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Tanz der Engel

Tanz der Engel

Titel: Tanz der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Itterheim , Diana
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mir. Um meinen Rücken zu schonen, rollte ich mich wie ein Igel zusammen. Es half. Der Schmerz ließ nach und gab mir Raum zum Denken: Aron hasste mich. Christopher verachtete mich.
    Mit Arons Hass konnte ich leben – ich erwiderte ihn. Doch bei Christopher sah das anders aus. Ihn liebte ich – noch immer. Jedes Mal, wenn ich an Christopher dachte, wenn ich versuchte, meine Gefühle für ihn herunterzuspielen, wuchs die Sehnsucht nach ihm.
    Ich ließ mich treiben, erlaubte der Vergangenheit, mich mit ihren Bildern, Gefühlen und Gerüchen einzuhüllen. Fühlte Christophers warmen Körper, hörte seine samtweiche Stimme und verlor mich in dem Duft eines Sommergewitters.
    Das Gurgeln in meinem Magen weckte mich. Meine Kehle schmerzte, als hätte ich stundenlang geheult. Ein Schluck heiße Schokolade und meine Welt hätte ein wenig rosiger ausgesehen – aber die gab es hier nicht. Und auch wenn: Ich würde sie nicht anrühren. Vielleicht war es das Einfachste zu verhungern. Doch Aron würde das bestimmt nicht zulassen. Aber worauf wartete er? Wenn Christopher tatsächlich meine Wandlung zum Racheengel ausgelöst hatte, worin lag dann das Problem – außer vielleicht bei Christopher? Hatten die Engel nicht einenNachfolger für Gabriella gesucht? Warum wurde ich dann in ein dunkles Loch gesperrt? Wollten sie mich nicht?
    Ich überlegte, wie ich wohl als Racheengel sein würde. Christophers Stärke und sein einschüchterndes Engelswesen tauchten in meiner Vorstellung auf. Diese Macht auf mich zu übertragen, scheiterte gnadenlos. Christopher war mir überlegen in allem, was er tat. Seine Größe würde ich niemals erreichen. Ich, ein Racheengel: Was für eine traurige Fehlbesetzung! Kein Wunder, wenn sie mich loswerden wollten.
    Reglos blieb ich in meiner Kauerstellung liegen und wartete auf Aron. Vielleicht beantwortete er mir meine Fragen, wenn ich kooperierte und von seinem Saft trank.
    Doch Aron kam nicht. Und obwohl ich jeden anderen seiner Gesellschaft vorgezogen hätte, fühlte es sich seltsam an – wie von der Welt vergessen.
    Als das Klirren von Geschirr mich aufweckte, verfluchte ich sowohl meine Müdigkeit als auch meine schmerzenden Glieder. Aron würde verschwinden, bevor ich die Gelegenheit bekam, mit ihm zu reden.
    Ich riss mich zusammen, zwang meine Beine aus dem Bett und setzte mich auf. Unsere Blicke trafen sich. Seiner war überrascht, meiner entsetzt. Keine drei Meter von mir entfernt stand Aron in seiner einschüchternden Engelsgestalt.
    Seine Augen bohrten sich in meine. Ich schwankte. Ich war in seinem Bann gefangen. Der Ruf nach meinem Namen dröhnte wie ein wild gewordener Bienenschwarm in meinem Schädel. Was auch immer er vorhatte, gefiel mir ganz und gar nicht – abgesehen davon, tat es teuflisch weh.
    Ich hielt mir die Ohren zu. Das half. Es schenkte mir Kraft zu reagieren, meine Wut zu sammeln und auf Aron zu konzentrieren. Mein Blick entkam seiner Macht. Mein Sieg spornte mich an. Er würde nicht davonkommen, ohne mir ein paar Fragen beantwortet zu haben. Doch ehe ich auch nur einen Schritt aufihn zu machen konnte, verschwand Aron hinter der Mauer. Blauviolette Blitze markierten die Stelle, an der er die Wand passierte.
    Unbändiger Zorn überschwemmte mich. So leicht sollte er nicht davonkommen. Wenn er durch diese Wand gehen konnte, schaffte ich das auch!
    Mein Körper gehorchte. Meine Wut auf Aron verdrängte die Schmerzen. Nur Sekunden nach ihm berührte ich die Schutzwand. Sein Monster reagierte schneller als er. Noch bevor er sich umdrehte, griff es mich an, bezwang meinen Körper mit unzähligen Bissen, streckte mich nieder und bohrte seine Fänge in mein Fleisch. Der Schmerz zerriss mich. Mein Widerstand brach. Gegen Arons Bestie hatte ich keine Chance.
    Träume hielten mich in ihrer Welt gefangen und hinderten mich am Aufwachen. Ich war ihnen dankbar. Den Schmerz, der in mir tobte, konnte ich so leichter ertragen, auch wenn ich nicht von Christopher, sondern von Aron träumte.
    Aron hielt sich zurück. Wahrscheinlich, da Coelestin neben ihm stand. Was sie sprachen, konnte ich nicht verstehen, weil sie flüsterten, doch ihre Stimmen beruhigten mich und tauchten die Träume in friedliche Dunkelheit.
    Als Aron auftauchte, wusste ich nicht, ob ich wach war oder noch immer träumte. In der einen Minute erschien sein Umriss klar und deutlich, in der anderen verschwamm er in rötlichen Schlieren. Er rief meinen Namen, doch ich wollte ihm nicht zuhören. Aron war hinterhältig. Alles,

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