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Tanz der Dämonen

Tanz der Dämonen

Titel: Tanz der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Westfehling
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schnüffelst überall herum wie ein Frettchen im Karnickelbau. Unversehens hast du allerhand Ungeziefer aufgescheucht, Kröten und Schlangen …«
    »Eher Skorpione«, hielt ich dagegen.
    Er ging jedoch über dieses Wort hinweg, als habe er die Anspielung nicht bemerkt. Auch weiterhin sprach er in missbilligendem Ton, aber ich hatte trotzdem nicht den Eindruck, er sei zornig auf mich. »Schnappst hier ein Wort auf, findest dort eine Spur. Vor dir muss man auf der Hut sein.« Er lachte ein kurzes, freudloses Lachen. Sein Schatten stand groß an der Wand wie der Schatten eines Riesen. Dann schoss er seinen Pfeil ab.
    »Du hast also deinen Vater gefunden. Warum erzählst du mir nicht davon?«
    Ich zuckte zusammen und antwortete ausweichend: »Ich sehe noch nicht klar.«
    »Schnüffelst du deshalb weiter? Was hast du eigentlich schon alles herausgefunden? He? Würdest du mir das wohl sagen? Nun, wahrscheinlich nicht!«
    Es war, glaube ich, gerade sein belangloser Ton, der mir unbehaglich wurde.
    »Ihr wisst, worum es mir geht«, sagte ich. »Was das angeht, so muss ich die Wahrheit finden. Etwas anderes interessiert mich nicht.«
    Wieder dieses unheimliche Lachen. »Ich tadle dich gar nicht. Aber ich weiß jetzt, dass ich dich unterschätzt habe.«
    Vielleicht konnte ich ihm in dieser Stimmung Dinge entlocken, die er mir sonst niemals sagen würde.
    »Ich bin auf ein paar Namen gestoßen«, sagte ich. »Seltsame Leute. Sie haben alle Dreck am Stecken.«
    »Wer hat das nicht?«
    »Ihr wisst recht gut, was ich meine.«
    »Du kennst jetzt deinen Vater. Ist das nicht genug?«
    »Ich weiß noch nicht, was ich von ihm denken soll …«
    »Ich sage es ja. Du gibst keine Ruhe. Du weißt nicht, wann du aufhören musst.«
    »Ich sehe noch nicht, was er mit all dem zu tun hat.«
    »Mit all was ?«
    »Mit diesem schändlichen Verbrechen, über das keiner reden will. Mit dem Ding, hinter dem alle her sind.«
    »Was redest du …«
    »Ich meine das Buch, das Teufelsbuch. Haltet mich nicht für dumm!«
    Nach kurzem Schweigen: »Oh, das tue ich nicht!« Er rückte heran und legte den Arm um meine Schulter.
    Ich erschrak, versuchte aber, es nicht merken zu lassen. Und seltsam: Trotz allem, was ich inzwischen über ihn wusste, und obwohl ich ihn für einen Schurken und Verbrecher hielt, ja, ungeachtet des Faktums, dass er höchstwahrscheinlich ein Mörder war, verspürte ich in diesem Augenblick kein bisschen Furcht. Eher bedauerte ich ihn.
    »Du weißt von dem Buch«, murmelte er. »Nimm dich in Acht! Du solltest es lieber vergessen, es ist wahrlich ein Buch der Hölle. Aber letzten Endes weißt du nicht wirklich, um was es geht.«
    »Werdet Ihr es mir sagen?«
    Er zögerte. Dann brummte er: »Du weißt schon viel mehr, als gut für dich ist. Die Leute, denen du nachspionierst, sind alte Spießgesellen. Und jetzt – jetzt kämpfen sie gegeneinander – um die Beute von damals. Aber was geht dich das an? Warum bist du so dahinterher?«
    »Weil ich glaube, dass mein Vater mit drinsteckt!«, rief ich aus. Und Ihr selber erst recht!, hätte ich als Nächstes hinzufügen mögen. Ob er das wusste?
    Plötzlich wirkte er beinahe hilflos. Aber er glich diese Schwäche sofort durch Heftigkeit wieder aus.
    »Vergiss es!«, stieß er hervor.
    »Das kann ich nicht!«
    »Dann hol dich der …« Er schüttelte sich und hatte sich schon wieder gefasst.
    »Was willst du eigentlich erreichen?«, fragte er. »Willst du umgebracht werden?«
    »Ich will wissen, ob mein Vater ein Mörder ist!«
    Wir schwiegen beide. Dann sagte er leise: »Unfug! Hirngespinste! Du bildest dir das alles nur ein. Aber damit bringst du dich in Gefahr. Verstehst du nicht? Es wird zum Kampf kommen.«
    »Der Schwarze Hund ist tot!«
    »Das weiß ich, aber seine Bande – das sind Chorknaben gegen die, mit denen wir es jetzt zu tun haben! Was ist, wenn ich nicht mehr die Hand über dich halte?«
    Er die Hand über mich? Sollte ich ihm ins Gesicht sagen, dass ich ihn für den Mörder hielt und mich dieser Meinung nur noch nicht sicher fühlte?
    »Es könnte wohl bald so weit sein«, murmelte er. »Es wäre mir ein Trost, dich in Sicherheit zu wissen.«
    Seltsam: Ich glaubte ihm tatsächlich, aber dennoch traute ich ihm nicht. Wie soll ich das verständlich machen?
    Wieder war Stille. Dann blickte er mich an und nickte aufmunternd mit dem Kopf. »Gehen wir!«
    »Wohin denn?«
    »Warte ab.« Mein Herz war beklommen, aber ich gehorchte ihm. Wir erhoben uns. Doch ehe wir den Schuppen

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