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Tanz der Engel

Tanz der Engel

Titel: Tanz der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Itterheim , Diana
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lassen.
    Ich zwang mich zur Geduld und wartete, bis er zur Ruhe kam. Dann ließ ich vorsichtig den Arm los, packte den goldenen Ring, der über dem Kopf des Wetterengels wie eine schwebendeKrone thronte, und zog mich hoch. Die weißglühende Feder lag in Reichweite. Der Engel blieb ruhig.
    Ein kleiner wackeliger Schritt und die Feder war mein. Triumphierend hielt ich sie in die Höhe – und sah zu, wie sie verglühte. Pauls Plan zerbröselte vor meinen Augen. Die Feder löste sich einfach auf. Glitzernd schön wie ein Sternenregen – Engelsprüfungen ließen sich wohl doch nicht so einfach hintergehen.
    Der Engel drehte sich sanft hin und her. Sein Nein schien meine Vermutung zu unterstreichen, der erhobene Zeigefinger die drohende Mahnung. Erschrocken zuckte ich zusammen und klammerte mich an die Krone, als ich das silbern funkelnde Flügelpaar in der Handfläche des Engels entdeckte. Es war kein Zufall, dass ich hier oben rumturnte. Und auch kein Entgegenkommen, eine Slackline von der Basilika zum Turm zu spannen. Es war eiskalte Berechnung.
    Eine heftige Windböe brachte den Engel zum Kreiseln. Verzweifelt hielt ich mich fest und wartete, bis die Karussellfahrt zu Ende ging. Schlecht wurde mir trotzdem. In hundert Metern Höhe an einen Wetterengel geklammert mich im Kreis zu drehen, gehörte nicht zu meinen Lieblingsbeschäftigungen.
    Ich schloss die Augen und hoffte auf Besserung. Sie kam nicht. Mein Magen wollte das Frühstück loswerden, die Silberflügel steckten noch immer in der Hand des Engels fest, und runter musste ich auch noch. Vielleicht sollte ich einfach hierbleiben, und warten, bis die Silberflügel zu mir rüberflatterten und Paul mich rettete. Mit Sicherheit war ich der erbärmlichste Engel aller Zeiten!
    Einige Umdrehungen später war ich so weit. Entschlossen ließ ich den Ring los, packte das Handgelenk des Wetterengels und zog mich hinüber. Mit klammen Fingern und wild pochendem Herzen holte ich mir die Silberflügel und verstaute sie in meiner Hosentasche. Wenn ich schon keine leuchtende Vogelschwinge bekam, besaß ich jetzt wenigstens die Gewissheit,Sanctifer in Sicherheit zu wiegen und ihm dadurch vielleicht entkommen zu können.
    Der goldene Engel wackelte unruhig, während ich an seinem Arm hinabglitt. Ein plötzlicher Windstoß blies mir die Haare ins Gesicht und forderte den Engel zum Tanzen auf. Wie ein wild gewordener Derwisch rotierte er um seine Achse. Obwohl ich mich an ihn klammerte wie an ein scheuendes Pferd, verlor ich den Halt.
    Der Sturz wäre zu tief, der Aufprall zu heftig geworden. Ich konnte fliegen – ich musste fliegen! Wie von selbst breiteten sich meine gigantischen Schwingen aus – ohne Schmerz und in Flammen stehendem Rücken –, suchten den Wind und ließen sich von ihm tragen.
    Pauls entgeisterter Blick vom Dach der gegenüberliegenden Kuppel traf mich. Erschrockene Aufschreie in der Menge begleiteten meinen Flug.
    Wie um alles in der Welt konnten rosafarbene Flügel jemanden in Panik versetzen?
    Fünf schwarzgekleidete Gestalten drängten auf den Balkon der Basilika: Racheengel! Sie waren vollzählig. Nur einer fehlte: Christopher.
    Zornig funkelten ihre Augen unter den Masken, während sie zusahen, wie das neueste Mitglied ihrer Truppe vom Himmel torkelte. Mein Auftritt versaute ihnen gerade die Furchteinflößnummer. Bestimmt ließen sie mich gleich antreten, um mir die Flügel zu stutzen – falls sie die Landung überstanden.
    Die Menge stob auseinander, meine Bruchlandung wurde filmreif. Meine vorgeschädigten Flügel schmerzten höllisch, als sie über den harten Steinboden schleiften, während der Rest von mir versuchte, zu landen. Wie beim ersten Mal kippte ich vornüber, fiel auf die Knie und sackte zusammen. Zum Glück schaffte ich es, nicht mitten auf dem Vorplatz des Dogenpalastes in Tränen auszubrechen.
    Zwei maskierte Engel rissen mich hoch, schleiften mich über die Piazetta Richtung Dogenpalast, durch das Tor über den Innenhof zu einem Seiteneingang. Heftige Engelsmagie zerrte an meinen Flügeln.
    Ich stemmte mich gegen die beiden Maskierten in Schwarz, schickte den kläglichen Rest meiner eigenen Energie in meine Flügel und zog sie blitzschnell zurück. Der Schmerz, als ich meine Schwingen verschwinden ließ, während ich durch eine mit Engelsmagie gesicherte Pforte des Dogenpalasts stolperte, riss mich von den Beinen. Den Engeln war das egal. Sie schleppten mich weiter. Vielleicht gefiel es ihnen, dass meine Schienbeine gegen die

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