Tanz der Aranaea (German Edition)
Algier, es bringt euch kein Glück.«
»Asissa hat recht«, sagte ich, »wir müssen so schnell als möglich Algier verlassen. Ich werde heute Vormittag mit der Eisenbahn an die Küste fahren, nach Bougie. Wenn das Schiff den Hafen verlässt, und außerhalb der drei Meilen Zone ist, werde ich Wegener in Zürich anrufen und dann per Achse nach Constantine fahren. Al Sabti und Ben Salah werden wir nicht kontaktieren. Sabi Loulou, du nimmst den Peugeot 203, den uns Willi zugesagt hat, und fährst nach Süden über den Tell-Atlas, in die Schotts, in die Hochebene, nach Bou Saada. Von dort wieder Nordöstlich, Richtung Constantine.«
»Na Mahlzeit, Francescnollo, weißt du was das für eine Strecke ist? Ich kenne sie zwar in- und auswendig aber es ist ein schöner Brocken. Ich mach’s, Cello! Noch etwas Cello, die Telefonnummer von Wegener kennst du ja. Wenn du anrufst, melde dich nicht mit deinem Namen sondern du sagst: “Der Walfisch liebt das weite Meer!“ als Antwort bekommst du dann: “ Er soll die Strände meiden!“ Dann musst du nichts wie raus aus Bougie, sieh zu wie du am besten und schnellsten von Bougie nach Constantine kommst.«
»Gut, Sabi Loulou, und du Zouzou nimmst den Linienflug von Algier nach Biskra. Dann fährst du mit der Eisenbahn wieder zurück Richtung Norden via Batna nach Constantine. Heute ist Montag. Ich werde in wenigen Stunden aufbrechen. Ich weiß nicht wann das Schiff ausläuft aber ich würde sagen, am Mittwoch treffen wir uns in Constantine.«
»Alors, Tonton, so machen wir's. Und ich würde vorschlagen, dass wir uns nicht gleich bei Fitzgerald treffen. Wir könnten uns zum Beispiel im Hotel Panoramique in Constantine treffen.«
»Cello, Zouzou, ich könnte meine alte Freundin Michelle La Toustelle in Constantine anrufen. Willi, hast du noch ein Telefonbuch? Wir sparen uns die Hotelkosten.«
Am frühen Vormittag verabschiedete ich mich von Asissa mit einem Lebewohl, so wie es bei den Aitatidou Brauch ist. Asissa erklärte es mir so. Ein Lebewohl, als wäre es ein Abschied für immer in diesem Leben. Jedes Wiedersehen, ist der Beginn eines neuen Lebens.
Mit Tränenverschleierten Augen küsste sie zuerst das Amulett, welches sie mir schenkte und dann mich. Mein Freund und ihr Ehemann Willi Sidi Abijahd verabschiedete sich von mir wie es die Deutschen zu tun pflegen. Ein knapper fester Händedruck und einen Schlag auf den Oberarm. Bei Zouzou Zizanie und bei Sabi Loulou ging es wieder typisch französisch zu. Ein Bisous links, ein Bisous rechts, und eins in die Mitte. Das war meinem italienischen Blut zu wenig, immerhin hatte ich einen italienischen Opa aus Cantello unweit Varese! Ich küsste die beiden abwechselnd, wie es mein Opa Giancarlo, bestimmt auch getan hätte. Jedenfalls waren Sabi Loulou und Zouzou Zizanie gehörig nervös geworden.
Sabi-Loulou flüsterte mir noch ins Ohr: »Ich werde heute Mittag bei meiner Abreise noch zu dem SDECE Leiter von Nordafrika, Ben Salah fahren. Der SDECE schützt uns hier in Nordafrika. Mit Al Sabti, dem OAS Mann treffe ich mich anschließend. Er bekommt einen neuen Auftrag und die Lagepläne der OAS-Waffenlager in der Kleinen Kabylei. Solltest du bei deiner Fahrt nach Bougie von den Kabylen abgefangen werden, und du musst um dein Leben fürchten, Francesco, dann sage ihnen wer im Besitz der Lagepläne der Waffenlager ist. Sage ihnen dass es Al Sabti ist. Singe dann um Gottes Willen, Francesco. Singe wie ein Zeisig, nur warte mit dem eventuellen Singen bis Mittwoch, bis ich mit meiner Schwester in Sicherheit bin. Auf Al Sabti musst du keine Rücksicht nehmen. Er ist ein Schwein. Außerdem ist er nicht der Ehemann deiner verflossenen Bijou, war nur ein Scherz gewesen!«
Sie hatte mich dabei sehr geschickt immer wieder an ihren Körper gedrückt. Verbunden mit ständigen Küssen, konnte sie mir diese Informationen zu flüstern. Asissa und Willi sollten es nicht hören. Die Gefahr ihres Mitwissens, würde ihr Leben gefährden. Asissa und Willi hatten sich während dieser “Aktion“ nur seltsam angesehen und konnten sich nicht vorstellen, warum Zouzou nur charmant in sich hineinlächelt. Sie wusste um was es ging.
***
Mit dem Taxi ließ ich mich von Willis Garage an den Hauptbahnhof von Algier fahren. Gegen ein gutes Honorar, dass Willi dem Taxifahrer gab, kutschierte mich der Fahrer auf Anweisung meines Freundes erst kreuz und quer durch
Weitere Kostenlose Bücher