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Tanz der Dämonen

Tanz der Dämonen

Titel: Tanz der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Westfehling
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Erkundigungen angestellt. Mehrmals haben sie den Abbruch gefordert, aber es wurde nichts daraus. Und Folgendes habe ich erfahren: Der Schuppen und einige Kellerräume sind seit ein paar Monaten voller Schutt. Gibt dir das nicht zu denken? Den hat man heimlich hinübergeschafft.Gleichzeitig wurde an der Rückfront des Hauses gearbeitet. Niemand sollte von den anderen Veränderungen etwas merken. Bewusste Heimlichkeit!«
    »Gewiss …«
    »Das Fenster ist neu. Auf dem Holzschnitt sieht man es! Eine späte Korrektur! Wahrscheinlich hat Meister Anton kurz vor der Drucklegung noch eigene Zeichnungen gemacht. Das ist außen die einzige echte Veränderung, und die befindet sich an einer Seite, wo man sie nur vom anderen Ufer sehen kann. Ich habe es geprüft! Was heißt das?«
    »Im Turm sind neue Räume.«
    »Allerdings! Räume, von denen keiner etwas wissen sollte! Vielleicht auch noch welche unter dem Turm. Und das Fenster ist vergittert! Sag mir: Was mag dort vor sich gehen, dass es einer solchen Geheimniskrämerei bedarf?«
    Ich begann zu verstehen.
    »Herr Arndt hat dort das Buch versteckt …«
    »Und ich hatte geglaubt, es sei bei Pater Nabor!«
    »… und die Skorpione sind die Schlüssel!«
    Der Magus starrte mich betroffen an.
    »Habt Ihr das gemeint?«, fragte ich.
    Er brummte etwas Unverständliches. War er selbst nicht darauf gekommen? Oder hatte er nicht erwartet, dass ich darauf kommen würde? Vielleicht fragte er sich, wie viel ich wirklich wisse und ob ich nicht mit ihm ein raffinierteres Spiel treibe als er mit mir?
    Jedenfalls wurde er unvermittelt wortkarg. Mir schien, er habe etwas zu sagen und wisse nicht, wie er es herausbringen sollte. Das war bei ihm gewiss etwas Ungewöhnliches. Aber darauf achtete ich nur nebenbei. Anderes drängte sich vor.
    Meine plötzliche Erkenntnis verwirrte mich. Da also ist versteckt, was sie alle suchen!, dachte ich. Da steckt es – in einem Gewölbe, in einer Truhe, wie auch immer! Dort hatte Anselmus einbrechen sollen. Und auch Grifone war auf nichts anderes aus: das Buch!
    »Wenn Ihr das schon vorher vermutet habt«, platzte ich heraus, »warum habt Ihr nicht schon längst dort nachgesehen?«
    »Für einen Außenstehenden wie mich wäre das zu Arndts Lebzeiten höchst schwierig gewesen, und selbst jetzt ist es fast unmöglich. Überhaupt wird es nicht einfach sein, wenn ich richtig vermute. Der Teil des Hauses ist eine Festung!«
    Er blieb stehen und versank in Grübeln.
    »Was werdet Ihr jetzt tun?«, fragte ich. Würde er mich gehen lassen? Mit diesem Wissen? Musste er nicht fürchten, dass ich meine Kenntnis zu seinen Konkurrenten tragen würde?
    »Ich werde tun, was ich für richtig halte«, sagte er abweisend. »Jedenfalls sind jetzt die Karten gleich verteilt. Ich weiß genauso viel wie die, mit denen ich mich zu messen habe. Jeder Schritt will gut erwogen sein.«
    »Verzeiht, Meister, es steht mir nicht zu …«
    »Meister«, lächelte er. »Jetzt hast du das Wort zum ersten Mal gebraucht.«
    »Jetzt, wo unsere Wege sich trennen. Das wollt Ihr doch sagen?«
    Das musste es sein: Er wollte alleine sein.
    »Ich muss nachdenken«, sagte er. »Du hast gewiss eine Bleibe für die Nacht?« Es klang möglicherweise schroffer, als er beabsichtigt hatte.
    »Ich habe Freunde.«
    Er nickte. »Das ist etwas, das ich nicht habe.«
    »Keine Freunde?«
    »Das ist so«, sagte er. »Ich habe Nabor Freund genannt, aber ein Freund ist etwas anderes. Leb wohl. Es hat mir Vergnügen gemacht, mit dir zu reden.«
    Es mag seltsam klingen: Ich glaube, das war ehrlich gemeint.
     
     
     

ER A BGESANDTE
    Was ich jetzt zu berichten habe, erscheint mir bis heute als der unglaublichste Teil meiner Erinnerungen. Von da an war nichts mehr so wie vorher. Dabei begann es auf ganz vertraute Art – mit einem Augenblick dumpfer Niedergeschlagenheit. Das war wieder einer jener Abende, an denen ich in dieser Stadt umherging und hungerte, in dieser seltsamen Stadt, die mir immer noch fremd war und die mir, so gut ich sie auch kennen lernte, dennoch fremd bleiben würde. Ich sehnte mich danach, ihr den Rücken zu kehren, aber wie konnte ich das tun, ohne all jene Fragen geklärt zu haben, die mich so sehr bedrängten?
    Wohin sollte ich gehen? Zu Bär und den seinen? Sie hatten mich beim letzten Mal nicht gerade willkommen geheißen!
    Zu Sambo und Pietro? Ob die noch bei Mutter Gluck wohnten? Waren sie überhaupt noch zusammen – nach Ahasvers Tod?
    Zu Mutter Gluck wollte ich nicht – Grifones

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