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Tanz der Aranaea (German Edition)

Tanz der Aranaea (German Edition)

Titel: Tanz der Aranaea (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Lukitsch
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bitten.«
    »Was immer du willst, Saidsaheb. Sage es und ich helfe dir!«
    »Einen kleinen Moment noch Zöpfchen, ich muss nur noch schnell etwas überprüfen!«
    Schnell überprüfte ich die Stellen im Raum, die gewöhnlich von den Geheimdiensten aller Couleurs der Welt, als auffällig unauffällig angesehen wurden, um entsprechende Abhörgeräte zu platzieren. Ich machte mich soeben an der Deckenleuchte zu schaffen, als mich Zöpfchen nach dem Sinn meiner Aktion fragte. 
    »Ich halte Ausschau nach Wanzen, liebes Zöpfchen!«
    »Nach Wanzen? Bei uns gibt es keine Wanzen!«
    Ich erklärte der etwas verärgert gewordenen Wodaabe, dass ich nach Abhörwanzen suchte, und nicht nach Leibhaftigen, der Gattung „Gemeine Hauswanze“. Sie erklärte mir, dass es hier weder die Einen, noch die Anderen gäbe, und dieser Raum außerdem, das Refugium von Marie-Claire sei. Womit ich allerdings auch nichts anfangen konnte. Wodaabe meinte, dass mir dies Marie-Claire persönlich erklären sollte, denn sie hätte jetzt keine Lust dazu und ich sollte endlich sagen, wobei sie mir helfen könnte. 
    »Ich muss noch in den Hafen, Zöpfchen. Guck nicht so böse. Es ist dunkel, und mit einer Berberbekleidung kann ich mich verhältnismäßig ungestört im Hafen bewegen. Kommst du mit und zeigst mir den Weg? Ich bin heute Nachmittag die Strecke mit der Taxe schon einmal gefahren aber jetzt ist es dunkel und da sieht doch manches anders aus. Wir kommen wieder zurück zu Marie-Claire, versprochen. Ich lasse sie in dieser Lage nicht hängen.«
    »Und wenn dich die Regierungssoldaten festnehmen, Said? Wenn sie dich fangen, sind meine Hoffnungen alle begraben!«
    »Wir lassen uns von niemand fangen und festnehmen, Zöpfchen! So, jetzt schreiben wir noch  ein kleines Briefchen an Marie-Claire, und dann lass uns aufstoßen, und ins Horn brechen.«
    »Was heißt denn das schon wieder, Said? Du verwendest manchmal Worte, die ich nicht verstehe.«
     
    Zöpfchen führte mich in die Kellerräume des „Chez Marlene“. Verschiedene Kisten lagerten hier, und jede Menge Gerümpel. Wir gelangten an eine verschlossene Eisentür, die Wodaabe flink öffnete. Der lange schmale Gang, der schlecht ausgeleuchtet war, führte zu einem Nachbarhaus. In wenigen Minuten befanden wir uns wieder im Freien. Wir gingen nicht allzu hastig in Richtung zum Hafen, und Zöpfchen hielt sich krampfhaft an meiner Hand. In meiner Kabylenkleidung, und mit einer jungen Frau an meiner Seite, war ich nicht ganz so auffällig, als würde ich hier in europäischer Kleidung, alleine herum irren. Wir haben es nach einer halben Stunde fast geschafft, als wir einer Militärstreife in die Arme liefen. Sie waren noch etwa zehn Meter von uns entfernt, als Zöpfchen laut auflachte und mich sanft an die Wand eines Haus drückte, und mich heftig küsste. Ich spürte ihren Puls, der fast schon sein Leistungsvermögen erreicht haben musste.
    Die Soldaten gingen an uns vorbei und machten scherzhafte Andeutungen über das scheinbar unsterblich verliebte Paar. Als sie endlich vorbei waren, löste sich Wodaabe, blieb aber dennoch nah bei mir stehen. 
     
    »Du bist der erste Mann, den ich geküsst habe, Said. Ich habe mich so oft in meinen verträumten Stunden gefragt, wie herrlich dies wohl sein muss. Ich werde meinen Enkelkindern, abends in unseren Zelten erzählen, dass eine Militärstreife mir dies ermöglicht hat. Aber ich glaube, es war dir nicht so angenehm?«
    »Ich war nicht darauf vorbereitet, Zöpfchen. Erst der Schreck mit den Soldaten, und dann… «
    »Und dann der Schreck, dass dich eine dunkelhäutige Frau geküsst hat?«
    »Komm doch ein bisschen näher, kleiner Dummkopf mit Zöpfchen.  Schließe die Augen beim Küssen, sonst fängst du an zu schielen.«
    »Du schielst bereits, Said!«
    »Ich mache sie gleich zu, Zöpfchen. Ich möchte nur noch deinen schön geschwungenen Mund und deine herrliche Nase, und deine samtige Haut sehen. Deinen Atem spüre ich jetzt, und ich kann ihn trinken, wie aus einem Brunnen, der niemals versiegen wird.« 
    Eng umschlungen, lehnte sie ihren Kopf auf meine Schulter, und wir gingen durch die Straßen in Richtung des Hafens. 
    »Said Francesco?«
    »Ja, mein Zöpfchen?«
    »Wenn wir in meiner Heimat sind, dann musst du dabei sein, wenn Brautschau in In Gall ist. Die Männer sind dann ganz toll geschmückt und geschminkt und haben die schönsten Kleider an. Nur für uns Frauen. Hilfst du mir bei der Suche nach einem besonders schönen

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