Tanz auf dem Regenbogen
»Versuch das Auto vor uns auszumachen. Das Letzte, was wir jetzt gebrauchen können, ist daß du jemandem hinten reinkrachst und daß wir eine Anklage wegen Sodomie auf Fahren mit zu wenig Abstand runterhandeln müssen. Warum fährst du nicht einfach rechts ran?«
»Weil wir gleich beim Hotel sind.«
»Paß auf!«
»Ich hab sie gesehen.«
»Man hat nicht oft die Gelegenheit, drei Generationen Touristen aus Iowa umzunieten.«
»Ich stamme aus Iowa«, sagte Hoover leicht defensiv. »Warum mußt du immer auf Iowa rumhacken?«
»Okay, dann eben Indiana«, sagte ich. »Ist das besser?«
»Viel besser«, sagte Hoover, blätterte in seinem Notizbuch und steuerte wagemutig mit einer Hand, während er ständig zwischen der Straße und seinem Notizbuch hin- und hersah. »Wenn sie nur aus Indiana kommen, kann ich ja nochmal versuchen, den Namen des Typen zu lesen.«
»Gott möge uns helfen.«
»Er war kein Gott. Er war ein Stammeshäuptling. Und sein Name war… Lonoikamakahiki!«
»Das ist ein langer Scheißer, Jesus Christus!«
»War der ein Gott oder ein Stammeshäuptling?«
»Sag den Namen nochmal.«
»Meinst du Lonoikamakahiki?« sagte Hoover. »Das war für einen Haole aus Iowa ziemlich gut ausgesprochen. Natürlich lebe ich schon seit zehn Jahren hier…«
Aber ich hörte Hoover schon nicht mehr zu. Ich hörte einem Anruf zu, den ich vor über einer Woche bekommen hatte, kurz bevor ich New York verließ. Während ich den Drähten zuhörte, die heiß liefen, fiel ein eisiger Vorhang der Gewißheit irgendwo in meinem fiebrigen Hirn.
»›Bleib locker‹«, sagte ich, »›Lono ist zu Hause.‹«
28
»Also, Arschloch«, sagte Stephanie, »du glaubst also, es handelt sich um denselben Lono.«
»Darauf verwette ich McGoverns Leben«, sagte ich.
Es war mittlerweile Abend geworden und wir beide aßen gebratenes Huhn à la Hongkong und gedämpfte Flunder in Wong & Wong’s Restaurant in Chinatown. Hoover sollte in Kürze mit Neuigkeiten über die Carline-Geschichte zu uns treffen. McCall ging ein paar zusätzlichen FBI-Spuren bezüglich McGovern auf den Grund, mit denen Russell Walker angekommen war. Mir stockte deswegen nicht der Atem.
»Diese Lono-Verbindung ist wenigsten ein Anhaltspunkt«, sagte ich. »Damit können wir anfangen, wenn Rambam endlich aufgetaucht ist.«
»Großartig«, sagte Stephanie. »Das ist genau, was wir brauchen. Einen aufgeblasenen Macho-Privatdetektiv, der in einer Speedo mit einer Satellitenschüssel auf dem Kopf durch die Gegend rennt.«
»Rambam würde eher tot umfallen, als eine Speedo anzuziehen. Und er trägt die Satellitenschüssel nur bei sehr wichtigen Fällen.«
»Laß uns nochmal durchgehen, was wir haben«, sagte Stephanie in ihrer üblichen, methodischen, einem Rechtsanwalt nicht unähnlichen Herangehensweise, »bevor Rambam angepoltert kommt und alles über den Haufen wirft. Wir wissen, daß die Lösegeldforderung für McGovern Schwindel war. Es gibt einen aus Holz geschnitzten Kopf von irgendeinem alten Stammeshäuptling in irgendeinem Museum, von dem Hoover und du glauben, er sähe aus wie McGovern…«
»Ich sag dir doch, wie sein eineiiger Zwilling. Er sieht ihm so ähnlich, daß es unheimlich ist. Wenn du mir nicht glaubst, dann geh ins Bishop Museum und schau ihn dir an.«
»Es ist schon schlimm genug, daß ich deinen Kopf sehen muß. Wo waren wir. Das Kidnapping war Schwindel. Der Kopf sieht aus wie McGovern. Der Anrufer hat gesagt ›Lono ist zu Hause.‹ Und der Kopf ist das Ebenbild eines alten Stammeshäuptlings namens…«
»Lonoikamakahiki.«
»Lonoikamakahiki?«
»Ey!« sagte ich, »das war ziemlich gut für eine Schickse.«
»Und du glaubst, es handelt sich um denselben Lono?«
»Darauf verwette ich McGoverns Leben.«
»Du wiederholst dich. Nach zwei Piña Coladas bist du praktisch gehirntot. Wie willst du jemals diesen Fall lösen?«
»Indem ich herausfinde, wo Lonos Zuhause ist und wer wußte, daß Mike McGovern sein absolutes Ebenbild ist.«
»Du kannst einen Fall nicht auf Aberglauben und Zufall aufbauen, Arschloch. Hier findet gerade kein rationaler Denkprozeß geschweige denn deduktives Räsonieren statt. Die Realität ist, daß mittlerweile nicht nur McGovern als vermißt gilt, sondern auch Hoovers Freundin verschwunden ist. Machst du dir deswegen keine Sorgen? Ist dir vielleicht schon aufgefallen, daß beide Opfer Reporter sind?«
»Klar, und ich wette, der Sündenbock ist ein arroganter Herausgeber. Nein, Watson,
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