Tanz der Aranaea (German Edition)
glaubst du wie die mich fertig machten? Jedenfalls habe ich gesungen wie ein Schwarm Lerchenmännleins. Nichts ließ ich aus! Sie haben mich nicht erschossen, dass siehst du ja. Nein, sie steckten mich in eine Strafkompanie, und ab ging es wieder nach Tripolitanien. Wir waren die ärmsten Schweine sage ich dir. Nur mit Maschinenpistolen und Handgranaten, und meistens zu Fuß. So kämpften wir und wir waren die Besten. Ich hatte mich bewährt, und wie es der Zufall wollte, hatte ich eines Tages in Derna, wir waren mal
wieder auf dem Rückzug, einen alten Freund getroffen.
Hauptfeldwebel Jörg Koengen. Koengen, war Zugführer einer Kompanie, die im Hinterland operierte. Ähnlich wie euere Long Range Group damals. Er legte für mich ein gutes Wort ein, und da ich ohnehin die besten Referenzen innerhalb meiner Strafkompanie hatte, war es für ihn kein großes Problem mich in seinem Laden, den Brandenburgern, unterzubringen. Ich kam zur 13. Kompanie nach Neapel. Du musst wissen Francesco, dass nur ein Teil der 13. Kompanie in Neapel stationiert war. Die Hälfte etwa. Die andere Hälfte lag bei Tripolis. Es ging schon langsam zu Ende mit dem Deutschen Afrikakorps und dem Wüstenfuchs Rommel. Die Engländer drückten gewaltig, und von Algerien her marschierten die Amerikaner und freie französische Truppen auf Tunesien.
Asissa, sagst du bitte dem Hausmädchen, dass sie uns einen Kaffee machen soll? und sie soll mal nachschauen, ob wir noch etwas zum Naschen im Hause haben.
Also, ich bin mit meiner Halbkompanie so um den 5. Dezember von Neapel nach Tunesien verlegt worden. Die beiden Halbkompanien wurden dann in Hammamet wieder vereint. Wir sind am 26. Dezember 1942 auf dem Flugplatz Bizerta gestartet. Mit drei JU 52, und je einem Lastensegler im Schlepp, Richtung Süden. Ziel waren Brücken der Eisenbahnlinie Oran – Algier - Tebessa. Tebessa liegt etwa zweihundert Kilometer südöstlich von Constantine. Die ehemalige Heimat unserer lieben Solange Zouzou, und Sabi Loulou.
Lastensegler waren keine komfortablen Einrichtungen, Francesco. Du sitzt mit deinen Kameraden hintereinander auf einem Brett mit Handgriffen. Für die Füße gab es rechts und links ein Bodenbrett. Unter den Sitzen lagen die Kisten mit den Waffen und einige Zentner Sprengstoff.
Nach dem Ausklinken, geht es in rasendem Sturz der Erde entgegen. Da flog dir so mancher Mageninhalt um die Ohren. Der Nasenrotz, sowieso. Jedenfalls waren wir gut gelandet, haben unseren Auftrag erfüllt, und eine etwa 300 Meter lange Eisenbahnbrücke gesprengt. Französische Soldaten aus dem nahe gelegen Stationsgebäude beschossen uns mit ihren Maschinen-Gewehren, und wir rannten wie die Teufel zu einem kleinen Wadi. Ich hatte einen Streifschuss erhalten und humpelte hinter den anderen her. Dabei verlor ich die Orientierung und wurde von einer französischen Patrouille gefangen. Einige wollten mich sofort erschießen, doch der Führer der Patrouille fand es richtiger, mich zum Verhör in das Hauptquartier zu bringen. Francesco, glaube mir, ich hatte wieder gesungen wie ein Schwarm Lerchenmännleins, in ihrer Brunft. Wie damals, bei den Engländern, in Kufra, und wie bei den Deutschen, in Neapel. Nichts ließ ich aus, das kannst du mir glauben. Ich erzählte alles. Dem französischen Offizier, der mich damals verhörte, hat dies offensichtlich so gut gefallen, dass er mich nur zu zehn Jahren Arbeitshaft verurteilt hat. Und jetzt mein lieber Francesco, kommt die Überraschung für dich. Jener Offizier war niemand anders, als unser Colonel Bergerac. Der Papi von Zouzou, und Sabea Loulou. Da staunst du was? Und weißt du wo ich die Arbeitshaftstrafe abgesessen habe? Auf dem Gut der Familie Bergerac. Im Departement Constantin, in Philippeville. Sabea Loulou war damals gerade zweieinhalb Jahre alt, und Zouzou hatte es auf achtzehn Monate geschafft. Diese Quäker! Zu Anfang hatten die Mädchen mächtige Angst vor diesem Boche, aber als sie merkten, dass selbst die Boches keine Kinder fressen, habe ich sie nicht mehr los bekommen.
Tagsüber habe ich gearbeitet wie ein Brunnenputzer, und abends musste ich ihnen aus einem Märchenbuch vorlesen. Ich habe den Bergerac so oft gesagt, dass es mit den Algeriern, eines Tages Probleme geben wird. So wie sie von den meisten Franzosen behandelt wurden, konnte es nicht gut gehen. Die Bergerac haben sie immer gut behandelt aber das genügte nicht. Jetzt haben sie den Salat, Francesco. Es ist vorbei, auch gut. Ich lebe hier, habe eine gute
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