Tanz der Aranaea (German Edition)
Tonton seine Leben, haben die Menschen die immer nur Krieg suchen kaputt gemacht.«
»Es ist schlimm Tschöpfchen, wirst mal sehen, mit euerer Tradition, euerem Mbodangaaku, werdet ihr das nächste Jahrhundert nicht überstehen. Nomadisieren hat keine Zukunft. Die neuen Staaten Afrikas werden ihre Grenzen mit Argusaugen bewachen. Dumme und sinnwidrige Grenzen, willkürlich von Europa einst gezogen, doch niemand wird sie ändern. Die Hirsebauern am Fluss Niger werden keine Rinderherden dulden. Freundliche Okkupation und traditionelle Besitzstandwahrung hat noch kein Volk der Erde überlebt.«
»Cher Sabi, Gewalt und das Böse werden auch nicht überstehen!«
»Stimmt schon Tschöpfchen, es klingt fransig, doch beides wird etwas länger überstehen.«
»Cher Sabi Loulou, wie lange hat das Algerien der Franzosen existiert?«
»Nur etwa 150 Jahre, Tschöpfchen, verdammt wenig. Wir sind gescheitert, in diesem Punkt, die Franzosen gibt es aber immer noch, und wir werden dafür sorgen uns mit Zähnen und Klauen zu wehren, auf das es uns auch noch in tausend Jahren gibt.«
»Cher Sabi Loulou, mit unserem Mbodangaaku könntet ihr noch heute in Algerien leben. Nicht gegen die Araber und Berber, sondern mit ihnen. Nicht in einem Algerie-Francaise, aber in einem gemeinsam, freien, gleichberechtigten Algerien. Mbodangaaku, ohne Kampf, ohne Töten, ohne Neid und ohne Hass. Wir leben auch in Friede mit unseren Nachbarn und benutzen gemeinsam die einzigen Güter die es bei uns gibt, nämlich Gras für die Herden und Wasserlöcher.«
»Tschöpfchen, Tschöpfchen, wenn das ökologische Gleichgewicht eines Tages, möge es nie geschehen, wenn dieses Gleichgewicht gestört sein wird und die Brunnen nicht mehr genug Wasser führen dann genügt eine einzige katastrophale Dürreperiode und ihr habt keine Ausweichmöglichkeit mehr. Im Süden die Hirsebauern, im Westen, Norden und Osten, die Imouhar, Tubu und Doza, sie werden die schwachen Brunnen mit dem Schwert verteidigen, dann nützt euch euere freundliche liebenswerte Art nichts.«
»Cher Sabi Loulou, es gab schon immer und seit ewigen Zeiten, klimatisch bestimmte Störungen. Wir haben uns bisher immer mit den Imouhar geeinigt. Sie mögen uns zwar nicht aber sie akzeptieren uns, und mit ein wenig guten Willen geht alles. Wenn wir Wodaabe nicht mehr Nomaden sein dürfen, dann sollen wir halt untergehen. So wie Allah es will, so soll es geschehen. Ihr bringt ein Wodaabe Mädchen wieder zurück zu seinem Volk, das ist mehr als genug. Ein kleiner Tropfen der den Brunnen füllt, und wenn jeder verloren gegangene Wodaabe wieder zurück zu seinem Brunnen findet, dann werden wir stark genug zum Überleben sein. Unsere Herden bestehen aus Zeburinder, Schafe, Ziegen und Esel. Wir essen das Fleisch Schafe und Ziegen an besonderen Anlässen wie Hochzeiten, Geburten oder wenn
uns gute Freunde besuchen. Unsere Rinder schlachten wir nicht und essen sie auch nicht. Wir verkaufen sie in den seltensten Fällen und trinken nur ihre Milch, ansonsten sind wir auf das Vermehren unserer Herden bedacht. Den Reichtum eines Clan an Rinderherden sieht man an der Anzahl goldener Reife, die einer Frau an den Ohren hängen. Ziegenmilch trinken wir nicht. Die Kühe geben uns Milch, die Ochsen ziehen das Wasser aus den Brunnen, die Schafe
und Ziegen geben uns Fleisch und Wolle, die Esel tragen unsere Zelte und den Hausrat. Kamele benutzen wir im Gegensatz zu den Imouhar nicht, oder nur sehr selten. Tee trinken wir nur dreimal am Tag und pro Tag wandern wir fünf bis sechs Stunden, mehr Belastung dürfen wir der Herde nicht geben. Wir wandern neun Monate im Jahr, der Rest des Jahres muss zur Rast für die Herde gegeben werden. In der Ruhephase finden die Hochzeiten statt. Wir Wodaabe kennen zwei Arten von Hochzeiten, das Koogal und das Teegal. Das Koogal ist eine Hochzeit, wobei sich die Eltern von Braut und Bräutigam arrangiert haben, als die zu Vermählende, noch Kinder waren. Dies hat den Vorteil, dass die Clanlinie erhalten bleibt. Wir Mädchen mögen das Koogal aber nicht. Viel schöner ist das Teegal, eine wunderschöne Mbodangaaku, der Hochzeit. Frau und Mann, heiraten aus Liebe, und um gemeinsam glücklich zu sein. Die Zeremonien des Koogal und des Teegal, sowie auch die Geburt, nennen wir Worso. Bevor es aber zum Worso kommt, feiern wir das wunderschöne Gerwol Fest. In der Regenzeit, die Zeit des Geriwo, das soviel wie „immer Wasser“ heißt, und in dieser Zeit auch unsere Herden ruhen, dann
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