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Tanz der Hexen

Tanz der Hexen

Titel: Tanz der Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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dich erkälten. Sind deine Sachen im vorderen Zimmer?«
    Er nickte.
    »Ich helfe dir«, sagte Mona.
    »Aaron. Wo ist Aaron?« fragte Michael.
    »Oh, dem geht es prima«, sagte Beatrice. Sie schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. »Mach dir keine Sorgen um Aaron. Er sitzt im Eßzimmer und trinkt seinen Tee. Er ist sofort aktiv geworden, als Mona und Yuri ihn geweckt haben. Ihm geht’s gut. Wirklich. Ich gehe jetzt nach unten und besorge dir etwas Heißes zum Trinken.«
    Sie musterte ihn aufmerksam von Kopf bis Fuß, und als er an sich hinunterschaute, sah er die dunklen Spritzflecken überall auf seinem Pullover und seiner Hose. Seine Sachen waren so naß und dunkel, daß man keinen Unterschied zwischen Blut und Wasser erkennen konnte. Aber wenn alles getrocknet wäre, würde man es können.
    Mona öffnete die Tür zum vorderen Schlafzimmer, und er folgte ihr hinein. Da war das Hochzeitsbett mit dem weißen Himmel. Und noch mehr Blumen. Gelbe Rosen. Die Vorhänge an den vorderen Fenstern waren offen, und die Straßenlaterne leuchtete zwischen den schwankenden Ästen der Eiche. Wie ein Baumhaus, dieses Schlafzimmer, dachte Michael.
    Mona half ihm, den Pullover auszuziehen. »Weißt du was? Diese Klamotten sind so alt – ich werde sie verbrennen. Funktioniert der Kamin hier?«
    Er nickte. »Was habt ihr mit den beiden Toten gemacht?« fragte er sie.
    »Pssst. Nicht so laut«, sagte sie und tat sofort ungeheuer dramatisch. »Yuri und ich haben uns darum gekümmert. Frag nie wieder danach.«
    »Du weißt, daß ich es umgebracht habe«, sagte er.
    Sie nickte. »Ja. Ich wünschte, ich hätte es sehen können. Nur ein einziges Mal! Es einmal genau angucken können, weißt du!«
    »Nein. Wünsche es dir nicht. Und geh es ja nie suchen, und frag mich auch nie, wo ich es hingeschafft habe oder…«
    Sie gab keine Antwort. Ihr Gesichtsausdruck war still, entschlossen, unerreichbar für seine Zärtlichkeit oder seine Sorge. Ihre einzigartige Mischung aus Unschuld und Wissen machte ihn so ratlos wie immer. An ihrer Frische und Schönheit schien alles spurlos vorübergegangen zu sein, doch zugleich war sie anscheinend tief versunken in irgendeiner gefahrvollen Kammer ihrer eigenen Gedanken.
    »Fühlst du dich betrogen?« flüsterte er.
    Sie antwortete immer noch nicht. Noch nie hatte sie so reif ausgesehen – so wissend, so fraulich. Und so geheimnisvoll.
    Er griff in die Tasche, holte den lehmverschmierten Smaragd heraus und hörte, wie sie nach Luft schnappte; als er aufschaute, sah er die Verblüffung in ihrem Gesicht.
    »Nimm ihn mit«, sagte er leise. »Er gehört jetzt dir. Und niemals, niemals darfst du dich umdrehen und zurückschauen. Nie darfst du versuchen, es zu verstehen.«
    Wiederum nahm sie seine Worte ernst und stumm zur Kenntnis, ohne ihre wahre Reaktion erkennen zu lassen. Vielleicht war ihr Gesichtsausdruck respektvoll, vielleicht aber auch nur geistesabwesend. Sie schloß die Hand um den Smaragd, als wolle sie ihn verbergen. Dann schob sie die geschlossene Faust in das Bündel aus seinen schmutzigen Kleidern.
    »Geh jetzt baden«, sagte sie ruhig. »Und dann ruh dich aus. Aber vorher – die Hose, die Strümpfe und die Schuhe. Die will ich dir auch noch ausziehen.«

 
40

    Das Morgenlicht weckte ihn. Er saß in ihrem Zimmer neben dem Bett, und sie starrte ins Licht, als könne sie es sehen. Er konnte sich nicht erinnern, daß er eingeschlafen war.
    Irgendwann im Laufe der Nacht hatte er ihr die ganze Geschichte erzählt. Er hatte ihr auch Lashers Geschichte erzählt, und wie er ihn totgeschlagen, wie er den Hammer in die weiche Stelle in Lashers Schädel getrieben hatte. Er wußte nicht, ob er so laut gesprochen hatte, daß sie es hatte hören können, aber er nahm es an. Mit monotoner Stimme hatte er alles erzählt. Sie würde es wissen wollen, hatte er gedacht. Sie würde wissen wollen, daß es erledigt ist, und wie es dazu gekommen war. Sie hatte dem Lastwagenfahrer gesagt, sie wolle nach Hause.
    Dann war er verstummt. Wenn er die Augen schloß, hörte er in seiner Erinnerung Lashers sanfte Stimme, wie sie von Italien sprach und vom wunderbaren Sonnenschein und vom Jesuskind. Wieviel mochte Rowan davon gewußt haben?
    Er fragte sich, ob Lashers Seele jetzt dort oben war – wenn es stimmte, daß der Hl. Ashlar wiederkommen würde. Wo würde es das nächste Mal geschehen? In Donnelaith? Oder hier im Haus? Unmöglich zu sagen.
    »Ich werde dann jedenfalls tot und dahin sein, das steht fest«, sagte er

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