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Tanz der Kakerlaken

Tanz der Kakerlaken

Titel: Tanz der Kakerlaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald Harrington
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das Wohlwollendste, was sich über Carlott sagen ließe: Es war die natürlichste Umgebung, aber selbst hierüber ließe sich streiten, wenn wir davon ausgehen, daß der wirklich angestammte Lebensbereich der Knackerlaken der Haushalt des Menschen ist, im Bereich von des Menschen Vorsehung, Überfluß und Gnaden. Tatsächlich aber war es ein seltenes Ereignis, daß ein Carlotter einmal etwas vom Essen des Menschen zu schmecken bekam.
    Alle Knackerlaken sind Abfallverwerter im besten Sinne, nicht deshalb, weil sie sich von verwesterten oder rottenden organischen Substanzen ernähren, sondern weil sie sich der Reste annehmen, die von anderen Lebewesen achtlos liegengelassen werden, allen voran vom Menschen. Aber schon dreihundertfünfzig Millionen Jahre bevor der Mensch von den Bäumen kletterte und zu kochen lernte, waren die Knackerlaken in der Lage, etwas zu essen zu finden.
    Die Einwohner von Carlott lebten von dem, was sie in den Wäldern, Feldern und im Hof am Heiligen Haus finden konnten, obwohl die meisten von ihnen Chrusten waren und an den Mann glaubten. Das Heilige Haus betraten sie nie, außer auf Einladung ihrer Verwandten, den Frack- und Sackerlaken. Die Gemeinde von Carlott leitete ihren Namen von der jeweiligen Unterkunft ab – morsche Holzklötze, hohle Bäume und Äste, verlotterte Höhlen unter alten Brettern und Autoschrott –, die alle um das rostige Gerippe eines manövrierunfähigen Autos gruppiert waren, einem Ford Fairlane älteren Baujahrs, der einmal den Mann zum Heiligen Haus gebracht hatte und jetzt nicht mehr benutzt wurde; außerdem gab es einen noch funktionstüchtigen Ford Torino neuerer Bauart, in dem der Mann gelegentlich fortfuhr und wiederkehrte, um ihn dann neben dem älteren Wagen in dem kleinen Hof hinter dem Heiligen Haus zu parken. Das Fahrgestell des älteren Wagens wurde außerdem von einer großen Sippe von Papierwespen bewohnt, den Polistes annularis, die nur am Tage aktiv waren und den Knackerlaken nie in die Quere kamen.
    Die Familie Dingletoon, der Jack als Paterfamilias vorstand, bewohnte einen hohlen, abgestorbenen Ahornzweig auf der unkrautbestandenen Seite von Carlott. In Sichtweite befand sich die große Ruine eines Gebäudes, das das Drei-Loch-Örtchen genannt wurde und schon vor langer Zeit vom Menschen verlassen worden war; sein genauer Zweck bleibt den modernen Knackerlaken ein Rätsel, obwohl es Legenden in Hülle und Fülle gibt, besonders über die legendären Viktualien. Jack Dingletoon erinnerte sich noch an die sagenhaften Geschichten von Opa Dingletoon, denen er als Kind gelauscht hatte: Generation auf Generation von Dingletoons hatten sich wunderbar von den Speisen ernährt, die in den Gewölben des Örtchens anfielen.
    Tish Dingletoon, Jacks älteste Tochter, die noch zu Hause lebte, hatte für diese Geschichten von Mahlzeiten im Örtchen nichts übrig. Die Geschichten, die sie von ihren Freundinnen aufschnappte, drehten sich um Köstlichkeiten, die es im Heiligen Haus gab. Gerüchte von unglaublich deliziösen Genüssen, denen man sich im Parthenon hingab. Tish hatte noch nie einen Prinzenkeks gekostet und konnte sich ihn kaum vorstellen. Sie litt Qualen bei der Beschreibung von Florentinern, Madeleines, Beignets, Rosinenkrapfen, Blätterteigtaschen und Doughnuts mit Glasur und Marmeladenfüllung. Das Beste, was sie je kennengelernt hatte, war ein bißchen weißes Gebrösel gewesen, das ihr Jim Tom Dinsmore, ein Sackerlakenjunge, gegeben hatte und das er »Toastbrot« nannte. Tish hatte geargwöhnt, daß Jim Tom lediglich ihren Appetit mit einem Leckerbissen anregen und sie dann dazu verführen wollte, das Affy-Dizzy seiner Rückendrüse zu kosten, ein verbotener und gefährlicher Trank.
    Ihre Mutter hatte ihr eingeschärft, nie das Affy-Dizzy, wie die Ausscheidung der männlichen Rückendrüse genannt wurde, zu schlecken – egal, wie sehr es sie danach verlangte. Einige ihrer Freundinnen hatten es bereits probiert, nicht aber Tish. Um daranzukommen, mußte man praktisch auf den Rücken des Jungen klettern, unter seine Flügel; und wenn man das tat, hatte er einen da, wo er einen hinhaben wollte, und brachte einen möglicherweise dazu, eine seiner Murmeln anzunehmen. Eine Murmel annehmen war angeblich ein Heidenspaß, bedeutete aber auch, daß du bald mehrere Tage lang ein großes Osterei an deinem Hinterende mit herumschleppen mußtest, bevor du es abladen konntest.
    Heute nacht nun würde ein Tanz stattfinden. Während die nahen Wälder und weiten

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