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Tanz der Aranaea (German Edition)

Tanz der Aranaea (German Edition)

Titel: Tanz der Aranaea (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Lukitsch
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Algier, bevor wir nach einstündiger Fahrt den Hauptbahnhof erreichten.
    Jenseits der herrlichen geschwungenen Bucht von Algier, zeichneten sich die Berge der Kabylei gegen den blauen Himmel ab. Der kalte nasse Nieselregen legte sich und die Sonne war schon fast auf Mittag.
    Gerne wäre ich noch  in Algier geblieben - unter anderen Umständen. Wenn sich irgendwann meine Situation wieder normalisiert, dann werde ich mit Sicherheit wieder in diese schöne Stadt reisen, dass nahm ich mir fest vor. Ohne Straßensperren mit Soldaten in russischen Stahlhelme und Schnellfeuergewehre. Keine Geheimdienste die sich in den Straßen der Stadt gegenseitig massakrierten. Keine OAS mit ihrem noch vorhandenen ungeheueren Waffenarsenal. Irgendwann vielleicht, wenn der Teufel betet!
     
    Es war Montag, der 16. Dezember, und bevor wir uns trennten telefonierte Sabi Loulou mit Michelle La Toustelle in Constantine. Sie erzählte ihrer Freundin Michelle, dass sie mit Zouzou und mit mir unterwegs sei auf Sahara-Expedition und einen Zwischenstopp in der alten Heimat Constantine einlegen möchten. Michelle gab sogleich ihre Zusage. Madame Michelle La Toustelle, unterhielt ein gut florierendes Bordell, wie Sabi Loulou grinsend erklärte. Ich meldete meine Bedenken an, während Asissa ständig den Kopf schüttelte. Asissa fand unsere Moral doch wirklich sehr ungewöhnlich, und sah mich schon verloren zwischen den Mädchen im Bordell, und danach wie ich im Fegefeuer schmorte. Mich, ihren Jungen, obwohl ich doch um einiges älter war als sie. Ihre Blick sagte mir: “Was tun die meinem Francesco doch alles an “.
     
    Wir wollten uns am 18. Dezember, mittwochs,  in Constantine bei Madame Michelle La Toustelle treffen. Am Boulevard de Fontainebleau No. 19.
    Als ich mit der Taxe durch das Villenviertel von El Biar fuhr, sah ich zwischen schmucken Häusern in denen jetzt wahrscheinlich das neue Großbürgertum von Algier wohnt, eine Lücke. Das Fundament stand noch, und schwarz und wehklagend sahen Mauerreste gegen den Himmel, wie faule Zahnstummel. Es wurde von der OAS gesprengt, wie mir der Taxifahrer erklärt. Auf der weiteren Fahrt mit dem Taxi durch Algier waren mir immer wieder die vielen Fahrzeuge ostdeutscher Produktion aufgefallen. Boumedienne hatte sich dem Anschein nach eine große Anzahl ostdeutsche Militärberater in das Land geholt. Dies konnte dem gemäßigten charismatischen Ben Bela wohl weniger gefallen. Der Finsterling Boumedienne schien alle Fäden zu spinnen. An fast jeder Straßenkreuzung standen algerische Militärs in russischen Stahlhelmen, und mit Schnellfeuergewehre ausgerüstet.
    Hoffentlich kommt Sabi-Loulou hier nicht vorbei, dachte ich.
    Mit der Taxe war dies noch ungefährlich, wir wurden nicht ein einziges Mal kontrolliert. Ob es mit dem Privatfahrzeug von Willi für Sabi-Loulou auch so unkompliziert würde, wagte ich zu bezweifeln. Obwohl, Sabi Loulou war zu sehr Profi als das sie sich von Straßensperren aufhalten ließe. Sie kannte hier jeden Quadratkilometer auswendig. Nur so konnte ich mich beruhigen.
    Zouzou übernahm den einfacheren Teil der Reise nach Constantine. Sie nahm die Route mit dem Flugzeug. Wir wollten jeder für sich alleine in Constantine einreisen.
     
                                              ***
     
     
    Montag der 16.12.1963; Bougie (Bejaia)
     
    Der Hauptbahnhof von Algier befand sich direkt am Hafen, und erleichterte damit den Fahrgästen die per Schiff Algier anreisten, den Anschluss vom Schiff zur Eisenbahn. Dieser angenehme Reiseanschluss war mir bei unserer Ankunft mit der “Angel of Paradise“ bereits aufgefallen, auch wenn ich diese Annehmlichkeit nicht in Anspruch nahm. Im Hauptbahnhof kaufte ich eine Fahrkarte nach Bougie. Man war nicht unfreundlich zu mir, so wie ich es zunächst befürchtete. Die Leute hier verhielten sich freundlich distanziert. Sie sahen mich an, aber ihre Blicke gingen durch mich hindurch. Wahrscheinlich war es das neue Selbstbewusstsein seit der Unabhängigkeit im letzten Jahr. Ein Selbstbewusstsein, mit dem man gegenüber einem Europäer, nach mehr als einhundert Jahren Kolonisation, noch umzugehen zu lernen hatte.
    In meinem Abteil, mir gegenüber saß ein alter Muselman. Ein geschmackloses Gemisch aus westlicher und orientalischer Kleidung flatterte um seine dünne Gestalt. Auf dem Kopf einen weißen Turban um den Fez gewickelt. Die müden Augen sahen an mir vorbei, die Lippen bewegten sich, doch kein Laut war zu

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