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Tanz auf Glas

Tanz auf Glas

Titel: Tanz auf Glas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ka Hancock
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Großmutter stand ein Stück abseits, und ich stellte verblüfft fest, dass Lucy neben ihr begraben lag. Weil ich zu nichts in der Lage gewesen war, hatten sich Ron und Lily um alles gekümmert. Für meine Frau hatten sie dunklen Granit gewählt, einen grobbehauenen Stein, der nur an der Vorderseite spiegelglatt poliert war. Ich hockte mich davor, unfähig, meine Gefühle zurückzuhalten. Der Stein war wunderschön. Ich strich mit der Hand über die glatte Fläche und zeichnete Lucys Namen mit dem Zeigefinger nach.
    »Gefällt er dir?«, fragte Lily.
    »Sehr sogar«, antwortete ich heiser.
    »Ich fand ihn perfekt. Wie sie.«
    Wieder berührte ich Lucys Namen. »Ich habe sie so sehr geliebt, Lil.«
    »Das weiß ich.«
    »Ich vermisse sie.«
    »Ich auch.«
    Ich dachte an Lucys feste Überzeugung, dass Gott niemals ihr Herz mit so viel Liebe zu mir gefüllt hätte, um sie ihr dann wieder zu nehmen. Daran wollte ich auch glauben. Wenn die Liebe wirklich so essenziell wichtig war, weshalb sollte Gott sie mir schenken, um sie dann zurückzunehmen? Wenn er sie also nicht zurücknahm, bedeutete das dann, dass die Liebe – Lucys Liebe – alles überstieg, was ich begreifen konnte? Welch ein Gedanke. Wenn das stimmte, konnte ich alles überleben.
     
    Um kurz nach sieben bog Ron in meine Straße ab. Die Chestnut Street war ein Lichtermeer, jedes Haus festlich geschmückt und in blinkende Farben getaucht. Mir sank der Mut bei der Vorstellung, dass ich zu Leere und Dunkelheit und einem Glas verdunsteten Apfelsaft heimkehrte.
    Lily schien meine Gedanken zu erraten. »Du kannst es dir immer noch anders überlegen, Mic.«
    »Ich schaffe das schon, Lil«, log ich. Sie und Ron wechselten einen Blick, den ich nicht deuten konnte. Als mein Haus in Sicht kam, hörte ich Lily kichern.
    »He, was ist das denn?«, fragte ich verblüfft. Das Haus erstrahlte in weißen Lichtern, und einen Moment lang glaubte ich, wir wären falsch abgebogen. Aber es war tatsächlich mein Haus, über und über in Weihnachten gehüllt. Lucy hatte immer schlichte, weiße Lichterketten am liebsten gemocht, und wir hatten Berge davon im Keller. Offenbar hatte irgendjemand sie ausgegraben und aufgehängt. Durchs Wohnzimmerfenster strahlte ein Weihnachtsbaum mit weißen Lämpchen, die seine Umrisse genau erkennen ließen. Starke Gefühle wallten in mir auf. Das Haus sah genauso aus wie jedes Jahr zu Weihnachten, seit ich hier eingezogen war. Ich konnte mir beinahe vorstellen, dass meine Frau in der Küche saß und darauf wartete, dass ich mit dem berühmten Last-Minute-Geschenk auftauchte, das ebenso zur Tradition geworden war wie die Party.
    »O Mann.« Meine Stimme zitterte. Ich begegnete Rons Blick im Rückspiegel. Er lachte leise, als er in die Einfahrt abbog und die Handbremse anzog.
    »Bist du überrascht?« Lily lächelte. »Frohe Weihnachten, Mickey.«
    »Was habt ihr da gemacht?«
    »Nur ein bisschen weihnachtliche Freude verbreitet.«
    Ich war so überwältigt, dass ich mehrere Anläufe brauchte, um Abbys Babyschale loszuschnallen. Lily musste mir dabei helfen und zog dann gegen die eiskalte Brise, die vom Fluss herüberwehte, zärtlich die Decke enger um Abbys Kopf – genau wie ich es getan hätte.
    Ich nehme an, Ron war besorgt um mich, denn auf dem Weg zum Haus hielt er stützend meinen Arm. Aber mir ging es gut. Lily holte die Lebensmittel, die sie für mich eingekauft hatte, aus dem Kofferraum, während ich nach dem Haustürschlüssel kramte. Doch schon wurde die Tür von innen geöffnet, und Harry stand in einem albernen Rentierpulli vor mir – demselben Pulli, den er immer an Heiligabend trug, seit ich ihn kannte. Er hielt die Tür weit auf und wies auf ein Zimmer voller Weihnachten. Musik, der unglaubliche Duft von Truthahnbraten, Weihnachtsdekoration und geliebte Nachbarn, all das erwartete mich in meinem Wohnzimmer.
    Ich suchte in Harrys Gesicht nach einem Hinweis darauf, dass ich mir das nur einbildete, doch er lächelte. Fassungslos und zutiefst gerührt starrte ich die kleine Versammlung an. Jan war die Erste, die mich mit einem Kuss auf die Wange und einer Umarmung begrüßte. Mit der freien Hand hielt ich mich an ihr fest wie ein Ertrinkender, und als ich aus ihrer Umarmung wieder auftauchte, berührte sie mit den Fingern ihre Lippen und rang sichtlich mit den Tränen.
    Harry nahm mir die Babyschale ab, damit ich mich auf dieser liebevollen Welle des Willkommens hineintragen lassen konnte. Charlotte Barbee tippte mir an die Brust

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