Tanz auf dem Regenbogen
heute ausgestorben. Es heißt hier, daß die roten Federn…«
»Ich hab nicht von dem Scheißumhang gesprochen«, sagte Hoover. »Ich meine den merkwürdigen Umstand, daß Carline nicht zu unserer Verabredung gekommen ist. Ich kenne sie und ihre Gewohnheiten. Sie ist kein leichtlebiger Mensch. Wenn sie sagt, es ist wichtig, dann ist es wichtig. Mit Verabredungen ist sie ziemlich pedantisch. Wenn Carline sagt, daß sie da ist, dann ist sie da. Irgendetwas ist hier definitiv nicht koscher.«
»Ziemlich unglückliche Wortwahl«, sagte ich, während ich weiter das letzte Meisterwerk des 0-0 Vogels studierte. »Was macht dich so sicher, daß diese durchgeknallte Braut überhaupt Licht in die Angelegenheit McGovern bringen könnte?«
Hoover starrte mich ungläubig an. Ich starrte weiter auf den Federumhang. Die Rot- und Gelbtöne schienen so fröhlich und samtig, so lebendig, daß es mich nicht allzu sehr überrascht hätte, wenn das Scheißding abgehoben hätte und aus dem Fenster des Museums geflogen wäre.
Es war absolut erstaunlich, wie raffiniert die Farbmuster auf einem Netz aus Fasern befestigt waren. Die Rot- und Gelbtöne gingen so fein ineinander über, wie die gewundenen Flüsse unseres Lebens.
»Sie ist keine durchgeknallte Braut«, sagte Hoover.
»Wer ist keine durchgeknallte Braut?«
»Ah, Kinkyhead! Wie Captain Cook bevor du der Magie des Federumhangs erliegst.«
»Kaum, Watson, kaum. Ich beobachte lediglich die lebendige Schönheit dieses Federkleids.«
»Und was sagen dir deine beobachterischen Fähigkeiten, Holmes?«
»Sie sagen mir, wenn jemand deinen Arsch mit einer Feder kitzelte, könnte dieser Umhang vermutlich deinen Penis zu Venus schicken.«
»Du bleibst schön hier und hältst noch ein kurzes Zwiegespräch mit deinem gefiederten Freund, und ich versuche, ein Telefon und Carline zu finden. Ich kann einfach nicht glauben, daß sie uns hier einfach stehen läßt.«
»Der Federumhang ist wirklich unglaublich«, sagte ich. »Er ist lebendiger, als die meisten Leute, die ich kenne.«
Als ich mich umdrehte, war Hoover schon weg. Ein brillantes rot-gelbes, kaleidoskopähnliches Nachbild schwamm vor meinen Augen. Die Farben schienen vor Leben nur so zu pulsieren, fast als ob sie versuchten, mir etwas mitzuteilen. Ich begann zu wünschen, daß jemand mir bald etwas mitteilte, denn wenn sich die Suche nach McGovern noch länger ohne ernstzunehmende Anhaltspunkte hinziehen würde, würde ich mich zweifelsfrei von der menschlichen Rasse zurückziehen.
Ich war natürlich auf Holzwege, Sackgassen und vorgetäuschte Kidnappings vorbereitet gewesen, genauso wie auf Feldforschung in psychiatrischen Anstalten, die unvermeidbarer Bestandteil der Detektivarbeit sind. Aber ich hatte nicht damit gerechnet, daß diese Untersuchung mein Talent und meine Gefühle so unbarmherzig auf die Probe stellen würde, wie das bisher der Fall gewesen war. Während ich wie ein jüdischer Mariachi durch das Museum spazierte, mußte ich mir traurig eingestehen, wie wenig Licht ich wirklich in die Angelegenheit hatte bringen können, seit ich die Insel Manhattan gegen die Insel Oahu eingetauscht hatte. Offensichtlich hatte in jener schicksalsträchtigen Nacht auf Waikiki eine Frau McGovern vom Strand weggelockt. Ebenso offensichtlich hatte eine andere Frau nun Informationen bezüglich McGovern, die sie mir mitzuteilen wünschte. Leider schien das Einhalten von Verabredungen jedoch keine allzu große Priorität für sie zu haben. Ich hatte trotz all meiner Bemühungen also nicht allzu viel vorzuweisen. Bei der Detektivarbeit können die Dinge, die man ausschließen kann, jedoch manchmal genauso wichtig sein, wie die, die man nicht ausschließt, vor allem, wenn man weiß, wie man die Regeln beugt.
»Das ist wirklich ganz große Scheiße«, murmelte Hoover vor sich hin, als er den Raum wieder betrat. »Carline hat ihre Stories heute morgen nicht beim Advertiser eingereicht.«
»Und?«
»Und das ist das erste Mal in sechs Jahren, daß sie eine Deadline verpaßt hat.«
»Niemand ist perfekt«, sagte ich, während ich einen leeren Glaskasten unter die Lupe nahm. »Was hat es mit diesem leeren Ausstellungskasten auf sich?«
»Es hat damit auf sich, daß, obwohl niemand perfekt ist, du ein perfektes Arschloch bist, das sich überhaupt nicht dafür interessiert, daß meiner Freundin Carline, die dir helfen wollte, McGovern zu finden, etwas zugestoßen sein könnte. Außerdem ist das der Ausstellungskasten, in dem sich die Ka
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