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Tanz auf dem Regenbogen

Tanz auf dem Regenbogen

Titel: Tanz auf dem Regenbogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kinky Friedman
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McGovern gesprochen.«
    »Alles ist möglich«, sagte Hoover. »Vor drei Tagen hat man noch in der Vergangenheit von Jesus Christus gesprochen.«
    »Wo sind wir hier? Freizeitbibelstunde?«
    »Dann ist er natürlich am Murmeltiertag wieder auferstanden«, sagte Hoover.
    Hoover fuhr weiter. Ich versuchte weiter, die Dinge durch die Augen eines Reporters zu betrachten. Irgendwann bemerkte ich, daß ich darüber nachdachte, was wohl passieren würde, wenn ein Mann mit den Augen eines Reporters eine Frau mit einem Riecher für eine Story trifft. Würde sich dann McGovern magisch materialisieren?
    »Warum müssen wir diese Braut im Bishop Museum treffen?« fragte ich Hoover, der unbeirrt unsere Insel-Odyssee fortsetzte.
    »Ich weiß nicht genau warum«, sagte Hoover. »Ich weiß nur, daß das Bishop Museum sowohl für Carline als auch für mich ein bedeutsamer Ort ist. Es ist nicht nur das authentischste und umfassendste Museum in ganz Polynesien, es ist auch der Ort, an dem Carline und ich eine Menge Material gesammelt haben. Da habe ich auch die Story über die Ka ‘ai her.«
    »Was zum Teufel ist eine Ka ‘ai?«
    »Zuerst mal ist das Plural. Es gibt zwei davon. Es sind geflochtene Körbe, die die Gebeine altertümlicher Könige beinhalten. Zweitens sind es die beiden ältesten Relikte hawaiianischer Kultur…«
    »Und ich dachte, das wären wir.«
    »Und drittens wurden die Ka ‘ai vor fünf Jahren aus dem Bishop Museum gestohlen und sind immer noch vermißt.«
    »Genau wie McGovern«, sagte ich.

 
    25
     
     
     
    Das Bishop Museum entpuppte sich als ein zweistöckiges, burgähnliches, leicht unheilschwangeres Gebäude im gotischen Stil, in dem man nur ungern im Dunkeln herumspazieren wollte. Offensichtlich hatte das aber jemand getan, ansonsten wären die Ka ‘ai, von denen Hoover gesprochen hatte, nicht vermißt. Aber auch wenn sie verschwunden waren, wurde hier so ziemlich alles, was auch nur im entferntesten für Hawaii repräsentativ war, ausgestellt. Wie jedes Museum, das seinen Namen verdiente, war das Bishop Museum der Speicher des Landes, das es repräsentierte. Es stand da wie ein stolzer Schrein, der jeden, der an die Vergangenheit glaubte, hereinwinkte.
    Während Hoover und ich auf dem Treppenabsatz des zweiten Stocks standen, auf seine Freundin Carline warteten und dabei den fünfzehn Meter langen, ausgestopften Pottwal studierten, wurde mir nicht zum ersten Mal bewußt, daß ich mich schrecklich zu todgeweihten Menschen hingezogen fühle. Natürlich sind alle Menschen irgendwie todgeweiht, aber manche unter uns fahren auf der Überholspur und diese überaus charmanten Individuen scheinen mit dem Leben so verschwenderisch umzugehen, daß ich mich zu ihnen hingezogen fühle, wie eine Motte zum mickrigen Licht der Freundschaft. Viele der charismatischsten Menschen, die ich gekannt hatte, hatten vorzeitig ejakuliert und waren zu Jesus gegangen. Die Liste war unnatürlich lang, aber während ich mit dem Pottwal ein Zwiegespräch hielt, dachte ich vor allem an meinen Bruder Tom Baker, John Belushi, Lowell George, Keith Moon und Abbie Hoffman. Sie alle schienen in meiner Erinnerung die Augen von Anne Frank zu haben. Sogar der Pottwal schien die Augen von Anne Frank zu haben. Vielleicht sagten die Toten auch einfach nur den Lebenden, daß alles in Ordnung war.
    Obwohl es wahrscheinlich schon zu spät war, wollte ich nicht, daß McGovern in meinem kleinen schwarzen Telefonbuch von der Aktiv- auf die Passivseite wechselte. Ich dachte, wenn ich ihn nicht glorifizierte oder heroisierte, könnte das irgendwie seine Anwesenheit auf dieser schäbigen Ausrede von einem Planeten verlängern. Das war natürlich irrational, hatte überhaupt keine Logik. Ich überlegte nur, daß er, wenn ich wirklich anfinge, ihn zu vermissen, wahrscheinlich verloren wäre. Also starrte ich in eines der großen Glasaugen des Pottwales und versuchte an Dinge zu denken, die mich an McGovern wirklich irritierten. Das war nicht allzu schwierig.
    Einer der verstörendsten Aspekte der zwischenmenschlichen Beziehungen mit McGovern war die absolut unvermeidliche Erfahrung, sich seinem legendären Wohnzimmertape, das er selbst mit einigen seiner Lieblingsinterpreten zusammengestellt hatte, auszusetzen. Wo immer McGovern auf diesem, unserem blauen Planeten auch hinreiste, er nahm das Tape überall mit hin und spielte es solange unaufhörlich, unerbittlich, gnadenlos und brutal seinen jeweiligen Begleitern vor, bis diese darum baten, in die

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