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Tanz der Dämonen

Tanz der Dämonen

Titel: Tanz der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Westfehling
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machen – Aurum sacrum! –aus minderer Materie! Wem das gelingt, der ist wahrhaftig ein Gigant!«
    »Und Ihr glaubt wirklich, dass es möglich ist?«
    »Mehr denn je – nach dem, was ich hier lese! Nabor hat sein Wissen aus den entlegensten Quellen geschöpft, es ist erstaunlich! Aber er ist auch bei den weisen Häuptern unserer strahlenden Wissenschaft aufs Ergiebigste fündig geworden. Der Abt Trithemius war sein Lehrer, und in Johann Faustus haben wir einen gemeinsamen Bekannten!«
    Während er sprach, war es mir, als öffne sich in meinen Gedanken eine Tür.
    »Und deshalb stürzen sich alle auf dieses eine Buch!«
    Der Magus starrte mich verblüfft an. »Gewiss doch! Was weißt du darüber? Heraus damit!« Er war vor Erregung aufgesprungen. So hatte ich ihn noch nicht erlebt.
    »Gar nicht viel, nur dass fast jeder, den ich kenne, hinter dem Teufelsding her ist – und dass schon viele Menschen seinetwegen sterben mussten …«
    Er ließ sich in seinen Sessel zurückfallen und schien krampfhaft nachzudenken.
    »Du weißt also nicht, wo es versteckt ist? Kein Hinweis?«
    »N-nein!«
    »Das ist der Punkt, an dem ich noch nicht ganz klar sehe …«
    Vermutlich ein Punkt von entscheidender Wichtigkeit!, dachte ich – nicht ohne Häme.
    Er rieb sich die Stirn und brummte etwas vor sich hin.
    »Verzeiht!?«, unterbrach ich ihn.
    »Bist du bereit? Ich will gehen!«
    »Gehen? Wohin?«
    »Das wird sich zeigen.« Oh! Solche Antworten kannte ich zur Genüge.
    »Und ich soll mit?«, fragte ich.
    »Hm. Ich wäre dir sehr verbunden für die Freundlichkeit, mich zu begleiten. Gefällt dir das besser?«
    »Ich weiß gerne, wohin ich gehe. Und warum.« Und mit wem, fügte ich in Gedanken hinzu, sprach es aber nicht aus. Ich hatte plötzlich eine unbegreiflich gute Laune. Mir war, als sei ich der Lösung meiner Probleme einen gewaltigen Schritt näher gekommen.
    »Dann will ich es dir verraten«, sagte der Magus. »Ich will gerade in diesem Punkt Erkundigungen anstellen, die Klärung schaffen. Ich bin guten Mutes. Das müsste auch dich interessieren, denn es geht genau um das, was dein Freund Ahasver und alle deine anderen Freunde so fieberhaft suchen und so eifrig verheimlichen.«
    Hat er etwa vergessen, dass Ahasver tot ist?, dachte ich.
     
    Wir gingen zu einem Haus, das im belebten Stadtviertel am Dom stand. Wie schon so oft beruhigte mich die Nähe der anderen Menschen. Was konnte mir vor aller Augen wohl Böses geschehen? Ich war jung und töricht, ich sagte es schon.
    Unauffällig betrachtete ich den Magus von der Seite her. Von allen absonderlichen Käuzen, mit denen ich es in den letzten Tagen zu tun bekommen hatte, war er wohl der merkwürdigste. Und dennoch hatte sich bei mir der Gedanke festgesetzt, er hege vielleicht auf eine ganz eigene Weise Zuneigung zu mir. Oder hatte er womöglich andere Gründe, mich in seiner Nähe haben zu wollen? Nahm er mich nur mit, damit er im Auge behalten konnte, was ich tat? Hoffte er, davon profitieren zu können, dass ich doch mehr wüsste, als ich zugab? Oder benutzte er mich gar als Lockvogel, wie Ahasver es getan hatte?
    Schon wieder überraschte er mich dadurch, dass er meine Gedanken erriet – oder kannte er sie, ohne dass ich mir vorstellen konnte, wieso?
    »Ich habe dich recht gerne bei mir«, sagte er unvermittelt. »Es gibt nicht viele Menschen, mit denen ich mich gern unterhalte. Aber du musst wissen: Noch aus einem anderen Grund bist du mirnützlich. Wenn ich mit dir zusammen auftrete, gehen die Leute leichter auf mich ein. Es dämpft ihr Misstrauen – und ich habe in dieser Welt schon sehr viel Misstrauen erfahren.«
    Vielleicht liegt es an Euch selbst, dachte ich. Ihr könntet Euch zum Beispiel das diabolische Ziegenbärtchen abrasieren.
    Er schmunzelte vor sich hin. Hatte er das etwa schon wieder erraten?
    »Wir gehen zur Quentelei«, sagte er leichthin.
    Ich verbiss mir die Frage, aber natürlich war es ihm klar, dass ich nicht wusste, wovon er sprach. So ließ er eine Erklärung folgen: »Das ist ein Druckhaus. Werkstatt, Kontor und Laden in einem, das Haus des Verlegers Quentel, der in Köln einen guten Namen hat. Dort ist zu Ehren unserer Majestäten ein Bild gefertigt worden, ein gedrucktes Bild, in Holz geschnitten und auf Papier abgezogen.«
    »Ein Holzschnitt. Ich weiß, was das ist.«
    »Gut. Ein gewisser Meister Anton aus Worms hat das Werk entworfen, und der Drucker Quentel hat es herausgebracht. Es ist ein wahres Wunder! Ganz Köln ist darauf zu sehen,

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