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Tanz auf dem Regenbogen

Tanz auf dem Regenbogen

Titel: Tanz auf dem Regenbogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kinky Friedman
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ich, während ich die sorgenfreie, zivilisierte Welt aus den Augen verlor und mir vorsichtig einen Weg durch die schattigen Eingeweide des Natatoriums suchte. Die Bullen hatten mich mit einem Peilsender ausgerüstet, mich aber gewarnt, daß dieser in urbanen Bereichen nicht immer perfekt funktionierte. Mir war nicht klar, ob die archäologische Ruine, die ich gegenwärtig bewohnte, als urbaner Bereich qualifiziert war, aber es war offensichtlich, daß es für die Bullen die Hölle werden würde, zu überwachen, was sich hier abspielen würde, es sei denn, sie hätten ein paar Taucher oder ein U-Boot mit Periskop im Pool untergebracht. Für den Kinkster waren das auf jeden Fall nicht gerade herzerwärmende Neuigkeiten. Ich planschte für die nächsten sieben Jahre durch das im Tunnel stehende Wasser und tauchte schließlich im hellen Sonnenlicht neben dem Pool wieder auf.
    Mit dem Koffer in der Hand ging ich die Steinwüste bis Reihe 13 hoch und setzte mich, das Gesicht zum Pool und zum Meer gewandt. Die Touristen am Strand waren weit entfernt in meinem peripheren Blickfeld. Nicht ein einziges lebendes Wesen regte sich innerhalb der Begrenzungen meines Schlosses. Eine leichte Brise wehte geisterhaft aus Richtung des Diamond Head. Es war fünf vor elf. Ich lehnte mich in der Sonne zurück und wartete auf die Show.
    Wäre ich in den Goldenen Zwanzigern hier gewesen, wäre der Ort voll mit Leuten gewesen. Der große Duke Kahanamoku weihte das Gebäude 1927 mit einem Schwimmgang offiziell ein und stieg unter rauschenden Ovationen aus dem Wasser. Auch Johnny Weissmuller war hier angetreten, zusammen mit Buster Crabbe, der dann später in den Tarzanfilmen seine Rolle einnahm. Jetzt schwammen sie alle im Himmel und der altersschwache einsame Pool schmollte in der Sonne wie ein längst verflossener Geliebter; der Ruhm, der Glanz, die glücklichen gebräunten Gesichter der jubelnden Menge, all das war für immer verblaßt wie die Koda der Jazzära. Die Kidnapper waren unpünktlich. Ich haßte unpünktliche Kidnapper.
    »Wir übernehmen jetzt den Koffer«, sagte eine Stimme in meinem Rücken, die mich beinahe durch mein Arschloch nach Amerika hüpfen ließ. Während ich den Koffer fest im Griff hatte, drehte ich den Kopf, um zwei Männern ins Gesicht zu sehen, die sich aus einem kleinen Alkoven oben an der Steintribüne materialisiert hatten. Sie trugen Hawaiihemden, Jeans, Tennisschuhe und ihr Auftreten war lässig, zuversichtlich, nahezu unbarmherzig positiv, als ob sie einen Koffer für Jesus abholen würden.
    »Mach mal halblang«, sagte ich. »Wo ist McGovern?«
    »Hör gut zu, Freundchen«, sagte einer der beiden Männer. »Die Sache läuft so: Du gibst uns den Koffer, ich tippe ein paar Zahlen in dieses Mobiltelefon. Ich sag’ ihnen, wir haben den Schotter. Sie lassen deinen Freund gehen.«
    »Wie wär’s, wenn wir erst mal darüber reden«, sagte ich. »Wie wär’s, wenn du ein paar Zahlen in dein Mobiltelefon tippst und mich McGoverns Stimme hören läßt, damit ich weiß, daß er o.k. ist.«
    »Wie wär’s wenn du mir endlich diesen Koffer gibst«, sagte der Typ, »bevor ich dir dein Scheißhirn wegpuste.«
    Es ist einfach nicht höflich, wenn jemand seine Kanone auf einen richtet, und jeder der diese Erfahrung schon mal gemacht hat, weiß wie sich das anfühlt. Es bedurfte keiner allzu lebhaften Phantasie, sich vorzustellen, wie die beiden Typen einen einsamen Haole in einem verlassenen Natatorium wegballerten, ihm einen Koffer voller Geld abnahmen und sich auf zum Disneyland ihrer Wahl machten. Die einzige Frage, die ich mir noch stellte, war, ob sie die Leiche auf der Steintribüne zurücklassen würden, damit die Möwen ihr die Augen auspickten, oder ob sie sie in den Pool werfen würden, in den aufgrund des baulichen Zustands das Meerwasser zumindest so weit eindrang, daß kleine Fische mit hereinschwammen, die sich über den für immer erschlafften Penis der Leiche hermachen würden. Da beide Möglichkeiten attraktive Szenarien waren, hatte ich das Gefühl, es sei an der Zeit, sich nach den Ausgängen umzusehen, die unglücklicherweise seit über siebzig Jahren nicht mehr klar gekennzeichnet waren. Als ich über einen Pflasterstein stolperte und mich lang machte, hörte ich zwei Schreie und einen Schuß, die durch das leere Natatorium widerhallten, wie ein Spielzeugtrommler, der die Synapsen meines Nervensystems entlang marschierte. Die Kugel verfehlte ihr Ziel, prallte aber unangenehm nah an meinem linken

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