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Tante Lisbeth (German Edition)

Tante Lisbeth (German Edition)

Titel: Tante Lisbeth (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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berappen, nee! Sein Vater hat ihm die Karriere verdorben. Ich, ich werde einmal Minister!«
    »Aber lieber Crevel, es handelt sich nicht um unsere Kinder, die armen Opferschafe! Wenn Sie Ihr Herz vor Viktor und Cölestine verschließen, so strafen Sie sie für ein gutes Werk ...«
    »Jawohl, es gibt gute Werke, die schlecht angebracht sind. Die sind halbe Schandtaten!« unterbrach Crevel die Baronin. Das Bonmot gefiel ihm übrigens.
    »Man tut gar nichts Besonderes, mein lieber Crevel, wenn man Geld aus einer übervollen Börse nimmt und hilft. Nein! Entbehrungen für eine Großherzigkeit erdulden, für die Wohltaten, die man ausübt, selber leiden, sich auf Undankbarkeit gefaßt machen: das heißt Gutes tun. Mildtätigkeiten, die nichts kosten, erkennt der Himmel nicht an.«
    »Gnädige Frau, die Heiligen mögen in die Hospitäler gehen, wenn sie glauben, dort sei die Himmelstür. Ich bin ein Weltkind. Ich fürchte Gott, aber mehr noch die Hölle der Armut und des Elends. Kein Geld haben, das ist bei unsern sozialen Verhältnissen der Gipfel alles Unglücks. Ich bin ein Kind meiner Zeit: ich ehre das Geld!«
    »Sie haben recht«, sagte Adeline, »aber nur vom Standpunkte des Weltkindes.«
    Sie war tausend Meilen von ihrem Vorhaben entfernt. Unter Qualen erinnerte sie sich ihres Onkels. Sie sah ihn im Geiste vor sich, wie er sich erschoß. Sie schloß die Augen einen Augenblick und schlug sie dann wieder auf, um Crevel mit dem süßen Blick eines Engels anzublicken. Vor drei Jahren hätte sie ihn damit in den Himmel versetzt.
    »Einstmals waren Sie nicht so geizig«, sagte sie, »da sprachen Sie von dreihunderttausend Francs wie ein Grandseigneur ...«
    Crevel sah die Baronin an. Sie erschien ihm wie eine bald verblühte Lilie. Wirre Gedanken kamen ihm, aber sein Respekt vor diesem unnahbaren Wesen war so groß, daß er den Libertin in sich wieder zurückdrängte.
    »Gnädige Frau«, erwiderte er, »ich bin immer der gleiche. Aber ein ehemaliger Kaufmann legt selbst in sein Weltmannstum System und Sparsamkeit. Auch da muß er Ordnung halten. Man eröffnet seinen Dummheiten ein gewisses Konto und kreditiert es. Man opfert diesem Kapital gewisse Einkünfte. Aber das Kapital wird nicht angegriffen. Das wäre Wahnsinn. Meine Kinder sollen es einmal ganz bekommen, das Vermögen ihrer Mutter und das meine. Aber kein Mensch kann verlangen, daß ich mich für sie langweile und Mönch oder Mumie werde. Ich lebe ein lustiges Leben. Heiter gleite ich den Strom des Daseins dahin. Ich erfülle alle Pflichten, die mir das Gesetz, mein Herz und meine Familie auferlegen, genau wie ich ehedem am Verfalltage prompt meine Wechsel eingelöst habe. Meine Kinder sollten sich mich in wirtschaftlichen Dingen zum Muster nehmen, dann wäre ich zufrieden. Meine dummen Streiche, wenn ich deren überhaupt welche mache, kosten keinem etwas außer mir selber. Niemand darf sie mir also vorwerfen, und meine Kinder werden nach meinem Tode ein hübsches Vermögen vorfinden. Ihre Kinder können das von ihrem Vater dereinst nicht sagen. Sein Tun und Treiben ruiniert sie...«
    »Sie sind meinem Manne nicht besonders gewogen, lieber Crevel, und doch wären Sie sein bester Freund, wenn seine Frau Ihnen gegenüber schwach gewesen wäre ...«
    Sie warf ihm einen flammenden Blick zu. Wiederum stiegen in dem ehemaligen Kaufmann lose Gefühle auf.
    Sollte sie sich an ihrem Manne rächen wollen? fragte er sich. Sollte ihr doch der Bürgermeister besser gefallen als der Bürgergardist von damals? Die Weiber wissen ja nie, was sie wollen ...
    Er nahm seine neue Attitüde an und warf der Baronin einen verliebten Blick zu.
    »Es will mir scheinen«, fuhr sie fort, »als wollten Sie sich an ihm ob der Tugend seiner Frau rächen, einer Frau, die Sie einmal so sehr geliebt haben, daß Sie sie kaufen wollten.«
    Die letzten Worte flüsterte sie.
    »Einer göttlichen Frau«, fügte Crevel hinzu und sah die Baronin vielsagend an. Sie senkte die Blicke; ihre Wimpern wurden feucht. »Denn Sie haben viel auszustehen gehabt... in den letzten drei Jahren ... Ist es nicht so, schöne Frau?«
    »Von meinem Leid wollen wir lieber nicht reden«, wehrte sie ab. »Mein lieber Crevel, es geht über meine Kraft. Ach, wenn Sie mich noch liebten, dann könnten Sie mich retten! Ich bin in einer Hölle. Mörder, die man foltert und hinrichtet, stehen tausendmal weniger Qualen aus als ich, der man mir nicht nur den Leib, sondern auch die Seele zerfleischt!«
    Crevels Daumen glitt von der

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