Tanz der Aranaea (German Edition)
ging Hand in Hand mit Zouzou, und Sabi und ich gingen in kurzem Abstand hinter ihnen. Die Frauen die uns begegneten waren nicht verschleiert, so wenig wie die stolzen Frauen der kriegerischen Tubu denen wir weiter östlich begegneten, noch die hier ansässigen Frauen der Tuareg. An der eigenwilligen Haartracht und den Tatauierungen im Gesicht waren Wodaabe Frauen gut zu unterscheiden. Hier lebten vorrangig Tuareg, Wodaabe und einige Negroide, wenige Araber. Eine Targia sang. Sie sang rau, kehlig, schrill und wiegte dabei ihr Kind. Ein alter Araber saß im offenen Hof seines Anwesens, er hatte einen angerussten, verbeulten Wasserkessel auf einem Holzkohlefeuer stehen und schüttete das darin erhitze Wasser in eine kleine Teekanne. Danach goss er den bereiteten Tee von einer Teekanne in eine andere. Es ließ den Zucker darin zerschmelzen. Dies alles, nachdem er uns winkend zu sich in den offenen Hof einlud, und wir uns zu ihm um das Holzkohlefeuer setzten. Diese Zeit mussten und wollten wir ihm gewähren. Der Tee war grün, süß und stark. In seiner Gabe und Darreichung, in seiner Einfachheit, ein Bild und Symbol gemeinsamen Friedens.
Das Elternhaus von Pleasant Zöpfchen Magouba war eines der schönsten, und herrschaftlichsten Häuser von In Gall, wenn man es mit den Augen eines Einheimischen betrachtete.
Das war der einzig gültige Maßstab, denn alles auf der Welt sollte nur in Relation zu seiner Umgebung gewertet werden. So gesehen war In Gall schön, es war alles andere als ein – Nichts! Wir verweilten zwei Tage.
***
Rasala lachte, Rasala Magouba, die Mutter von Zöpfchen lachte und ließ ihr verloren geglaubtes Kind, das mittlerweile zur Frau herangewachsen war, nicht mehr los. Die zahlreichen Tanten und Frauen der Nachbarschaft stimmten in ein Ohr schmerzendes Juju Geschrei.
Die Onkels stimmten in rhythmisches Klatschen ein. Zöpfchen hatte eine junge Schwester, Chaira. Sie kannte sie nur als kleines Baby aus lange vergangener Zeit. Ihre vier Brüder waren mit ihren Frauen, mit der Herde unterwegs in den Süden des Niger, zu den Weidegründen. Vater Aarbij, um die fünfzig Jahre alt, war das wandern mit den Herden zu mühselig geworden, und hatte sich mit seiner Frau Rasala auf das Altenteil begeben. Aarbij servierte uns starken, gesüßten grünen Tee, den wir auf Matten sitzend, die auf dem durchgefegten Sandboden ausgelegt waren, genossen.
Die Menschen von In Gall lebten ihr Leben gemeinsam, zumindest nach Stämmen geordnet. Die Sippe, die Verwandtschaft lebte auf engen Räumen zusammen. Die Männerschlafplätze waren getrennt von Frauenschlafplätzen, für intimeres gab es mehrere getrennte Schlafkammern, für die sich liebende Paare. Man lebte gemeinsam in Toleranz. Nach Stunden die seit unserer Ankunft vergangen waren, und die durch unendliches Palaver und Gelächter verbracht wurden, servierten die Frauen verschiedene Speisen. Lammfleisch, Hirsegerichte, und Hirnsuppe! Hirnsuppe die ausschließlich von den Frauen gegessen wurde. Gott sei’s getrommelt und geblitzt, ich bin ein Mann, jubilierte ich innerlich!
Einmal, ein einziges Mal an diesem Abend wäre ich gerne eine Frau gewesen; da, als gegrillte Hammel-Hoden serviert wurden, die ausschließlich, unter anzüglichem Gelächter der Frauen, von den Männern gegessen wurden. Einer der Onkels von Zöpfchen schwenkte über seinem Haupt einen zwanzig Zentimeter langen Hammelzipfel, von der Hitze der Glut auf einen Finger dünnen Durchmesser reduziert. Auch hier wieder das alles durchdringende Gelächter der Anwesenden.
Ich schlief in dem Raum, der nur den Männern vorbehalten war, in dem alle Männer gemeinsam schliefen. Die Frauen schliefen gemeinsam in ihrem Schlafraum. Matten waren großzügig über dem Sandboden verteilt, als Zudecke dienten gewebte Decken. Nach einer halben Stunde des Liegens, schmerzten mich sämtliche Gräten im Leib. An Schlaf war nicht zu denken. Der eine Onkel schnarchte Trompetentöne, mit denen man die Mauern von Jericho zumindest zum Wackeln bringen konnte, der andere kratzte sich unentwegt am Hintern, und der nächste furzte sich die Seele aus dem Leib. Ich hatte das Gefühl als hätte sich mein linkes Hüftgelenk zu dem rechten gesellt und feiere eine Party mit den Schultergelenken.
Nichts war wie es war bevor ich mein geschundenes Haupt auf den knochenharten Boden legte. Ich lag wach, seit Stunden, und die unmöglichsten Gedanken wanderten durch die Synopsen oder wo auch immer hindurch. Der
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