Tanz der Aranaea (German Edition)
Niger. Ohne Kartenmaterial der französischen Armee, auf Grundlage der lückenlosen Erkundung der gesamten „Sahara Francais“, wäre dieser Einstieg nur schwer möglich gewesen. Unser detailliertes Kartenmaterial beschränkte sich allerdings nur auf den gesamten östlichen Teil Algeriens, entlang der Grenzen zu Tunesien und Libyen, sowie dem Norden von Niger und dem Tschad. Karten für die Route Djanet, durch das Hoggar Gebirge zur Grenzstation In Guezzam, im Süden Algeriens, zu dem Staat Niger, um über Arlit nach Agadez zu gelangen, besaßen wir nicht. Es wäre der wahrscheinlich bessere Weg gewesen, um Zöpfchen nach Agadez zu geleiten.
Nach vier Stunden Fahrt erreichten wir die Grenze zum Niger. Keine Grenze mit Schlagbaum und Soldaten, keine Wachtposten, eigentlich ein Nichts. Wir wussten aus Positionsangaben, dass sich hier, die mit Lineal gezogene Grenzlinie Algerien zu Niger, befand. Einige wenige Hütten noch dazu, und Sabi, die den Unimog fuhr, dachte nicht im Traum daran hier anzuhalten. Mit unveränderter Geschwindigkeit, die ohnehin nicht sehr hoch war, fuhr sie einfach weiter. Für Sabi war dies alles Französisch Westafrika, ohne Grenzen von Algier bis Bangui an der Grenze zum Kongo gelegen. Grenzkontrollen waren das letzte was sich die Bergerac Geschwister vorstellen konnten, zumal mit dieser CIA Ausrüstung, vom wenig tauglichen LORAN C Gerät im Wüsteneinsatz, bis zum Satelliten Navigationsgerät, und ganz zu Schweigen von dem neuartigen Equipment zur Satellitenspionage sowie den Analyseneinrichtungen für geologische Gesteinsproben. Grenzbestimmungen und Kontrollen waren Wörter, die in ihrem Sprachgebrauch nicht vorkamen, nicht in Afrika. Grenzbestimmungen in Afrika las kein Mensch, und Kontrollen wurden mit ein paar Dollars geregelt und wenn möglich, wie an dieser Grenze zum Niger, wurden die Dollars gespart für schlechtere Zeiten.
Bis Chirfa im Niger, nur eintönigste Steinwüste, eine Reifenpanne nach der anderen. Oft fuhren wir mit gemischter Bereifung, vorne mit Sandbereifung, hinten mit Geländeprofil und am Abend, vor Einbruch der Dämmerung, wurden die Schläuche ausgewechselt oder mit Flickzeug repariert. Im Rundumblick, nur eine Ebene bis zum Horizont, bestehend aus Schottersteinen. Von Djanet bis Chirfa, nur Elend, eine etwa 600 Kilometer lange Katastrophe und eine Halbe noch dazu. Fünf Tage benötigten wir für diese Ausgeburt an Geografie, und erreichten endlich die Oase Chirfa. Ein bisschen Grün empfing uns, dazu Tamarisken und Palmen, und Kinder die gleich Sandflöhe um uns herum sprangen, und nach Bonbons bettelten. Es war Tubu Land, und das respektierten Sabi Loulou und Zouzou, so wie sie die Tuareg respektierten, und sie zeigten es. Nach diesem Ritt durch die nördliche Ténéré Gesteinswüste, erschien uns Chirfa wie ein Traum, der es realistisch gesehen niemals sein konnte und würde. Die südliche Ténéré Sandwüste von Chirfa über Dirkou nach Agadez wird noch höllischer sein, meinte Zöpfchen. In Chirfa kauften wir neue Vorräte. Sabi und Zouzou begaben sich zur Kommandantur um unsere Angelegenheit auf dem kleinen Dienstweg zu erledigen, und Zöpfchen und ich suchten diverse „Einkaufsläden“ . Bonbons kauften wir um die „ Sandflöhe“ , die immer noch um uns herum wieselten, zu beruhigen.
Wir bekamen das Nötigste an Lebensmittel, und vor allem konnten wir unsere Wasser- und Kraftstoffkanister zu weniger handelsüblichen Preisen, wieder vollständig ergänzen. Tubu und Tuareg sind sich in gewisser Weise sehr ähnlich, sie mögen sich nicht aber sie respektieren sich, sind kriegerisch angehaucht und wenig bestechlich. Sabi und Zouzou versuchten schon gar nicht unsere Weiterfahrt mit ein paar Dollars zu regeln. Sie erschienen bei der örtlichen Kommandantur, um den Schutz der Tubu, bis zur Grenze an
das Tuareg Land, zu erhalten. In diesen Regionen, im Norden des Niger, hatte die unabhängig gewordene Staatsgewalt von Niger kein Mitspracherecht, es war nur auf den Süden des Niger beschränkt. Sabi und Zouzou erbaten den Schutz der Tubu, durch das Mieten einer kleinen Schutztruppe. Sie bekamen die Genehmigung für die Weiterfahrt, und wohl wissend, dass uns nie eine Schutztruppe begleiten würde, zahlten sie den Mietzins von fünfzig Dollar, für zwei Tubu Kämpfer. Sie erhielten einen kleinen Schmierzettel als eine Art Genehmigung einer Durchfahrt, und die Angelegenheit war erledigt. Wir verließen die Oase Chirfa nach drei Stunden Aufenthalt, und
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