Tanz der Aranaea (German Edition)
ich in die Avenue Francois-Tombalbaye zu dem Bekleidungsgeschäft Falisse. Die Stadt Fort Lamy war derart angelegt, das ausgehend des Zentrums, des Place du General Leclerc, drei Ringstraßen um diesen Kern lagen, die wiederum, ausgehend dieses Zentrums mit sternförmig angeordneten Straßen, durchgehend bis zum äußersten Ring miteinander verbunden waren. An der äußeren Ringstraße lagen gleich einer Tangente, die großen Avenuen, und unter anderem auch das Bekleidungsgeschäft Falisse. Fort Lamy war typisch eine Stadt, die am Reißbrett entstand. Selbst die Stadtviertel der Eingeborenen, wie ich später erfuhr, waren im Straßenverlauf derart angelegt, so dass eine genaue Planung vorausgegangen zu sein schien. Ich kaufte mir einen leichten Anzug in dunkelblauer Farbe, einen weißen seidenen Rollkragenpullover und die passende Schuhe dazu. Ein Dutzend Unterhosen, ein paar neue Jeans, zwei Hemden und ein paar feste strapazierfähige Schuhe für unwegsames Gelände. Um sechzehn Uhr erreichte ich, wie mit Sabi und Zouzou vereinbart, das Restaurant im Hotel du Chari.
Sabi und Zouzou waren auch so eben eingetroffen und wir ließen uns von dem Ober einen Platz zuweisen, tranken unser erstes geeistes Bier nach langen Wochen, und Sabi Loulou und Zouzou stürzten sich palavernd über die Speisekarte her.
Aus Erfahrung mit gesellschaftlichen Empfängen wusste ich, dass man da so hungrig wieder nach Hause geschickt wird, so wie man gekommen ist. Ein paar Häppchen mit Lachs, ein halbes Ei mit Kaviar obendrauf, der nicht schmeckte, und unterm Strich nichts anderes ist als Fischeier, ein Glas Champagner, wenn’s geht aber nur eins, sonst schauen die blasierten Herrschaften einen Scheel an, und genauso erzählte ich es Sabi und Zouzou. Mit dem Ergebnis, das die beiden wie wild, die Speisekarte rauf und runter diskutierten. Nach einer ausgiebigen Mahlzeit, mit Vor- und Nachspeise, und einer guten Flasche Wein, schlenderten wir noch durch die Rue du Colonel Moll, machten einen kleinen Abstecher zum Fluss Chari, schauten den Fischer zu, bei der Reparatur ihrer Netze, oder den Booten aus Papyrus. Gegen neunzehn Uhr erreichten wir wieder das Anwesen der Cheryl Hawks. Zeit genug, um uns für den gesellschaftlichen Abend vorzubereiten.
Der Abend war so, wie ich es mir vorgestellt habe. Cheryl Hawks war Leiterin einer US Amerikanischen Organisation für humanitäre Hilfe, im Tschad; die sie beileibe nicht war,
und ihr Arbeitgeber CIA, schon in allen Träumen nicht! Die anwesende Gesellschaft machte eher nicht den Eindruck, als wenn humanitäre Hilfe, auf ihren Fahnen geschrieben stünde. Cheryl Hawks, hielt eine Rede über Hilfsprojekte im Tschad, die sie im Auftrag der Vereinigten Staaten von Amerika in Angriff nehmen werde, und der Monsieur Präsident, der Republique du Tchad, lächelte geschmeichelt, und zählte in Gedanken die Scheinchen, die auf sein Privatkonto, in Zürich, landen würden.
Alles lächelte, eine Abendgesellschaft der Lächler; auch ich lächelte der Cheryl Hawks, freundlich zu, was sie mit einer zusätzlichen Nuance an roter Gesichtsfarbe, quittierte. Wenn ich kein Gentleman wäre, könnte ich heute Abend die schöne Cheryl verführen. Cheryl, mit den blitzenden blauen Augen. Es war zum Mondanjaulen!
Cheryl Hawks, stellte mich den Anwesenden vor, als den Schweizer Reisejournalist Francesco Vancelli; das stimmte ausnahmsweise. Die liebe Solange Zouzou Bergerac, Tochter eines verarmten aber ehedem reichen Großgrundbesitzer aus Algerien, ohne Beruf, und nie einen gehabt, dafür einen Charme ohne Ende, wurde von Cheryl als die Mikro Biologin Chiara Vancelli, aus der Schweiz, und „Ehefrau“ von Herrn Francesco Vancelli vorgestellt. Die nicht minder liebe Sabi Loulou Bergerac, die mit Vorname Sabea heißt, doch selten bei diesem Vornamen genannt, ebenfalls Tochter des verarmten Großgrundbesitzer, hieß jetzt Dr. Bijou Vancelli, und wurde von Cheryl Hawks als solche vorgestellt; nebenbei meine Schwester und von Beruf Ärztin für Tropen-krankheiten. Von Tropenkrankheiten versteht sie soviel, wie die Tse-Tse Fliege vom Kuchen backen. Nichts war, wie es schien. Die Wahrheit war durch blau getönte Brillengläser gesehen, blau. Die humanitäre amerikanische Einrichtung der Cheryl Hawks war nicht das, was es schien. Es war ihr dadurch kein Vorwurf zu machen, schon gar nicht von mir, oder von Sabi und Zouzou. Wir waren ebenso ein Teil dieses System. Wir waren Handlanger und Erfüllungsgehilfen. Die wahren
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