Tanz der Aranaea (German Edition)
seit fünf Tage und selbst davon muss ich noch dreieinhalb Tage abziehen. Vergiss dein L'Ham Lahlou nicht, es wird kalt und dann schmeckt es nicht mehr so gut. Wie lange denkst du schon so?«
»Seit ich deinen, von Spinnweben überzogenen Rücken gewaschen habe.«
»Allah sei Dank, Said.«
»Warum, Zöpfchen?«
»Weil du noch immer etwas verrückt bist. Ich dachte schon du würdest so ganz normal werden, als du mir eben den Antrag gemacht hast. Verzeihe mir Liebster, ich wollte dich nicht kränken, und schau mich nicht so seltsam an, Said. Dein Antrag ehrt mich zutiefst und ich bin stolz deine Liebe zu besitzen, aber du bist nicht der richtige Mann für mich. Zumindest nicht in diesem Land hier und ich sage bewusst in diesem Land, in meiner Heimat. Du würdest nicht glücklich werden, weder in Niger oder sonst wo in Afrika. Du bist Europäer und du weißt selbst, dass seit den afrikanischen Unabhängigkeitsbewegungen ein Weißer Mann in Afrika zurzeit nur wenige Aussichten auf Erfolg bekommen. Ich bin zwar von meiner Rasse her keine Schwarze aber doch ziemlich dunkelhäutig. Gibst du mir noch ein wenig Rosé? Danke Said-Francesco. Deine Hand bitte, Liebster? Schau mal, unsere Kinder wären nicht weiß und nicht dunkelhäutig, sie wären ewige Fremdkörper in Niger, so wie du und so wie ich mit unseren Kindern, in Europa es wären. Ein wesentlicher Punkt der gegen deine Idee steht ist auch die Tatsache, dass wir Wodaabe unsere Rinder nicht schlachten. Unsere Rinderherden sind für uns Wodaabe eine Besitzstandanzeige und keine Ware. Je größer eine Herde ist, umso mehr zeigt sie den Reichtum seiner Besitzer an. Außerdem, was wird mit Zouzou und Sabi Loulou?«
»Ich werden auf jeden Fall mit den beiden zusammen diesen Auftrag erledigen. Ich denke eigentlich mehr an die Zeit danach, Zöpfchen. Ich würde anschließend zu dir nach Agadez reisen.«
»Es ehrt dich Said, dass du die beiden nicht alleine nach dem Kongo reisen lässt, doch ich werde nicht auf dich warten können. Es geht nicht, Said-Francesco!«
Zöpfchen hatte nicht Unrecht. Erstens hatte sie eine andere Vorstellung von ihrem zukünftigen Leben, sie war eine geborene Nomadin, wie alle Wodaabe, und zweitens und drittens und noch viele Punkte dazu, sprachen gegen eine gemeinsame Zukunft. Ich war vor fast zwanzig Jahre, für eine lange Zeit, Verlobt, und habe es damals nicht gewagt meiner Verlobten Chiara, einen Heiratsantrag zu machen. Das war mein Fehler. Dann hatte ich Bijou, überstürzt geheiratet, obwohl wir uns gerade einmal zwei Wochen kannten. Und es ging schief. Janine Rachmanikoff, wollte mich. Ich habe zu lange gezögert bis es zu spät war und sie meinen Freund Jean Knöpfler heiratete. Marie-Claire Hochstätt aus Bejaia, hätte alles für mich getan, doch ich sträubte mich innerlich dagegen, die Rolle eines Cheliffs zu spielen. Sabi Loulou Bergerac, war mit Harry mehr oder weniger verlobt, ob sie ihn für ein Leben mit mir aufgeben würde, konnte ich mir weniger vorstellen, und Solange Zouzou Bergerac, hatte mir schon bei ihrem Einzug in meine Wohnung in Küssnacht, unmissverständlich klar gemacht, dass sie nicht bei mir bleiben würde. Warum auch immer, ich wusste es nicht. Und Pleasant Zöpfchen Magouba, die sich in den zehn Jahren seit ihrer Entführung aus der südlichen Sahara, eine bestimmte Zukunft bei ihren Lieben zu Hause in unzähligen Träumen aufgebaut hatte, würde ich in eine Lebensbahn drängen, die weder sie noch mich auf Dauer glücklich und zufrieden machen würde.
Sehr lange habe ich seit ihrer Absage geschwiegen, dummerweise geschwiegen. Es wurde von Minute zu Minute schwieriger wieder Anschluss an eine vernünftige Konversation zu finden. Schweigend aßen wir unsere "Diouls" und dabei wäre es doch so leicht gewesen, wenn ich nur die Gedanken der vergangenen Minuten auch ausgesprochen hätte. Einfach den Mund aufmachen und diese Gedanken sprudeln lassen. Ich schwieg dummerweise und der Einstieg in ein passendes Gespräch wurde zunehmend schwieriger. Für einen schwachsinnigen Satz, der vielleicht irgendwelche gekränkte Eitelkeiten meinerseits vermuten ließe, war ich mir zu schade und für etwas Sinnvolles hatte ich fast zu viel Zeit verstreichen lassen. Ich sah Zöpfchen an, und aus ihren samtbraunen Augen erwidert sie zärtlich meinen Blick. Ein kaum wahrnehmbares angstvolles Flackern war dennoch in ihren Augen zu sehen. Eine gewisse Angst, was der Mann ihr gegenüber möglicherweise jetzt sagen könnte.
Etwas
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