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Tanz der Kakerlaken

Tanz der Kakerlaken

Titel: Tanz der Kakerlaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald Harrington
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setzt Euch, Junker John!« begrüßt, und eh er wußte, wie ihm geschah, führten sie ihn zu einem ansehnlichen Bierteich auf dem Linoleum. Er war so sehr damit beschäftigt, das Gebräu aufzulecken und zwischendurch Kartoffelchip-Brösel und anderes, was sie ihm aufdrängten, zu verzehren, daß er nicht zu Wort kam.
    Spät in der Nacht, oder eher früh am Morgen, hatte er mit Erstaunen gesehen, daß ein Weibsbild in die Kochstatt stolziert kam, und trotz seiner Trunkenheit oder weil seine Kumpane ihren Namen erwähnten, hatte Jack festgestellt, daß das Weibsbild seine eigene Ehefrau Josie war. Die Kochstatt war ein rein männliches Revier mit strengen Bestimmungen, die den Zutritt regelten und alle weiblichen Wesen ausschlossen, aber sonderbarerweise hatten die männlichen Knackerlaken Josie dieselbe Höflichkeit und Gastfreundschaft erwiesen wie Jack. Das war Josie zu Kopf gestiegen und hatte sie noch mehr verwirrt als das Bier, an dem sie sich gütlich tun durfte.
    Während er so mit dem Bauch nach oben umhertrieb, fragte Jack sich träge, was wohl aus seiner Ehefrau geworden sein mochte. Das letztemal, als er Notiz von ihr genommen hatte, flirtete sie gerade mit Troy Dinsmore, einer Sackerlake, aber es war alles nur unschuldige Tändelei, und der alte Troy war ohnehin zu betrunken, um ernsthaft zur Sache zu kommen. Jack drehte den Kopf zur einen Seite, streckte seine Fühler in die Flüssigkeit und führte sie an die Lippen, ein frischeres Gebräu als das auf dem Linoleum. Es sprudelte noch ein wenig. Jack wackelte mit den Schwanzreifen und brachte es so zum Schäumen.
    Dann bemerkte er die andere Knackerlake, die ebenfalls mit dem Bauch nach oben dahintrieb. Das war nicht Josie, sondern anscheinend Jaybird Coe, ein Frackerlake, der, wie Jack sich nun erinnerte, während der letzten paar Stunden sein bester Kumpel geworden war.
    »So läßt's sich leben, was?« sagte Jack zu Jaybird und demonstrierte, wie er mit seinen Schwanzreifen paddeln und auf der Oberfläche des Bieres, immer im Kreis an den Wänden des metallenen Tanks entlang, hin- und herschießen konnte. Schwanzreifen ragen normalerweise in Kopfeshöhe, oder besser gesagt: Schwanzeshöhe auf, aber wenn man auf dem Rücken lag, bis zum Bauch in Bier, dann zeigten sie nach unten in die Flüssigkeit. Jack hoffte, sein Beispiel werde Jaybird dazu inspirieren, ebenfalls herumzupaddeln, aber Jaybird tat nichts dergleichen. Er lag einfach da und ließ sich treiben. Jack tauchte eine Schnüffelrute in das Gebräu und spritzte es Jaybird ins Gesicht, Jaybird schien das nichts auszumachen. »Betrunken wie 'n Schubkarren«, bemerkte Jack, obwohl der einzige Schubkarren, den er jemals gesehen hatte, nämlich der über die Straße im Gemüsegärtchen des Herrn, Abstinenzler gewesen war.
    Jack musterte die Decke. Es befand sich eine schlitzförmige Öffnung darin, durch die das erste Licht des Morgengrauens hereinströmte. Das machte Jack nichts aus, aber er war leicht beunruhigt von der Erinnerung, daß er sich durch diesen Schlitz hatte fallen lassen, um dorthin zu gelangen, wo er jetzt war. Daraus schien sich irgendein Problem zu ergeben, obwohl er im Augenblick nicht in der Lage war, seine Schnüffelruten auf den Punkt des Problems zu bringen. Er stieß Jaybird an. »Hey, Jaybird«, sagte er, aber Jaybird reagierte nicht. Jack kitzelte ihn mit seiner Schnüffelrute im Gesicht. »Los, Jay, komm zu dir«, drängte er und rempelte ihn kräftig an, aber sein Freund lag so still wie im Westen. Westen? dachte Jack und spürte, wie langsam Panik in ihm aufstieg.
    Von ferne hörte er eine Stimme, die seinen Namen rief oder vielmehr den Namen, den er früher einmal gehabt hatte, Jack. Jetzt war er Junker John, aber diese Stimme schien das noch nicht zu wissen. Es war eine hohe weibliche Stimme, und Jack versuchte mit seinen Schnüffelruten herauszufinden, wem sie gehörte, aber alles, was er durch die Schnüffelruten aufnehmen konnte, war der Geruch von Bier rings um ihn her, zusammen mit einem stetig stärker werdenden Geruch nach Verwesterung, dem Westen seines Kumpans Jaybird.
    »Jack, wo bist du denn bloß?« erscholl die Stimme wieder und wieder, und Jack begriff, daß es Josie war.
    »Josie?« rief er zurück. »Bin hier unten in der Bierdose!« Bald darauf sah er ihr Gesicht durch den Schlitz auf ihn herunterlugen. Wie war sie dort hinaufgekommen, ganz oben auf die Bierdose? Sie hatte doch keine Flügel. Hatte irgend jemand sie von unten hinaufgeschoben? »Bleib

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