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Tanz der Engel

Tanz der Engel

Titel: Tanz der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Itterheim , Diana
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viel ich gegessen hatte.
    »Nein. Iss du ihn. Du bist hungriger als ich.«
    »Aber …«
    Christopher legte mir einen Finger auf den Mund. »Kein Aber. Je schneller du wieder zu Kräften kommst, umso besser. Außerdem kann ich Nachschub besorgen.«
    Als Christopher meinen panischen Gesichtsausdruck bemerkte, zog er mich an sich.
    »Natürlich erst, sobald du bereit bist, zwei Minuten auf mich zu verzichten.«
    Das war ich nicht. Trotzdem bat ich ihn, etwas zu holen. Doch Christopher blieb bei mir, und ich war ihm unendlich dankbar dafür.
    Zum Glück dauerte es nicht lange, bis Aron mit dem Mittagessen erschien. Zufrieden stellte er das volle Tablett auf den massiven Granittisch mit den schwarzen Mackintosh-Stühlen, der vor einem der Turmfenster stand, und räumte das leere Tablett beiseite.
    »Ich hoffe, du hast ihr auch etwas abgegeben«, scherzte Aron. »Doch wenn du glaubst, ich mache hier noch lange den Zimmerservice, täuschst du dich. Das nächste Mal holst du das Essen.«
    Aron zuckte zusammen, als meine Nägel Christophers Haut durchbohrten.
    »Zwei Racheengel! Wenn ich das vorher gewusst hätte, dann hätte ich den Job niemals angenommen.«
    »Welchen Job?«, fragte ich verwundert. Meine Stimme krächzte, aber es war kein Knurren, das aus meinem Mund kam, worüber ich heilfroh war.
    »Das wirst du noch früh genug erfahren«, antwortete Aron, schnappte sich das leere Tablett und verschwand.
    Es kostete mich viel Selbstbeherrschung, Christopher zum Tisch gehen und das Essen holen zu lassen. Ich schaffte es nur, ihm nicht hinterherzustürzen, weil ich ihn die ganze Zeit sehenund mich selbst kaum bewegen konnte. Als er zurückkam, bemerkte ich erst, wie verkrampft er das Tablett hielt. Wie um alles in der Welt hatte er es geschafft, mich auf sein Zimmer zu tragen?
    Als Christopher fertig gegessen hatte, legte ich meine Gabel beiseite und nahm all meinen Mut zusammen.
    »Wie sehr habe ich … bist du verletzt?«
    »Weniger als du.«
    »Das ist keine Antwort«, fauchte ich – und hielt erschrocken inne. Es war nicht weg! Deutlich konnte ich spüren, wie es an Größe gewann. Doch noch bevor ich panisch reagierte, legte Christopher seine Arme um mich und hielt mich fest.
    »Es ist noch da. Aber du bist stärker. Du hast es besiegt.«
    »Und wenn es … wenn ich doch nicht stark genug bin?«
    »Das bist du. Du hast es bewiesen.« Christophers Worte klangen unumstößlich – als erkläre er ein Naturgesetz. Ich dagegen war mir nicht so sicher. Wenn er mich nicht befreit hätte, säße ich noch immer in dem Verlies. Allein hätte ich das niemals geschafft.
    Zum Abendessen brachte Aron eine dunkelrote Schachtel mit.
    »Soll ich, oder willst du?«, fragte er Christopher.
    »Lieber ich«, antwortete Christopher ebenso vage und nahm die längliche Schachtel entgegen.
    »Was ist da drin? Sicher etwas für mich, wenn ihr zwei in Rätseln sprecht«, mutmaßte ich.
    »Ja. Und auch wenn Christopher dich so an sich ranlässt, spätestens wenn du dieses Zimmer verlässt, wirst du sie tragen.«
    Bevor ich die ominöse Schachtel zu fassen bekam, hatte Christopher sie aus meiner Reichweite gebracht. Dass ich eine blutige Strieme auf seinem Handrücken hinterließ, konnte er jedoch nicht verhindern. Erschrocken rückte ich von ihm weg – zum ersten Mal seit er mich befreit hatte.
    Aron verkrümelte sich, und Christopher begann schweigend zu essen. Im Gegensatz zu mir war ihm der Appetit nicht vergangen. Lustlos rührte ich in der Tomatensuppe, fischte die Brotcroutons heraus und kaute darauf herum.
    Was hatte ich mit Christophers Körper angerichtet – welche Spuren hinterlassen?
    Coelestins Narben blitzten vor meinen Augen auf. Sah auch Christopher unter seinem langärmeligen Pyjamahemd so aus? Es war warm in seinem Zimmer. Er trug sicher nicht ohne Grund etwas Hochgeschlossenes. Ich legte den Löffel beiseite und wartete, bis er mich ansah.
    »Du sollst essen, nicht nur darin herumrühren. Ich weiß, dass du Tomatensuppe magst.«
    »Was versteckst du unter dem Pyjama, das ich nicht sehen soll?«
    Christopher hielt mitten im Kauen inne und schaute mich an. »Du wirst nicht lockerlassen, nehme ich an.«
    »Nein«, antwortete ich und verschränkte meine Arme vor der Brust.
    »Gut, wenn du darauf bestehst, dass ich mir mein Shirt vom Leib reiße: bitte. Aber erst nachdem du gegessen hast.«
    »Ich bin satt«, fiel ich ihm ins Wort.
    »Nachdem du gegessen hast, was Aron für dich mitgebracht hat«, wiederholte er.
    Ich fügte

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