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Tanz auf Glas

Tanz auf Glas

Titel: Tanz auf Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ka Hancock
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du dein kostbares Baby unbedingt bekommen, auch wenn es dich umbringt. Nichts anderes ist dir mehr wichtig. Aber ich verstehe nicht, wie du dir das vorstellst – wie soll es denn weitergehen, wenn du …«
    »Wenn ich was?«
    »Sieh mich doch an! Hältst du mich wirklich für einen geeigneten alleinerziehenden Vater, Lucy?«
    »Mickey?«
    »Ich kann nicht … Ich kann das jetzt nicht.«
    »Mickey, bitte.«
    Er stand auf und schnappte sich seine Krawatte vom Fußende des Bettes. »Ich gehe jetzt. Gute Nacht.«
    »Mickey, bitte geh nicht, nicht so.«
    Aber es war zu spät. Er war schon die Treppe hinuntergelaufen, und eine Sekunde später hörte ich die Haustür zuschlagen.
    Später döste ich auf dem Sofa, wo ich auf ihn hatte warten wollen, als er anrief. Er lallte ein wenig, und ich konnte nicht einschätzen, ob er getrunken hatte – was er sehr selten tut – oder ob er gegen seine Angstzustände zu viel von dem Clonazepam geschluckt hatte.
    »Mickey, bitte komm nach Hause. Es ist schon spät. Ich mache dir Rührei.«
    »Mir ist aber jetzt nicht danach, Lucy. Ich will nicht mehr zu Hause sein und dir beim Sterben zuschauen. Das habe ich satt. Ich weiß nicht, wann ich nach Hause komme, aber warte nicht auf mich.« Er legte auf, und ich starrte einen Moment lang auf das Telefon hinab, ehe ich es an die Wand schleuderte.
Er hat es satt, mir beim Sterben zuzuschauen?
    Dann hob ich das Telefon wieder auf und rief im Partners an.
    »Hallo, Brian, ist Mickey noch da?«, fragte ich den Barkeeper.
    »Ich habe ihn hier nicht gesehen, Lucy.«
    »Wann ist er denn weg?«
    »Ich habe ihn heute noch gar nicht gesehen.«
    »Wirklich nicht?«
    »Alles in Ordnung, Lucy?«
    »Ja, danke. Falls er noch kommt, würdest du ihm ausrichten, dass er mich bitte auf dem Handy anrufen soll?«
    »Möchtest du, dass ich mich auf die Suche nach ihm mache? Wir sind heute Abend zu zweit, es wäre also kein Problem. Du brauchst es nur zu sagen.«
    »Das ist sehr lieb von dir, Brian. Ruf mich einfach an, wenn du ihn siehst.«
    »Mache ich.«
    Ich legte auf und stürmte nach oben, um mich umzuziehen. Verdammter Idiot! Es war schon nach Mitternacht. Wie konnte er nur solch einen Blödsinn veranstalten! Wo steckte er? Ich schlüpfte aus meinem Schlafanzug, zog meine weiteste Jeans an und knöpfte mir gerade die Bluse zu, als ich die Hintertür zuschlagen hörte. Ich ging bis zum Treppenabsatz und setzte mich dort hin. Mickey rumorte in der Küche herum, und ich hörte ihn fluchen, als ein Glas in der Spüle zerbrach. Ich fuhr mir mit den Fingern durchs Haar und wartete.
    Endlich erschien Mickey am Fuß der Treppe. Finster starrte er zu mir herauf, dann zeigte er mit dem Finger auf mich und lallte: »Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass du der selbstsüchtigste Mensch bist, den ich kenne, Lucy.« Er stieg eine Stufe hoch. »Ich habe mich vorhin mit einer Frau unterhalten. Sie hat gesagt, ich sähe traurig aus, also habe ich ihr alles über unser kleines häusliches Drama erzählt. Und sie hat mich darauf hingewiesen, dass du hier über alles bestimmst. Und ich bin genau so, wie du gesagt hast – erbärmlich genug, nach deiner Pfeife zu tanzen.« Mickey erklomm schwankend ein paar weitere Stufen. »Sie hat gesagt, ich sei ein Opfer deines kapriziösen Willens. Das hat sie gesagt. Eine kluge Frau.«
    »Hat sie dir auch gesagt, dass du ein Idiot bist?«
    Sein Blick wurde hart. »Nein, Lucy. Sie hat eine Menge über mich gesagt, aber das nicht.«
    »Hast du ihr gesagt, dass
sie
eine Idiotin ist und sich um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern sollte?«
    »Nein, ich fand den Abend mit ihr sehr nett.«
    »Und wo hat diese nette Unterhaltung stattgefunden?«
    »Habe ich dir doch gesagt. Sie war ein Gast.«
    »Nein, hast du nicht.«
    »Doch, habe ich.«
    »Tja, das verstehe ich nicht ganz, denn Brian hat gesagt, er hätte dich heute noch gar nicht gesehen.«
    Die Haut um Mickeys Augen spannte sich, und dann krachte seine geballte Faust auf das Treppengeländer herab. »Schnüffelst du mir jetzt schon nach, Lucy?«
    »Sieht so aus, als bliebe mir kaum etwas anderes übrig.«
    »Na, großartig. Ganz großartig.«
    »Warum lallst du?«
    »Warum zum Teufel interessiert dich das?« Mickey stand jetzt direkt vor mir. Ich blickte zu ihm auf.
    »Tu das nicht. Streite nicht mit mir. Und sprich die dummen Dinge nicht aus, die du gerade denkst.«
    »Dumm? Du meinst Dinge wie: Du bist egoistisch? Du denkst nur an dich selbst?« Seine Stimme wurde lauter. »Es

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