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Tanz der Engel

Tanz der Engel

Titel: Tanz der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Itterheim , Diana
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altem Putz klebten, die sich an der niedrigen Gewölbedecke fortsetzten.Außer der Matratze, den drei eingebauten Holzbrettern und dem steinernen Tisch gab es im hinteren Teil des Raumes noch die dunkle Nische. Bewaffnet mit der Kerze wagte ich, sie mir anzuschauen.
    Um durch das schwarze Loch zu kriechen, musste ich mich – dank meiner gekrümmten Haltung – kaum bücken. Die Luft in dem kleinen Raum dahinter war feucht, roch aber weniger modrig als in dem Verlies. Es schien ein natürlich entstandener Hohlraum zu sein. Ich ließ meine Hände über die nackte Felswand gleiten. Sie fühlte sich glatt an, wie ausgewaschen. Mein Blick wanderte weiter, zum Boden, wo ich eine hölzerne Luke entdeckte: ein Fluchtweg?
    Mit fiebrigen Fingern stellte ich die Kerze beiseite und zerrte an dem Holzverschlag. Erstaunlich leicht ließ er sich öffnen. Ein viel zu kleines Loch verschwand in der Tiefe. Höchstens ein Bein hätte da hindurchgepasst. Mein ganzer Körper? Niemals! Das Loch diente einem anderen Zweck. In der Tiefe baumelte ein kleiner Eimer zum Wasserholen an einer Kette, darunter rauschte ein Bach, der allen Unrat mit sich riss: ein Kerker mit Badezimmer. Luxus pur!
    Ich ließ mich nicht entmutigen. Der Zugang, den Aron benutzte, war sicher massiv und vermutlich abgeschlossen – aber auch Engel machten Fehler. Noch bevor ich die hinter dem klobigen Sessel verborgene Tür erreichte, stieß ich auf ein weit größeres Problem als ein zugesperrtes Schloss. Ich lief geradewegs hinein. Zu spät erkannte ich den schwachen Schimmer als Spiegelung der Kerze.
    Ohne Vorwarnung zuckten aus dem Nichts blauviolette Blitze. Von der einen bis zur gegenüberliegenden Wand versperrte mir eine Mauer aus purer Energie den Weg. Sengende Hitze verbrannte meine Haut. Elektrisierende Impulse schleuderten mich zu Boden. Ich schrie – der Schmerz raubte mir den Atem. Ein Jaulen antwortete. Wild und wutverzerrt. Der Geruch von verschmortemFell stieg mir in die Nase. Starr vor Angst kostete es meine ganze Willenskraft, um meine geschundenen Glieder in Bewegung zu setzen.
    Auf allen vieren kroch ich weg von Arons Barriere und dem Geschöpf, das mich bewachte. Erst als mein Kopf gegen eine Wand stieß, brach ich keuchend zusammen.
    Aron hatte mich also doch nicht allein gelassen. Ich hätte es wissen müssen! Ihm unterliefen keine Fehler, wenn es darum ging, mich festzusetzen. Und das größte Risiko hatte ich selbst aus dem Weg geräumt: Christopher würde nichts von Arons Übergriff erfahren. Wie leichtgläubig ich doch war – ich hatte Aron vertraut!
    Ein leises Knurren ließ mich zusammenzucken. In der völligen Dunkelheit – blöderweise hatte ich die Kerze fallen lassen – hörte es sich noch gespenstischer an. Ich zog meine lädierten Beine dichter heran, krümmte meinen schmerzenden Rücken zusammen und lauschte.
    Was, wenn es näher kam? Wer sagte, dass es Arons Mauer nicht überwinden konnte? Was, wenn es nur darauf wartete, bis ich schlief? Wie würde es mich wohl anfallen? Mir die Kehle durchbeißen oder das Rückgrat brechen?
    Meine Angst gaukelte mir Bilder von einem flügelbewehrten Monster mit feurig gelben Augen und blutunterlaufenen Zähnen vor, das seine Krallen in mich schlug und in Stücke riss.
    Nein! Meine Fantasie schwächte mich, und ich benötigte alle Kraft, um bei klarem Verstand zu bleiben. Erbittert drängte ich die Bilder zurück. Das Wesen hätte mich schon längst zerfleischt. Hilflos am Boden kauernd, war ich das perfekte Opfer.
    Wut regte sich in mir: auf mich selbst, weil ich so schwach war, und auf Aron, der seine schmutzigen Spielchen mit mir trieb. Er hätte mich warnen können. Vor der Blitze schleudernden Wand und der Bestie. Offenbar gefiel es ihm, mich selbst herausfinden zu lassen, in welcher Klemme ich steckte. Dass ervon mir niedergestochen wurde, hatte anscheinend tiefere Wunden bei ihm hinterlassen, als er zugeben wollte. Jetzt rächte er sich, demonstrierte seine Überlegenheit, indem er mich meine Hilflosigkeit spüren ließ. Aber noch war ich nicht bereit aufzugeben. Ich würde hier rauskommen und mich weder manipulieren noch zu Tode erschrecken lassen!
    Mühsam richtete ich mich auf. Von Arons Wachhund war nichts zu hören. Mich mit einem Knurren einzuschüchtern, hätte auch nicht mehr funktioniert, redete ich mir ein. Vorsichtig tastete ich mich an der Wand entlang. Jede Berührung, jeder Schritt tat höllisch weh. Selbst als ich auf der weichen Matratze lag, schmerzte noch alles in

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