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Tanz auf dem Regenbogen

Tanz auf dem Regenbogen

Titel: Tanz auf dem Regenbogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kinky Friedman
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gleich ins Koma«, sagte Stephanie, »aber ich finde es faszinierend.«
    »›Die Ka ‘ai stammen angeblich aus dem Mausoleum von Hale o Keawe bei Honauna oder Hale o Liloa im Waipi’o Tal. Sie wurden 1858 ins Königliche Grab bei Pohukinia auf dem Boden des Iolani Palace in Honolulu gebracht…‹«
    »Das bereits vier Jahre vor dem Weißen Haus Strom hatte«, sagte ich.
    »Unterbrich ihn nicht, Arschloch«, sagte Stephanie.
    »›… und von dort im Jahre 1865 zum Königlichen Mausoleum bei Mauna ‘Ala im Nu’uanu Tal. Am 15. März 1918 wurden die Ka ‘ai dem Bishop Museum überstellt. Am 24. Februar 1994 um 13.15 Uhr wurde ihr Fehlen von der Wärtern entdeckt, die Polizei wurde verständigt und die Untersuchung begann.‹«
    »Und man hat sie bis heute nicht gefunden?« fragte Stephanie.
    »Das ist richtig. Carline Ravel hat praktisch jeden Schritt der Untersuchung nachvollzogen. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, daß sie jetzt selbst verschwunden ist.«
    »Ironie ist in diesem Fall nicht unbedingt das richtige Wort«, sagte ich.
    »Kinkyhead ist an was dran«, sagte Hoover. »Ich sehe es ihm immer an.«
    »Das einzige, woran Friedman gern dran wäre, bin ich«, sagte Stephanie. »Und das wird nie passieren.«
    »Sag niemals nie«, sagte ich.
    »Nie!« sagte Stephanie, aber sie lächelte mich dabei so verschmitzt an, daß mir das Ding mit den Federn fast vom Herzen gefallen wäre.
    »Wie dem auch sei«, sagte Hoover, »hier sind, wie schon gesagt, diese merkwürdigen Unterlagen, die Carline mir zur Verwahrung gegeben hat.« Er schob mir einen kleinen Stapel Blätter rüber, die an einer Ecke zusammengetackert waren.
    »Wann hat sie dir das gegeben?« sagte ich.
    »Weiß ich nicht genau«, sagte Hoover, »vor fünf oder sechs Jahren.«
    »Und du sagst, du hast es dir nie genau angesehen?«
    »Ich bin nicht so verrückt, wie ich aussehe«, sagte Hoover. »Lies die oberste Seite.«
    Im hellen Licht von Wong & Wong’s Restaurant las ich pflichtbewußt Carlines kurzen, handgeschriebenen Einführungsbrief. Während ich über die Nachricht gebeugt saß, begannen kleine Seeigel meinen Nacken hochzukrabbeln. Carline schrieb:
     
    »Achtung! Die folgenden Seiten beinhalten die nie veröffentlichten, relativ unbekannten Röntgenbilder der heiligen Ka ‘ai. Gerüchte besagen, ein Fluch verfolge jeden, der sie nur sieht. Da die Ka ‘ai die höchst verehrtesten und heiligsten hawaiianischen Relikte sind, wird der Leser gebeten, zu überdenken, ob er diese Seite umblättert. Die Röntgenbilder wurden 1919 gemacht. Keiner der an ihrer Erstellung Beteiligten ist noch am Leben.«
     
    »Ich hab vor einer Sekunde einen Blick auf sie geworfen«, sagte Hoover, »und schon fühle ich mich schlecht.«

 
    29
     
     
     
    Es ist immer eine ziemlich gute Idee, sich nicht zu sehr auf die Träume zu verlassen, die man träumt, wenn man schläft. Die Wissenschaft weiß heutzutage, daß diese Träume von Gas ausgelöst werden, demselben Phänomen, das auch Verdauungsstörungen verursacht, ein Baby zum Lächeln bringt, oder, wenn in großen Mengen vorhanden, einer eleganten, geschmackvoll arrangierten Dinnerparty eine herbe und unfeine Note verleihen kann. Träume können wunderbar sein, oder auch schrecklich, aber sie bedeuten rein gar nichts außer möglicherweise einer frühen Warnung, die der Träumende vermutlich zur nächstgelegenen Raumstation schickt, welche, vorausgesetzt sie ist nicht unbemannt, mit Sicherheit auch der Ort sein wird, an dem der Träumende ankommt.
    Nachdem das alles endlich mal klargestellt worden ist, gibt es trotzdem noch jene abergläubischen Seelen unter uns, die der festen Überzeugung sind, das Gas versuche, uns etwas mitzuteilen. Wir glauben weder an Gott noch an Träume, wir glauben lediglich, daß nichts, noch nicht einmal das Leben selbst, so bedeutungslos sein kann, wie es für gewöhnlich scheinen mag. Diese Form von perversem, nihilistischem Denken, kann sogar eine charakterlich einwandfreie Person dazu treiben, sich in die auf diesem Planeten am meisten verabscheute Form intelligenten Lebens zu verwandeln – einen Optimisten. Als Kind packt der Optimist sein Weihnachtspaket aus, entdeckt eine große Schachtel mit Pferdeäpfeln und sagt »Irgendwo muß das Pony sein.« Als Erwachsener hat der Optimist natürlich schon vor langer Zeit gelernt, daß es kein Pony gibt, nur Kilometer und Kilometer von Badezimmerfliesen, von denen jede einzelne mit einer dünnen Schicht Pferdescheiße und

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