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Tante Lisbeth (German Edition)

Tante Lisbeth (German Edition)

Titel: Tante Lisbeth (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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Diener...«
    Während er so sprach, hatte ihm die Baronin ihre Hände entzogen. Er setzte sich von neuem in Positur und bildete sich ein, wunder wie begehrenswert auszusehen. Er schien damit sagen zu wollen: Siehst du, einem Kerl wie mir hast du damals einen Korb gegeben!
    »Ja, ja, Kindchen«, fuhr er fort, »ich bin gerächt! Ihr Mann weiß es auch. Ich habe ihm handgreiflich bewiesen, daß er Hörner aufgesetzt bekommen hat. Frau Marneffe ist meine Geliebte, und nach Marneffes Tode wird sie meine Frau.«
    Frau von Hulot sah Crevel mit starrem, fast irrem Blicke an.
    »Hektor weiß es?« fragte sie.
    »Jawohl! Und trotzdem ist er wieder hingerannt«, erwiderte Crevel, »und ich habe nichts dagegen gehabt, weil sich Valerie nun einmal in den Kopf gesetzt hatte, daß ihr Mann Kanzleidirektor werden soll. Aber sie hat mir geschworen, die Geschichte so zu deichseln, daß der Baron einen Denkzettel aufgebrannt bekäme, an den er sein Lebtag denken soll. Und meine kleine Prinzessin – sie ist wirklich eine, auf Ehre! – hat ihr Wort gehalten. Sie hat Ihnen, meine Gnädige, Ihren Hektor auf ewig von seiner Verliebtheit geheilt. Eine harte, aber heilsame Kur! Er wird weder mit Tänzerinnen noch mit anständigen Frauen je wieder anbändeln. Er ist radikal geheilt! Er steht da, ratzekahl wie ein Apfelbaum im Winter! Sehen Sie, hätten Sie vor drei Jahren Crevel erhört statt ihn zu demütigen, so besäßen Sie die vierhunderttausend Francs, die mich meine Rache gekostet hat. Na, ich hoffe, ich bekomme nach Marneffes Tode den Mammon wieder... Ja, schlau muß man sein!«
    »Sie wollen Ihrer Tochter eine derartige Stiefmutter geben?« rief die Baronin aus.
    »Sie kennen Valerie ja gar nicht!« entgegnete Crevel ernst, indem er die Attitüde seines Frühstils annahm. »Sie ist eine hochgeborene Frau, eine todschicke Frau, eine allgemein angesehene Frau! Sehen Sie, gestern war der Pfarrer der Parochie bei ihr zu Tisch. Wir haben der Kirche eine prachtvolle Monstranz gestiftet. Valerie ist sehr fromm. Ja, sie ist gewandt, klug, gescheit, gebildet, kurz und gut: entzückend! Was mich anbelangt, teure Adeline, ich verdanke der scharmanten Frau enorm viel. Sie hat meinen Geist geschliffen und meine Sprache veredelt, wie Sie sehen. Sie kultiviert meinen Witz; sie schenkt mir Gedanken und Worte. Ich sage keine Unüberlegtheiten mehr. Ich bin total gewandelt! Das muß Ihnen doch gewiß aufgefallen sein! Na, und dann hat sie meinen Ehrgeiz erweckt. Ich werde Abgeordneter und werde meine Sache fein machen, denn ich werde meine Pythia bis in die kleinsten Dinge befragen. Alle großen Staatsmänner haben ihre Pythia gehabt. In Valeries Salon verkehren zwei Dutzend Abgeordnete. Ihr Einfluß wird steigen, wo sie nunmehr ein wunderhübsches Palais bewohnen wird und Wagen und Pferde gehalten bekommt. Sie wird eine der heimlichen Herrscherinnen von Paris werden. Solch eine Frau bringt einen vorwärts! Glauben Sie mir, ich habe Ihnen im stillen oft für Ihre damalige Unnahbarkeit gedankt!«
    »Man könnte an Gottes Gerechtigkeit zweifeln!« flüsterte Adeline, nachdem sie sich die Tränen der Empörung getrocknet hatte. »Und doch – einst wird alles vergolten!«
    »Sie kennen die Welt nicht, Verehrteste«, warf Crevel ein, in seinem staatsmännischen Selbstbewußtsein verletzt. »Die Welt, schöne Frau Adeline, liebt den Erfolg! Was gibt sie zum Beispiel für Ihre erhabene Tugend, die Sie auf zweihunderttausend Francs taxieren!«
    Die Baronin schauerte in sich zusammen. Von neuem überkam sie ein nervöses Zittern. Sie begriff allmählich, wie gemein sich der ehemalige Parfümerienhändler an ihr rächte. Vor Ekel wurde ihr übel; das Herz tat ihr körperlich weh, und die Kehle schnürte sich ihr zusammen, so daß sie kein Wort hervorbringen konnte.
    »Das Geld!« rief sie aus, »immer wieder das Geld!«
    Crevel fiel die Demütigung dieser Frau wieder ein.
    »Sie haben mich sehr gerührt«, begann er von neuem, »als Sie mir weinend zu Füßen lagen. Ja, Sie werden es mir vielleicht nicht glauben wollen: hätte ich meine Brieftasche bei mir gehabt, sie wäre Ihnen gewesen! Sie brauchen also zweihunderttausend Francs?«
    Bei diesen protzigen Worten vergaß Adeline die niederträchtigen Beleidigungen dieses Herrschers im Reiche des Mammons. Und doch waren sie nichts als eine gewisse Lockspeise, durch die Crevel in die Geheimnisse der unglücklichen Frau eindringen wollte, um hinterher mit Valerie seine Witze darüber zu reißen.
    »Ach, ich tue

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