Tanz auf dem Regenbogen
Wildhonig überzogen ist, und der arme Teufel glaubt immer noch, es sei angemessen, jede Menge Bäume zu töten, damit Idioten wie ich auf eine Seite mit dieser Art von Prosa, die bei genauerem Nachdenken wahrscheinlich auch durch Gas verursacht wurde, zielkotzen können. Ich persönlich war nie dämlich genug, um ein Optimist zu sein. Ich weiß, daß die Dinge am Ende immer beschissen sind, habe aber trotzdem die feste Absicht, sie zu genießen. Wenn man pervers genug ist, kann man sie sich möglicherweise hindrehen. Und die gute Nachricht dabei ist, daß man das zu Hause, ganz für sich allein tun kann, wo man zweifelsfrei eine Menge Zeit verbringt, wenn man so pervers ist, wie ich glaube. Aber es ist nichts Schlechtes dabei, zu Hause ganz für sich allein zu sein. Die Besten von uns tun das. Manchmal fahren sie auch nach Hawaii und verbringen ihre Zeit allein im Hotel. Ich war nicht optimistisch, McGovern noch lebend wiederzufinden.
Zum Teil fiel das natürlich unter die Rubrik verstrichene Zeit. Zum Teil lag es aber auch an den negativen Schwingungen, die am früheren Abend das Lesen des merkwürdigen, kleinen Dokuments, das Hoover mir im Wong & Wong’s gegeben hatte, verursacht hatte. Zum Teil war mein düsterer Zukunftsausblick im Allgemeinen wohl auch auf den Konsum einer Reihe von Poi Rolls und Penis Coladas im Hotel zurückzuführen – Hoover hatte mich mittlerweile mit der Verwendung dieses Ausdrucks infiziert. Er war nicht wirklich lustig, wenn man nicht schon ein paar Penis Coladas getrunken hatte. Aber in dieser Nacht hatte ich keine Wahl. Wenn ich nichts zu lachen hätte, würde ich heulen.
Mir war nicht ganz klar, was, wenn überhaupt, das Verschwinden der Ka ‘ai mit dem Verschwinden Carline Ravels zu tun hatte, Hoovers Reporterfreundin, die die vergebliche Suche nach den vermißten Relikten recherchiert hatte. Was, wenn überhaupt, ihr Verschwinden mit dem McGoverns zu tun hatte, blieb ebenfalls für jegliche Art von Mutmaßungen offen. Was wir hatten, dachte ich, vom Mondlicht über dem Meer mal abgesehen, waren zwei vermißte Personen sowie zwei vermißte religiöse Objekte, von denen man durchaus behaupten konnte, sie seien nur durch die zartesten, vergänglichsten rot-und-gelb-Muster der O-O Federn des geistigen Vorstellungsvermögens verbunden.
Es war ein Uhr morgens, und ich trank Kona Kaffee und brütete über den 1919 aufgenommenen Röntgenbildern der Ka ‘ai, die jeden mit einen Fluch belegten, der ihnen auch nur einen seitlichen Blick zuwarf. Ich weiß nicht, ob es das Pulsieren der See oder meines Herzens war, das im Hotelzimmer widerhallte. Die Röntgenaufnahmen waren absolut grauenerregend.
Die Schwarzweißbilder waren auf kranke, wissenschaftliche Weise mit Fußnoten versehen, unter völliger Mißachtung des Horrors, der einem aus den Aufnahmen entgegensprang. Zum Beispiel: »Front- und Seitenansicht von Ka ‘ai 1, aufgenommen 1919 von Benjamin H. Nouskajian. In dieser Fotomontage aus drei überlappenden Platten aus jedem Blickwinkel sind die Knochen auf Grund von Veränderungen während der ersten Röntgenaufnahme nicht ganz exakt ausgerichtet. Man beachte Zähne, Ornamente und Metallstücke am Boden sowie ein langes Metallobjekt fast mittig. (Foto für das Bishop Museum von Chris Takata.)«
Benjamin und Chris waren zweifelsfrei bereits jenseits des Regenbogens und Carline war vermißt und sogar Hoover fühlte sich miserabel. Ich verspürte kein größeres Verlangen, in den Fußstapfen der beiden Ka ‘ai -Fotographen ebenfalls zu Jesus zu gehen. Die Bilder jedenfalls waren wirklich das Grauen. Schädel mit weit offenen Mündern oben in jedem Korb, ein wildes Durcheinander von verdrehten Knochen in der Mitte und Zähne auf dem Boden eines jeden Behältnisses. Wenn diese wirklich makabren Objekte einen nicht in die Hölle befördern würden, wollte ich nicht wissen, was sonst. Als charismatischer Atheist konnte ich keine Risiken eingehen.
Um ungefähr halbdrei löschte ich die Lichter und verbrachte eine weitere beunruhigende Stunde damit, mich im Bett hin- und herzuwälzen wie der rastlose Ozean vor meinem Fenster. In meinem sich drehenden Kopf formten sich immer neue Ideen, wie Wellen, die weit draußen auf See entstehen. Zu dem Zeitpunkt, zu dem sie als Brecher an der Küste aufschlugen, schlug ich auf meinem King-Size Bett auf. Und in dieser Nacht hatte ich einen Traum, der so merkwürdig und verdreht wie das Leben selbst war. Wie Träume es eben manchmal an sich haben,
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