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Tanz auf Glas

Tanz auf Glas

Titel: Tanz auf Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ka Hancock
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an der Highschool von Trent Rosenberg schwanger geworden sein könnte. Diese Beziehung war der Grund für den schrecklichen Graben zwischen ihr und Mom gewesen. Aber natürlich hatten wir beide nie den Mut, Priss oder Mom darauf anzusprechen. Wir wussten nur, dass damals irgendetwas geschehen war, was ihre Beziehung ruiniert hatte. Und dann war Priscilla gegangen.
    »Es geht hier nicht um mich, Lucy. Was ich getan habe oder nicht, hat mit deiner Sache nichts zu tun.«
    »Wie bitte?«
    »Ich meine es ernst. Du setzt dein Leben aufs Spiel, Lucy. Du könntest deswegen sterben!«
    »Ich werde nicht abtreiben, also geh jetzt nach Hause, Priscilla.«
    »Lucy, hast du den Verstand verloren?«
    »Darüber wird man sicher noch lange spekulieren, wenn ich nicht mehr da bin.«
    »Dann gebrauche deinen Verstand, ich flehe dich an! Ruf diese Klinik an, ich fahre dich hin.«
    »Priscilla, hör auf. Ich werde dieses Baby bekommen.« Ich fuhr mir mit beiden Händen über das verschwitzte Gesicht und strich meine Haare zurück.
    »Warum? Nenn mir einen einzigen guten Grund, Lucy.«
    Ich krümmte mich nach vorn in einem letzten Versuch, nicht zu weinen. Die Tränen kamen trotzdem, also presste ich mir die Handballen auf die Augen.
    »Du weißt keinen, nicht wahr? Es gibt keinen vernünftigen Grund, das nicht zu tun.«
    »Ich habe sie gesehen!«, schrie ich.
    Endlich schwieg sie.
    Ich sah meine Schwester an. »Ich habe sie gesehen. Sie ist ein wunderschönes, dunkelhaariges kleines Mädchen mit großen, dunklen Augen.« Ich richtete mich auf, und meine Hände umfingen instinktiv meinen Bauch. »Und ich habe sie gespürt.«
    »Was soll das heißen?«
    »Ich weiß genau, wie sie aussieht. Und du hast recht, Priss, gerade jetzt ist meine Tochter noch kein lebensfähiger Mensch. Aber für mich ist sie genauso real wie du. Ihr Herz schlägt in mir. Sie bewegt sich in mir, manchmal hat sie Schluckauf. Sie jetzt abzutreiben, wäre für mich nicht anders, als abzuwarten, bis sie auf der Welt ist, um sie dann mit einem Kissen zu ersticken, sie an ihrem dritten Geburtstag im See zu ertränken oder ihr mit zwölf Jahren in den Kopf zu schießen.«
    Priscilla sank in sich zusammen. »Oh, Lucy.«
    »Egal, was du sagst, Priscilla, für mich ist dieses Baby absolut real. Ich kann sie jetzt nicht einfach für unwirklich erklären, weil ich das Recht dazu habe oder der Zeitpunkt nicht günstig ist. Ich kann es nicht. Ich werde das nicht tun. Und selbst wenn ich es könnte, Priss – ein Teil von mir weiß, dass ich dann niemals vor …«
    »Vor
Gott
treten könnte?«, unterbrach sie mich. »Willst du darauf hinaus, Lucy?« Sie spuckte das Wort
Gott
aus, als wäre ein Käfer auf ihrer Zunge gelandet.
    »Eigentlich wollte ich Mom und Dad sagen, aber Gott funktioniert genauso.«
    Priscilla öffnete den Mund, doch es kam nichts heraus. Sie starrte mir mit einem bohrenden Blick in die Augen, bis sich ihre eigenen mit Tränen füllten. »Lucy, bitte … Ich verstehe ja, dass du dein Baby liebst. Aber neben dir bedeutet sie gar nichts – sie ist nicht wirklich. Für niemanden von uns.
Du
bist wirklich, Lucy. Verstehst du das nicht? Du hast diese Krankheit schon einmal besiegt, und du kannst sie ein zweites Mal besiegen, aber du musst kämpfen. Wie kannst du nicht um dein Leben kämpfen? Wie kannst du es nicht tun, für Mickey, für Lily … für mich? Lucy, du wirst sterben!«
    »Ja, das werde ich, Priss«, sagte ich und sah ihr fest in die Augen.
    »Also hast du …« Dann stockte meiner Schwester der Atem.
    Ich nickte.
    »Nein, Lucy. Das kannst du nicht sicher wissen.«
    Ich stand auf und schlang die Arme um meine Schwester. »Doch. Doch, ich
weiß
es.«
    Einen Moment lang rührte sie sich nicht, dann wich sie zurück. »Nein, nein, nein. Wir werden das nicht einem Traum überlassen, einem Geist! Lucy, das will ich nicht hören!«
    Ich sah meine Schwester an, sah ihr ruhig in die Augen, und gab ihr dasselbe Versprechen wie Mickey. »Ich werde dieses Baby bekommen, Priss«, sagte ich leise. »Und sobald sie auf der Welt ist, werde ich alles versuchen, um mein Leben zu retten. Mehr kann ich nicht tun.«
    Priscilla öffnete erneut den Mund, doch dann gab sie sich geschlagen und schloss ihn wieder. Ich rührte mich nicht.
    Sie schüttelte den Kopf. »Wenn du sterben solltest …« Ich sah meine Schwester schwer schlucken. »Wenn du stirbst, werde ich dir nie verzeihen, Lucy.«
    Ich sagte nichts.
    Priscilla stand auf und verließ mein

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