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Tanz der Kakerlaken

Tanz der Kakerlaken

Titel: Tanz der Kakerlaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald Harrington
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Felder und sogar die unglaublich fernen Berge sich mit den Klängen und Gerüchen der Purpur-Sinfonie zu füllen begannen, krochen Dutzende von jungfräulichen Knackerlaken aus jeder Spalte und jedem Winkel in Carlott und aus den Löchern des Heiligen Hauses hervor, versammelten sich in zwei langen Reihen, Schnüffelrute am Schwanzreifen des Vordermädchens, eine nach der anderen, je zwei und zwei, und begannen, über alle Täler und Hügel von Stay More zu ziehen, mit beinah tänzelnden Schritten, im Einklang mit den Gerüchen und Lauten der Sinfonie.
    Einige Mädchen in dieser doppelreihigen Prozession schlugen mit ihrem Unterleib auf den Boden, um den Marschtakt für die anderen anzugeben; jede hielt den Kopf aufrecht, schwang rhythmisch die Schnüffelruten durch die Luft und schwenkte den Schwanzreifen. Sie waren so viele, daß sie wie ein gigantischer Tausendfüßler, nein, Millionenfüßler wirkten, und die Autorität, die die Masse verleiht, verscheuchte jeden Räuber und jedes harmlose Geschöpf, das zufällig dieser großen wogenden Kette der Weiblichkeit im Wege stand. Grillen und Heuschrecken sprangen panisch zur Seite. Regenwürmer pflügten von der Straße herunter in den Mittelstreifen hinein unter Ausrufen wie »MAYDAY!«, »DREIUNDDREISSIG!« und »SANITÄTER!« Ein großer warziger Krötenmann, Bufo americanus, der normalerweise mehrere dieser Mädchen auf einen Biß verspeist hätte, verwesterte an Herzversagen. Ein paar Mädchen kicherten beim Anblick seiner emporgereckten feisten, im Verwestern noch zuckenden Beine.
    Die Nacht, die Luft und die Musik, von der Jahreszeit ganz zu schweigen, führten dazu, daß jede dieser jungfräulichen Knackerlaken ihren ganz persönlichen Duft aussandte, bis der niedersinkende Tau mit unwiderstehlich sinnlichen Pheromonen getränkt war; und das Gemisch dieser verführerischen Dünste sickerte bis in jede Höhle von Carlott, jedes Loch des Heiligen Hauses, sogar bis in den Parthenon, so daß alle männlichen Knackerlaken in ihren Verstecken den Kopf gegen die Wand rammten und verzweifelt versuchten, ihr Affy-Dizzy bei sich zu behalten. Denn diese Mädchen mit ihren machtvollen Pheromonen machten sich nur einen Spaß, ernste Absichten hatten sie nicht. Sie waren nicht reif für die Paarung … noch nicht. Die lange Doppelreihe wand und wand sich um die Buckel und Hügel des kleinen Dorfes.
    In manchen abgelegenen Gegenden der Ozark-Berge feierte das Landvolk (Menschen und Knackerlaken) bis in jüngste Zeit, besonders im Mai, wenn die Erde fruchtbar wird, noch etwas, was nur als Cerealia bezeichnet werden kann, ein rituelles Fest zu Ehren der Ceres, dem Götter-, oder besser: Göttinnenkopf, der noch über dem göttlichen römischen Mann steht: Mutter Erde selbst, Schützerin aller Früchte der Erde, von der das geheiligte Wort »Müsli« stammt. Die Menschenjugend hatte ihre »Spielparty« oft als Cerealia gefeiert, und die Knackerlaken, die dem Menschen in allem folgen, machten es ebenso.
    Diese Doppelreihe promenierender Mädchen wogte die Roamin Road auf und ab und beinah bis in Sichtweite der Frau, Stellvertreterin der Ceres, die auf der Veranda von Parthenon in einem Schaukelstuhl saß, nicht Mutter Erde selbst, sondern eine Art Erdmutter, obwohl Sie selbst nie Kinder gehabt hatte. Aus dem Innern des Parthenon kamen durch die offene Fliegentür die Töne Ihrer Stereoanlage: Doch dies war nicht die Quelle der Purpur-Sinfonie, und wahrscheinlich konnte Sie diese auch gar nicht hören, selbst wenn Ihre Anlage ausgeschaltet war. Ebensowenig konnte Sie die Hunderte von Knackerlaken sehen, deren Zug in Ihrem Vorgarten umschwenkte.
    Als die Doppelreihe der Jungfrauen die Roamin Road zurückparadiert kam, rief eines der Mädchen: »Allmächtiger Joshua! Sieh mal, Tish Dingletoon, wenn das nicht dein Papi ist, der da hinten versucht, Anschluß an unseren Zug zu finden!«
    Tish Dingletoon wandte den Kopf und schwang ihre Schnüffelruten, um das ferne Ende des Knackerlakenfüßlers auszumachen, wo Jack Dingletoon ihnen nachgetorkelt kam, versuchte, mit seinen Schnüffelruten die Bewegungen der Mädchen zu imitieren, und gründlich scheiterte bei dem Versuch, es ihnen im Tänzeln und Posieren gleichzutun.
    Jack hatte den Kopf nach hinten geneigt und sang im Gleichtakt mit dem Marsch: »Heho, ich bin kein Dingletoon nicht mehr! Jawoll, ich bin ein ziemlich reinblütiger Ingledew, und ein Junker obendrein!«
    Alle Mädchen gackerten, kicherten und zeigten auf Jack, nur Tish

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