn rausgeschmissen. Deshalb schläft er jetzt hier. In Anbetracht dieses Monster ruck zuck wohl für länger.«
    Johann sah sie nachdenklich an. »Sag mal, sollen wir uns für die nächsten Tage nicht lieber ein Hotel suchen ? Vielleicht entspannt sich für deine Mutter die Sache ja etwas, wenn Walter hier oben schläft. Und wir weg sind.«
    So viel zu dem Vorhaben, Johann zu beweisen, dass ihre Familie ganz normal und reizend war.
    »Ich weiß nicht ...«, Christine kaute auf ihrer Unterlippe, »ja, vielleicht hast du recht. Ich spreche mal mit meiner Mutter drüber.«
    Sie stellte sich ein ruhiges kleines Hotel vor. Dicht am Wasser, ein breites Bett, vielleicht eine Sauna im Haus, ein nettes Restaurant. Auf alle Fälle aber kein Heinz, kein Walter, keine Inge, keine drohenden Nervenzusammenbrüche, nur sie und Johann. Gleich morgen früh würde sie ihren Eltern diesen grandiosen Vorschlag machen. Lächelnd rollte sie sich zu Johann.
    »Du hast immer so wunderbare Ideen.« Vor seinem Kuss schloss sie die Augen.  
    Heinz und Charlotte hörten sofort auf zu reden, als Christine am nächsten Morgen in die Küche kam.
    »Was ist?«, fragte sie irritiert. »Ihr könnt ruhig weiterreden.«
    »Nichts«, antwortete Heinz, »deine Mutter und ich haben nur gerade festgestellt, dass wir völlig unterschiedliche Auffassungen von Familienleben haben.«
    »Wieso?«
    Mit einem genervten Gesichtsausdruck winkte Charlotte ab. »Er redet Blödsinn. Wolltest du Kaffee, Christine?«
    »Ich rede keinen Blödsinn.« Verärgert knallte Heinz seine Tasse auf den Unterteller. »Ich weigere mich nur, meinen angeheirateten Schwager unter die Brücke zu schicken.«
    »Ein Schwager ist immer angeheiratet«, erklärte Christine in dem Versuch, ihre Eltern zur Vernunft zu bringen. Es

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