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Tanz der Kakerlaken

Tanz der Kakerlaken

Titel: Tanz der Kakerlaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald Harrington
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Sensoren, die die geringste Erschütterung im Substratum ausmachen konnten, aber das Stück Jeans, auf dem Chid hockte, war vollkommen inaktiv.
    Wenn der Herr im Westen wäre, was würde aus Seinen Knackerlaken werden? Natürlich würden sie nicht verhungern, aber sie würden einen Mordshunger kriegen und müßten das Heilige Haus verlassen. Nur wenige von ihnen konnten wie gemeine Carlotter im Wald nach Nahrung suchen und rohe Algen und Schwämme essen. Die meisten würden in den Parthenon eindringen wollen, was genau Chids Plan entsprach, obwohl jeder die Ingledews beinahe ebenso fürchtete wie den Herrn. Dumm von ihnen, denn die beiden Ingledews waren hoffnungslos in der Minderzahl, ganz gleich, welche legendären Fähigkeiten in der Schlacht sie angeblich auch besaßen.
    Wenn die Knackerlaken aus dem Heiligen Haus die Ingledews besiegten und in den Parthenon zogen, so wurde Chid klar, dann müßte er seine Religion überprüfen und reformieren. Er könnte nicht länger das Königreich des Mannes predigen, sondern müßte vom Königinnenreich der Frau sprechen, und er war sich nicht sicher, ob er dazu imstande wäre. Er hatte durchaus nichts gegen das Matriarchat; er konnte nur einfach nicht viel mit Frauen anfangen. Die Existenz einer Frau, gleich, ob Menschen- oder Knackerlakenfrau, war schön und gut, was ihre Funktion betraf: Kinder gebären und großziehen, den Haushalt führen und alles, aber man konnte nicht so ohne weiteres ein ganzes theologisches System um eine von ihnen aufbauen. Chid versuchte sich vorzustellen, wie er ein Gebet mit den Worten »Mutter unsere, die du bist im Parthenon …« beginnen würde, und er kam sich lächerlich vor.
    Chids Schnüffelruten veranlaßten ihn, seinen Blick von dem Wohlgestalten, aber womöglich verwesterten Antlitz des Herrn ab – und auf das Gras von Carlott um den Herrn herum zu wenden, wo sich das Leben des Tages zu regen begann. Ein Regenwurm war vor der Nase des Herrn zum Stillstand gekommen und ging auf Sendung: »BREMSER EINS NULL. WIE SIEHT'S AUS, ALTES HAUS? HAB HIER EINEN TOTEN WAL AN STEUERBORD. TUNNEL SECHZEHN BLOCKIERT.« Darauf folgte ein statisches Knistern, und dann antwortete ein weiter entfernter Regenwurm auf der anderen Seite des Herrn: »VIER ROGER. WEICH AUF TUNNEL SIEBENUNDZWANZIG AUS UND STEUER UM DAS SCHEISSDING RUM. TUNNEL SIEBENUNDZWANZIG FREI. VERSTANDEN?«
    Der Regenwurm wechselte den Gang und machte sich in eine andere Richtung auf, die Erde neben dem Leib des Herrn nach einem anderen Loch absuchend. Er war jedoch noch nicht weit gekommen, als eine Wanderdrossel vom Himmel herabstieß, den ganzen Regenwurm packte und den wild Zappelnden hinauf in den Himmel entführte, wo sich seine letzte klägliche Botschaft rasch in der Ferne verlor: »MACHT'S GUT, LEUTE, ICH FAHR JETZT RAUF INS HIMMELREICH …«
    Bruder Tichborne suchte den Himmel nervös nach weiteren Vögeln ab. Im Gras in der Nähe des Hinterteils des Herrn erblickte Chid eine Eidechse, furchtbar wie ein Drachen und schneller als eine Schlange, deren zuckende Zunge wie eine gezackte Schnüffelrute funktionierte und bereits den Geruch von Chid aufgenommen hatte, so daß sie näher kam.
    »Herr, erhöre diesen Sünder«, betete Chid laut, während er gleichzeitig leise betete, der Herr möge nicht so weit im Westen sein, daß Er sein Gebet nicht mehr hörte. »Ich habe gefehlt, o Herr, das weiß ich, und ich bekenne es. Ich habe mich Ende an Ende mit meiner Schwester vereinigt, o Herr, ich habe ihr meine Murmeln gegeben und ihr Ostereier gemacht, und ich habe sie geheiratet. Ich habe mit anderen Frauen die Ehe gebrochen, o Herr, unter ihnen Josie Dingletoon, der kaum ein Bursche widerstehen konnte, aber nie hat sie mich in Versuchung geführt, es war meine eigene Sündhaftigkeit. Wirst Du nun den Tieren des Feldes und den Geschöpfen der Luft gestatten, mich zu vernichten, und mir Deine göttliche Entrückung vorenthalten? O Herr, ich bitte Dich, daß ich gerettet werde, damit ich im Osten bleibe und Deinen Ruhm der ganzen Knackerlakenheit predige, oder, wenn das Dein Wille ist, von Deiner Hand und Deinem heiligen Revolver entrückt werde. Aber wenn ich von einem Tier des Feldes oder einem Geschöpf der Luft verwestert werden soll, dann, o Herr, laß es rasch geschehen, so rasch wie Deine Entrückung, und nimm mich für immer zu Dir auf Deine rechte Hand im Himmel von Stay More. In Joshuas geheiligtem Namen bitte ich Dich, Amen.«
    Und siehe da, der Herr öffnete ein Auge.
    Obwohl

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