Tante Julia und der Kunstschreiber
Subjekt Gumercindo Tello, Bewohner des gleichen Häuserblocks, Zimmer J, geschändet worden. Sarita hatte, ihre Verwirrung, ihren Schmerz überwindend, den Hütern der Ordnung berichtet, daß die Notzucht nur das tragische Ende einer langen Kette heimlicher Belästigungen gewesen sei, denen sie sich von seilen des Schänders ausgesetzt gesehen hatte. Er war tatsächlich seit acht Monaten – das heißt, von dem Tag, an dem er sich als auffälliger Unheilsvogel im Block Nr. 12 niedergelassen hatte – hinter Sarita Huanca her, ohne daß die Eltern oder die Nachbarn es bemerkt hatten, und machte ihr geschmacklose Komplimente und dreiste Angebote (wie etwa: »Ich würde gern die Zitronen deines Gartens ausdrücken« oder: »Eines Tages werde ich dich melken«). Von den Absichtserklärungen war Gumercindo Tello zur Tat geschritten. Im Hof von Block Nr. 12 oder in den benachbarten Straßen versuchte er, die Minderjährige, wenn sie aus der Schule kam oder zum Einkaufen ging, anzufassen und zu küssen. Aus natürlicher Scham hatte das Opfer den Eltern nichts von diesen Nachstellungen erzählt.
Am Abend des Sonntags, zehn Minuten, nachdem die Eltern in Richtung Metropolitan-Kino das Haus verlassen hatten, hörte Sarita Huanca, die gerade ihre Schularbeiten machte, ein Klopfen an der Tür. Sie ging und öffnete und sah Gumercindo Tello. »Was wünschen Sie?« fragte sie höflich. Der Schänder stellte
sich so friedfertig wie möglich und gab vor, sein Spirituskocher habe keinen Brennstoff mehr, und es sei jetzt zu spät, um noch welchen kaufen zu können. Er sei gekommen, um ein bißchen Kerosin auszuleihen, damit er sich sein Essen machen könne. (Er versprach, es am nächsten Tag zurückzubringen.) Freigebig und naiv ließ das Mädchen Huanca Salaverria das Individuum eintreten und zeigte auf die Kerosin-Flasche, die zwischen dem Herd und dem Eimer stand, der gelegentlich als Abtritt benutzt wurde.
(Dr. jur. Barreda y Zaldîvar lächelte bei diesem Ausrutscher des Ordnungshüters, der die Anzeige aufgesetzt hatte und der, ohne es zu wollen, bei den Huanca Salaverria diese Sitte aus der Provinz von Buenos Aires konstatierte, die Notdurft in einen Eimer zu verrichten, im gleichen Raum, in dem man aß und schlief.) Kaum war er mit diesem Trick in das Zimmer H hineingekommen, verriegelte der Angeklagte die Tür. Dann kniete er nieder, faltete die Hände und flüsterte Liebesworte auf Sarita Huanca Salaverria ein, die erst in diesem Augenblick um ihr Schicksal bangte. In einer Sprache, die das Mädchen als romantisch bezeichnete, riet Gumercindo Tello ihr, seinen Wünschen willfährig zu sein. Was waren das für Wünsche? Sie sollte sich entkleiden und sich von ihm berühren, küssen und die Jungfernschaft nehmen lassen. Sarita Huanca regte sich furchtbar auf und wies diese Vorschläge energisch zurück, beschimpfte Gumercindo Tello und drohte ihm, die Nachbarn zu rufen. Als er das hörte, ließ der Angeklagte von seiner bittenden Haltung ab, zog ein Messer aus seinem Anzug und drohte dem Mädchen, sie beim ersten Schrei zu erstechen. Er stand auf, ging auf Sarita zu und sagte: »Komm, komm, du wirst ja schon richtig heiß, meine Liebste«, und da sie trotz allem nicht gehorchte, verpaßte er ihr ein paar Faustschläge und Fußtritte, bis sie zu Boden fiel. Dort, von einem nervösen Anfall geschüttelt, bei dem ihm nach Aussage des Opfers die Zähne aufeinanderschlugen, riß der Schänder ihr die Kleider in Fetzen vom Leib, knöpfte seine eigenen auf und warf sich auf das Mädchen, bis er dort auf dem Boden den fleischlichen Akt vollzogen hatte, den er wegen des Widerstandes, den das Mädchen ihm leistete, mit neuen Schlägen begleitete, von denen Spuren in Form von Beulen und Blutergüssen zurückgeblieben waren. Nachdem seine Begierde befriedigt war, verließ Gumercindo Tello das Zimmer H, nicht ohne vorher Sarita Huanca Salaverrfa zu raten, kein Wort über den Vorfall zu sagen, wenn sie alt werden wolle (und dabei fuchtelte er mit dem Messer herum, um ihr zu zeigen, daß er es ernst meine). Die Eltern fanden ihre Tochter, als sie vom Metropolitan nach Hause kamen, mit mißhandeltem Körper, in Tränen gebadet. Nachdem sie ihre Wunden behandelt hatten, wollten sie sie zwingen, das Vorgefallene zu berichten. Aber aus Scham weigerte sie sich. Und so verging die Nacht. Am nächsten Morgen jedoch, von dem Schock erholt, den der Verlust der Jungfernschaft für sie bedeutete, erzählte das Mädchen den Eltern alles, und sie
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