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Tanz der Dämonen

Tanz der Dämonen

Titel: Tanz der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Westfehling
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Anton?«
    Sein Gegenüber schob abweisend die Unterlippe vor und schien nicht geneigt, überhaupt noch etwas von sich zu geben. Aber da mischte sich einer der Gehilfen eifrig in das Gespräch: »Ja! Das stimmt, werter Herr. Das war Meister Arbogast, der am Rinkenpfuhl …«
    »Er ist kein Meister«, fuhr Gerrit unwirsch dazwischen, und der Gehilfe schwieg erschrocken.
    »Ach …«, sagte der Magus.
    »Er ist überhaupt kein richtiger Maler, und außerdem ist er verrückt!«
    »Dann wird mir das nicht weiterhelfen. Habt dennoch Dank für Eure Mühe.«
    Damit drückte er dem Mann eine Münze in die Hand. Wohl keine sehr wertvolle, denn dessen Gesicht erhellte sich nur mäßig.
    Sobald wir draußen in der Gasse waren, fragte ich: »Was sollte das alles bedeuten?«
    »Kannst du dir das nicht denken? Schließlich bist du in diesem Haus schon gewesen.«
    »In welchem Haus?«
    »Stell dich nicht dumm an! Das Haus mit dem Fenster.«
    »Haus? Fenster?«
    »Das ich dir gezeigt habe. Beim Herrn der Fliegen! Es ist das Haus mit dem Löwen!«
    Ich schwieg und wusste nicht, warum ich erschrak. Der Magus schien wütend zu sein. Glaubte er, ich wolle ihn zum Narren halten?
    »Wir suchen jetzt diesen Maler?«, fragte ich zaghaft.
    Er gab gar keine Antwort.
    Ich hätte mich einfach von ihm absetzen können. Wahrscheinlich hätte er es nicht einmal bemerkt. Doch meine Neugier hieß mich bei ihm bleiben. So folgte ich ihm zur Gasse Rinkenpfuhl. Der Magus steuerte zielstrebig eine düstere Kneipe an, die nicht viel besser ausgestattet war als die »Schwarze Sau«, wo ich meine Freunde zuletzt gesehen hatte. Dergleichen gibt es in Köln nicht selten. Das niedere Volk ist dort am liebsten unter sich. So ernteten wir ziemlich ablehnende Blicke, als wir dort einkehrten. Ein paar Gläser Branntwein, die der Magus in seiner eleganten Kleidung für alle Anwesenden spendierte, konnten diese Abwehr kaum verändern. Er schien jedoch nichts davon zu merken. Schließlich wandte er sich einem ganz bestimmten Zecher zu, einem heruntergekommenen Burschen, der wahrhaft einer Vogelscheuche glich.
    »Ich suche den Maler. Kennt Ihr den vielleicht?«
    »Was wollt Ihr von dem?«
    »Das werde ich ihm selber sagen. Nur so viel: Es ist zu seinem Besten.«
    »Dann rückt heraus damit.«
    »Nein, sage ich! Nur zu ihm selbst.«
    »Als ob Ihr nicht wüsstet, dass ich es bin!«
    »Ach, wirklich? Sieh an. Aber das hier ist kein guter Platz zum Reden.«
    »Soll ich Euch etwas fälschen?«
    »I, bewahre! Doch nichts in der Art.«
    »Nun gut. Ich hätte es zweifellos gekonnt. Ich habe Talent dazu, müsst Ihr wissen. Aber gut. Wenn Ihr darauf besteht, gehen wir in meine Klause.«
    Wie hatte er nur den Mann so zielsicher finden können? Er hatte doch nichts in der Hand gehabt als eine zufällig aufgeschnappte und völlig ungenaue Ortsangabe. Ich hatte keine Ahnung. Allerdings – der Bursche, den er aufgestöbert hatte, war am Daumen mit Farbe beschmiert und hatte auch Farbe unter den Fingernägeln. Das war es wohl. Also doch keine Zauberei!
    Dieser verschlagene Kerl war bei weitem schlimmer als Ahasver und Grifone zusammen!
    Die Klause des Malers lag auf dem Speicher eines benachbarten Hauses. Sie war durch ein schadhaftes Dach nur unvollkommen gegen Wind und Wetter geschützt.
    »Das Haus wird demnächst abgerissen«, sagte der Bewohner. »Darum lässt man mich hier einstweilen in Ruhe …«
    Es war ein unregelmäßiger Raum, der ein Strohlager und ein paar Kisten enthielt. Die Wände und der Boden waren bedeckt mit Papier, das mit Nägeln auf dem Mauerwerk hing oder achtlos auf den schartigen Dielen ausgebreitet lag. Bemalte Tafeln, Fassdeckel, Planken und noch mehr Zeichenblätter stapelten sich in allen Ecken, Letztere geknickt, gerollt, zerknüllt oder auch zerrissen. Offenbar war das Arbeitsmaterial für diesen Künstler rar geworden, dennman hatte den Eindruck, er habe stets aufs Neue dieselben Fetzen verwendet und auf jeden verfügbaren Zettel immer wieder weitere Skizzen gekritzelt. Er schien vor allem Feder und Tinte benutzt zu haben, dann aber auch allerlei Stifte und schließlich sogar Kohlestückchen und nassen Schmutz. Hier und da war er sogar an die schlecht verputzten Wandflächen gegangen.
    Erstaunlich aber war nicht nur die Fülle dieser Bilder, sondern mehr noch die verblüffende Vielfalt ihrer Themen. Der Magus blickte sich befremdet um. Ich aber konnte nichts anderes tun, als mich hinzuknien, um diesen vielgestaltigen Wirrwarr aus der Nähe zu

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