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Tanz der Kakerlaken

Tanz der Kakerlaken

Titel: Tanz der Kakerlaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald Harrington
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»Mein Wort drauf!« und »Laßt uns essen!« Chid machte dramatisch sechs oder zwölf Schritte in Richtung eines der Löcher, die aus dem Heiligen Haus hinausführten, und brüllte: »Worauf warten wir noch? Gehen wir!«
    »Wartet, Prediger!« rief Tolbert Duckworth. »Das halbe Land zwischen hier und dem Parthenon steht unter Wasser!«
    »Und es kommt noch mehr runter«, sagte jemand.
    »Bindfäden, Katzen und Hunde geradezu«, setzte ein dritter hinzu.
    »WIR KÖNNEN SCHWIMMEN, ODER ETWA NICHT?« schrie Chidiock Tichborne.
    Als hätte der Herr Selbst in Seiner Ohnmacht ein letztes Wort gesprochen, ein Wort des Protestes dagegen, daß Sein Volk ihn verließ, so zuckte plötzlich ganz in der Nähe ein Blitz auf, dem augenblicklich das gewaltigste Donnern folgte, das man jemals gehört hatte. Es haute die versammelte Menge buchstäblich um. Das Licht der Leselampe, die einzige Beleuchtung in dem großen Mußeraum, erlosch. Die Stromversorgung im ganzen Haus brach zusammen. Uhren blieben stehen. Der Sagenhafte Kühlschrank verwesterte. Die Schreibmaschine ging aus.
    Zusätzlich zu den drei Patienten, die er bereits hatte, mußte Doc mehrere Damen und ein oder zwei Burschen versorgen, die ohnmächtig geworden waren. Der Rest, diejenigen, die wieder auf die Krabbler kamen, liefen auseinander, entweder in ihr Lieblingsversteck oder an einen Ort, wo sie zu ihrem Herrn beten konnten, der, wie Doc zugleich erfreut und besorgt bemerkte, Anstalten machte, als wolle Er aus Seiner Ohnmacht erwachen, als hätte der Donnerschlag Ihn aufgeweckt. Sie hatten keine Sekunde zu verlieren: Doc packte Sam am Krabbler, und die beiden huschten den Körper von Lawrence Brace hinauf in Sein Gesicht, das bereits bedrohlich zuckte in Vorbereitung eines riesigen Schluckens. Sie bahnten sich hektisch einen Weg durch das Dickicht Seiner Barthaare.
    Nachdem er sich von dem Schock des Donners erholt hatte, erklärte Chid tapfer: »Nun, ich kann auch alleine zum Parthenon schwimmen, wenn's sein muß. Kommt jemand mit?«
    Nur ein halbes Dutzend chrustlicher Diakone erklärte sich bereit, ihren Geistlichen auf seiner kühnen Exkursion zu begleiten, und sie zogen durch ein Loch davon.
    Doc stellte Sam mit Mienen- und Gebärdenspiel die Wucht dar, mit der er sich gegen Larrys Mundwinkel stemmen sollte, und Sam ging mit all seiner Kraft, die trotz seiner Schwäche als gerade Genesender immer noch beträchtlich war, zu Werke. Als nur noch Bruchteile einer Millisekunde Zeit blieben, warf Sam seinen Körper gegen den rechten Winkel von Larrys Lippen und drückte das Fleisch gerade weit genug auseinander, daß die Zahnlücke freigelegt wurde und ein Spalt entstand, durch den sich Junker Hank augenblicklich mit einem Ausruf der Erleichterung hindurchzwängte.
    Der Mann schluckte.
    Junker Hank tat etwas, was er noch nie getan hatte und vielleicht nie wieder tun würde: Er umarmte seinen Sohn.
     
    26.
    »Wenn du deinen Mund nicht zumachst, Mama«, sagte Jack warnend, »wird dir noch 'ne Mücke reinfliegen.« Seit sie den Parthenon betreten hatten, hatte Josie sogar im Schlaf den Mund aufgesperrt wie eine Nymphe, die einen Schwalbenschwanzschmetterling anstaunt. Es gab keine Schmetterlinge im Parthenon, aber die Dinge, die Josie fortwährend anglotzte, waren nicht weniger fantastisch, wenn auch reglos: Möbel aus Messing! Tische aus Teak! Gerätschaften aus Mahagoni! Und Regale, Simse, Bänke und Blöcke, Griffe zum Ziehen, Drücken und Hebeln, Knöpfe und Knäufe, Vorhänge und Teppiche, Falten, Spalten und Klamotten! Die Wände waren mit Bildern bedeckt! Muster, Maserungen, Malereien überall! Weder Jack noch Josie hatten sich in ihren Träumen von den Häusern der Menschen derartiges vorgestellt. Auch Jack, der Verstand genug hatte, nicht die ganze Zeit den Mund aufzusperren, wie sein Eheweib es tat, fragte sich immer noch, ob sie nicht vielleicht verwestert und jetzt im Himmel waren. Aber wenn das hier der Himmel war, dann saßen sie jedenfalls nicht auf der rechten Hand des Mannes … oder der Frau, die hier eindeutig das Sagen hatte und nicht den Eindruck machte, als hätte Sie die Absicht, sich herabzubeugen und Jack oder Josie oder sonst jemanden auf Ihre rechte Hand zu nehmen.
    Ihr Instinkt riet Jack und Josie dazu, Ihr aus den Augen zu bleiben, und sie hielten sich daran. Sie warteten, bis Sie schlief, bevor sie das Haus erkundeten. Dann schienen sie es ganz für sich allein zu haben. Nichts war von ihrer Tochter Tish zu sehen oder zu riechen. Noch

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