Tanz auf dem Regenbogen
zurückverfolgt?« fragte er.
»Ja, zu einer Telefonzelle auf Kapahulu.«
»Scheiße«, sagte der Bulle. »Es ist immer eine Telefonzelle auf Kapahulu.«
»Was sagt uns das?« fragte ich.
»Rein gar nichts, verdammt«, sagte der Bulle.
»Und was bedeutet Pau kanaka make?«
»Es bedeutet, wir sollten dafür sorgen, daß Ihr Arsch um 11.30 Uhr in Reihe 13 sitzt, andernfalls ist Ihr Kumpel Haifischfutter.«
»Hört sich auf Hawaiianisch besser an«, sagte ich.
»Das ist mit allem so«, sagte der Bulle.
23
Bevor ich den Raum mit einem Koffer voller Geld verließ, hatten mich mehrere neu eingetroffene Schnüffler bearbeitet, ich solle einem von ihnen die Übergabe überlassen. Sie argumentierten ganz logisch, daß die Kidnapper keine Ahnung hatten, wie ich aussah, und daß ein Undercover-Bulle an meiner Stelle, bessere Chancen hatte, das Lösegeld für McGovern zu übergeben und die Mutprobe lebend zu überstehen. Ich hatte ihnen gesagt, es gäbe auf dieser Welt ohnehin schon mehr als genug Kinky-Friedman-Imitatoren und dies sei etwas, was ich selbst regeln mußte. Das war natürlich nicht notwendigerweise rational, aber so persönlich wie ich nur werden konnte. Ich ließ die Bullen auch wissen, daß es mich einen Scheißdreck interessierte, wie hoch meine Chancen waren, aus dieser Situation lebend wieder rauszukommen, wenn es mir nicht gelang, ein kleines Loch zu bohren und McGovern mit mir da durchzuziehen. Sie sagten, ich solle nicht den Helden spielen und nichts riskieren. Ich lieferte ihnen ein großartiges Zitat von Damon Runyon: »All of life is six-to-five against.«
Sie sagten, schön, dann schicken wir Damon Runyon. Aber das alles hatte natürlich stattgefunden, bevor ich mit einem Koffer voller Geld den Raum verlassen hatte.
Man macht im Leben viele ernüchternde Erfahrungen, aber allein in See zu stechen, um Kidnappern das Lösegeld für seinen irischen Lieblingsdichter zu übergeben, gehört nicht zu den unwichtigsten. Liebe und Geld hingen in der Schwebe, als ich wie ein Tourist mit leichtem Gepäck die Hotellobby verließ. Ich ging zum Strand und fand meinen Weg durch das schattige Blätterbaldachin des Hau Baums. Es war fast elf Uhr morgens in Honolulu, aber mich durchbohrte eine Kälte, die schlimmer war als die Kindheit. Ihr Name war Pau kanaka make.
Der »große alte steinerne Swimming Pool«, den die Kidnapper zum Treffpunkt auserkoren hatten, war ein Natatorium genanntes Salzwasserschwimmbad von olympischen Dimensionen. Es war direkt nach dem ersten Weltkrieg erbaut worden, im Andenken an all die Spielzeugsoldaten aus Fleisch und Blut, die vor langer Zeit an fernen Orten vom Tisch gewischt worden waren. Jetzt lag es in all seinem verblaßten Ruhm vor mir, ein Gebäude, das langsam bröckelte, wie das Vertrauen in den Erfolg meines Vorhabens, das innerhalb seiner verwitterten Mauern stattfinden sollte.
Die Wahl des Natatoriums zeugte von einer gewissen Cleverness seitens der Kidnapper, es stand einzeln und abgelegen wie eine Göttin der Freiheit an der belebten Küste. Einen Ausblick auf die steinerne Tribüne innerhalb des Gebäudes zu bekommen war praktisch genauso schwierig, wie sich einen Einblick in die ruhmreiche Vergangenheit des Gebäudes zu verschaffen. Aber ich konnte die Vergangenheit um mich herum spüren, während ich mich durch Seeschwämme, Bierdosen und den ganzen Müll des modernen Lebens hindurch zum Tor eines vergangenen Garten Edens schlängelte. Genau wie der Mann am Telefon gesagt hatte, war das Tor leicht geöffnet, und es war kein Problem für mich, meinen Weg in die leere Ruine zu finden. Soweit ich das überblicken konnte, war die einzige Zeugin meines Eindringens eine langhaarige, orangefarbene Katze mit großen gelben Augen, die mein eigenes Mißtrauen in die ganze verdammte Welt im allgemeinen und in diese Situation im besonderen zu reflektieren schienen. Ich registrierte, daß die Katze genug gesunden Menschenverstand hatte, um das Natatorium nicht zu betreten.
»Ich bin Bozo der Clown«, sagte ich zu der Katze, als ich das Sonnenlicht hinter mir ließ und in einen muffig feuchten, dunklen Gang trat. Vielleicht, dachte ich, war es doch ein Fehler gewesen, nicht einen Undercoverbullen den Lösegeldaustausch machen zu lassen. Vielleicht hätte ich die Bullen auch in Bezug auf ihre weitere Vorgehensweise oder was ich tun sollte, wenn etwas schief ging, stärker ausquetschen sollen. Es gab jede Menge Raum, wo etwas schief gehen konnte, überlegte
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