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Tanz der Dämonen

Tanz der Dämonen

Titel: Tanz der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Westfehling
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passende Ausdrucksweise.«
    Er grinste wehleidig und sagte: »Es ist wenig genug, was ich mitkriegen konnte. Das meiste wird dir nicht neu sein. Er bleibt für sich und schläft fast jede Nacht woanders. Vielleicht schläft er gar nicht. Weißt du, dass man vom Teufel sagt, dass er niemals schläft? Er geht herum und forscht Leute aus. Er sucht etwas – oder jemanden. Er ist fieberhaft dahinterher. Übrigens würdest du dich wundern: Er kennt eine Menge Leute hier, von denen wir keine Ahnung haben. Dabei muss er wohl vorsichtig sein. Auch ihm stellt jemand nach. Ich denke manchmal, es könnte derselbe sein …«
    »Derselbe?«
    »Der, den er sucht. Dass sie sich gegenseitig umschleichen und belauern wie zwei Spinnen in einem Topf. Die Stadt ist groß genug für solche Spielchen.«
    »Du magst Recht haben. Aber ich glaube, es sind mehr als zwei daran beteiligt.«
    »Einmal, als wir noch bei Mutter Gluck wohnten, ist einer gekommen, der nach ihm gesucht hat.«
    »Du hast ihn gesehen?«
    »Ja«, sagte er mit einem Seitenblick. »Du kennst ihn. Es ist der, der uns da gestern herausgehauen hat. Dein Vater!«
    »Du hast ihn gestern gesehen?«
    »Ich habe ihn gesehen. Als ihr davongegangen seid. Als sie mich drinnen aufgesammelt hatten und die Tür offen stand. Es war derselbe Mann.«
    Warum irritierte mich dieser Hinweis? Hatte ich nicht längst gewusst, dass es eine Verbindung zwischen ihnen gab? Zwischen Ahasver und dem Mann mit der Armbrust – meinem Vater …
    »Das wundert dich?«, fragte Pietro.
    »Nein. Nicht wirklich.«
    »Dann sage ich dir noch etwas: Auch wenn er dein Vater ist – falls er es wirklich ist, du solltest ihm nicht zu sehr trauen. Hörst du mich?«
    Ich schwieg. Nun redete auch er so! Was hätte ich antworten sollen?
     
    Ich hatte mir gar keine Gedanken gemacht, wohin wir eigentlich gingen. Pietro hatte zielstrebig eine Richtung eingeschlagen, und ich war ihm gefolgt. Die Gassen füllten sich wieder mit Menschen. Wir aßen Erbsen mit Speck und Schweinswürste in einer entlegenen Bratküche. Pietro hatte Geld. Weiß der Teufel woher! Mir fiel auf, dass er sich einen Platz suchte, wo er die Wand im Rücken hatte und den ganzen Raum überblicken konnte. Seine Augen wanderten unablässig umher. Wenn ich es recht bedachte, wurde mir klar, dass er schon die ganze Zeit alles um uns her genau beobachtete. War das nur allgemeine Vorsicht gegenüber unbekannten Gefahren, oder fürchtete er etwas Bestimmtes?
    »Da drüben habe ich ihn oft gesehen«, sagte Pietro und zeigte auf ein Wirtshaus, das ungewöhnlich große Fenster zur Straße hatte.
    »Wen meinst du, Ahasver?«
    »Natürlich Ahasver. Einmal hat er dort einen Mann getroffen, den ich ad hoc nicht kannte.«
    »Einen Mann?«
    »Ja doch. Glaubst du, er steigt kleinen Mädchen nach?«
    »Das meine ich nicht. Was für ein Mann?«
    »Es war ein Mann in vornehmer Kleidung. Einer aus dem Gefolge des Kaisers, würde ich sagen. Sie haben sich aber nur kurz gesehen.«
    Das war eine Nachricht, mit der ich wenig anfangen konnte, obwohl sie Gedanken in Gang setzte, die ins Uferlose reichten und mich unruhig machten. Gleichzeitig beschäftigte mich blödsinnigerweise die Frage, wo er wohl den Ausdruck »ad hoc« aufgelesen habe.
    »Komm weiter«, sagte er ungeduldig.
    »Dazu hätte ich ad hoc die Frage: Wo gehen wir hin?«
    »Zu unserem Versteck«, sagte er, ohne auf die Frotzelei einzugehen. »Wohin sonst? Ich nehme niemals den geraden Weg.«
    »Ach ja? So etwas kann leicht zu einer schlechten Angewohnheit werden.« Der Witz kam nicht an.
    Als wir das alte Schiff fast erreicht hatten, blieb Pietro plötzlich stehen und zog mich dann heftig zur Seite. Wir verbargen uns hinter einer Hausecke nahe der Wehrmauer, wo ein hölzerner Verschlag Deckung bot.
    »Siehst du das?«, fragte er.
    Ich sah zuerst gar nichts.
    »Es sind Fremde da«, raunte er. »Guck doch, wie der Balken liegt.«
    Wir warteten. Nach einiger Zeit erschien der Kopf eines Mannes mit verziertem Helm am Eingang. Drei Bewaffnete folgten. Ebenfalls mit glitzernden Helmen. Das waren keine Stadtsoldaten. Es schien mir, dass sie zur spanischen Garde des Kaisers gehörten, wenn sie auch keine Abzeichen trugen. Sie verschlossen das Versteck auf genau die Art, wie meine Freunde es zurückzulassen pflegten.
    »Die werden wiederkommen«, sagte ich.
    Pietro nickte. » Den Schlupfwinkel können wir nun auch vergessen.«
    »Was ist mit Sambo?«
    »Es war offenbar nicht drin. Sonst wären die da nicht so ruhig

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