Tanz auf dem Regenbogen
Zuerst glaubte ich, das wäre ich, aber die beiden schienen sehr freundschaftlich miteinander umzugehen. Als ich näher kam, stellte ich fest, daß es sich um Will Hoover handelte. Weder er noch Stephanie schienen scharf darauf, meine Rückkehr vom Scheißhaus willkommen zu heißen. Tatsächlich hatte man den Eindruck, sie wären in einem höchst angeregten Gespräch verstrickt.
»Ich nehme den Jesusplatz«, sagte ich, zog mir einen Stuhl von einem benachbarten Tisch rüber und saß nun in exakt gleicher Entfernung zu den beiden, die mich jedoch nicht zu bemerken schienen.
»Da ich eine Weltklassefrau bin, die jeden klein kriegt«, sagte Stephanie gerade mit nicht unbeträchtlichem Stolz, »merke ich auch schneller als alle anderen, wenn Friedman am Boden ist. Er hat überhaupt keine Spur, außer der Scheißbüste.
Gott hat weniger Zeit gebraucht, um die Welt zu schaffen, als Friedman braucht, um die Männertoilette zu finden.«
»Er hat schon ein paar Penis Coladas gehabt«, sagte Hoover.
»Er konnte noch nie Alkohol vertragen«, sagte Stephanie, »und das ist nicht im entferntesten witzig.«
»Ich glaube immer noch, daß der alte Kinkyhead die Sache klar zieht«, sagte Hoover unerschütterlich.
»Klar zieht?« kreischte Stephanie. »Er schafft es noch nicht mal, seinen Kopf aus dem Arsch zu ziehen. Das einzige, was er bestimmt noch rauszieht, ist sein mickriger Schwanz eines schönen Tages am Strand, und dann wird er wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses verhaftet.«
»Mit einem so riesigen Shlong wie meinem«, sagte ich, »könnte ich daran sterben.«
Es sah tatsächlich so aus, als wäre ich bereits gestorben und in den Himmel gekommen, denn keiner meiner Begleiter schien meine Anwesenheit am Tisch zur Kenntnis zu nehmen. Hoover, der mich überhaupt nicht wahrnahm, fuhr mit seiner Verteidigung der Fähigkeiten des Kinksters in der Verbrechensaufklärung fort.
»Ich hab es sogar Carline erzählt«, sagte er gerade, »lange bevor das alles hier anfing. Ich hab’s ihr erzählt und ich hab es auch so gemeint, daß Kinky jeden einzelnen verschissenen Fall, mit dem er überhaupt je zu tun hatte, aufgeklärt hat. Und das ist die Wahrheit. Als ich ihr das erzählt habe, habe ich natürlich im Leben nicht daran gedacht, daß eines Tages vielleicht ihr eigenes Leben davon abhängen würde.«
»Er hat McGovern nicht gefunden«, sagte Stephanie bockig, »wieso sollte er da deine Freundin finden?«
»Wenn ich McGovern finde, finde ich auch Carline«, sagte ich.
»Hier stehen Menschenleben auf dem Spiel, Arschgesicht«, sagte Stephanie. »Es geht nicht darum, deinen Zigarrenschneider oder einen Parkplatz zu finden. Oh, ich vergaß. Du fährst nicht.«
»Ich fahre«, sagte ich, »ich fahre nur nicht in Großstädten, die ich nicht kenne. Aber wenn ich fahre und einen Parkplatz suche, sage ich immer ›Ave Maria, voll der Gnaden, hilf mir parken meinen Wagen‹ und dann finde ich auch einen Parkplatz.«
»Das soll wohl ein Witz sein«, sagte Stephanie.
»O.k. das bringt uns nicht weiter«, sagte Hoover. »Vor einiger Zeit gab Carline mir ziemlich merkwürdige Unterlagen, die die Ka ‘ai betreffen, damit ich sie sicher verwahre. Es sind nur ein paar Seiten, aber ich habe sie aus Gründen, die bald klar werden, nie genau durchgesehen.«
»Was ist ein Ka ‘ai«, sagte Stephanie.
»Hoover hat diesbezüglich ein fotografisches Gedächtnis«, sagte ich. »Ich bin sicher, er wird dir alles erzählen.«
Hoover lief zur Höchstform auf. Während er redete, erwärmte er sich immer mehr für die Angelegenheit. Er machte eine kleine Performance daraus, indem er sich wiederholt die Brille putzte und dann wie ein Pressereferent ein kleines vorbereitetes Statement vorlas.
»›Ka ‘ai: Flechtkörbe aus Kokosnußfasern, enthalten die Gebeine vergötterter Häuptlinge. Ka ‘ai Nummer eins: Geflochtener und gewobener Korb aus Kokosnußfasern in Form einer menschlichen Gestalt. Ein rundes Stück ist an die Vorderseite des Torsos genäht. Ka ‘ai Nummer zwei: Geflochtener und gewobener Korb aus Kokosnußfasern in Form einer menschlichen Gestalt. Das linke Auge wird von einer Perlmuschel repräsentiert. Es ist nicht zweifelsfrei feststellbar, von wem die menschlichen Überreste in den beiden geflochtenen Kokosnußfaserkörben stammen. Es wird jedoch eine Verbindung zu den Stammeshäuptlingen Liloa und Lonoikamakahiki, die im 15. oder 16. Jahrhundert gelebt haben, vermutet.‹ Hört ihr mir noch zu?«
»Friedman fällt
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