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Tanz der Kakerlaken

Tanz der Kakerlaken

Titel: Tanz der Kakerlaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald Harrington
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geraten?«
    »Schwer zu sagen, Doc«, antwortete Junker Hank, »'s ist so verflucht feucht und diesig, ich kann kaum sagen, was meins ist und was Seins.«
    »Bleiben Sie ganz ruhig«, rief Doc, »wir finden einen Weg, Sie da rauszuholen.« Dann fragte er: »Könnten Sie vielleicht mal rumfühlen, ob irgendwelche Zähne fehlen?«
    Es folgte ein langes Schweigen, schließlich erwiderte Junker Hank: »Nun, meine Schneidezähne sind ein bißchen wacklig, aber sie sind alle da.«
    »Nicht Ihre Zähne, Junker«, sagte Doc. »Seine Zähne. Sehen Sie nach, ob vielleicht einer fehlt, ein so großer, daß Sie durchkriechen können.«
    Wieder ein langes Schweigen, dann antwortete Junker Hank: »Ja, einer fehlt hier, aber der ist ganz weit hinten.«
    »Dritter unterer Mahlzahn«, sagte Doc zu sich selbst, »der Weisheitszahn.« Er rief seine Helfer herbei. »Okay, Jungs, wir werden folgendes versuchen.« Er erklärte ihnen den Plan, dann erklärte er ihn Junker Hank. Ein Dutzend der stärksten Burschen sollten sich gleichzeitig gegen den Winkel der Unterlippe stemmen und sie so weit hinunterdrücken, daß die Zahnlücke freigelegt wurde und der Junker sich hindurchzwängen konnte. Die Aktion mußte gut klappen, weil sie so viel Kraft gerade für den Bruchteil einer Sekunde aufbringen konnten. Doc wählte aufgrund seines Wissens über ihren Gesundheitszustand die zwölf kräftigsten Burschen aus, brachte sie in Position und sagte: »Also, wenn ich das Zeichen gebe, schiebt so fest, wie ihr könnt!«
    Doc gab das Zeichen, und alle schoben mit viel Ächzen und Gestöhn, und es gelang ihnen, die Unterlippe ein winziges Stückchen hinunterzubewegen, aber nicht einmal so weit, daß der Rand einer Zahnlücke sichtbar wurde.
    »Hey!« war die Stimme von Junker Hank aus dem Inneren zu vernehmen. »Auf welcher Seite von dem Mund seid ihr zugange?«
    »Auf der linken«, brüllte Doc Swain zurück.
    »Welcher linken?« erwiderte Junker Hank. »Eurer linken oder Seiner linken?«
    Doc brauchte mehr als einen Moment, um das klarzukriegen, schüttelte erst seinen linken und dann seinen rechten Fühler. Dann war ihm klar, daß er, natürlich wissenschaftlich korrekt, des Patienten linke Seite, also Larry Braces linke Seite meinte, die, da Doc sich ihm gegenüber befand, Docs rechte Seite war. Das mußte, angenommen Junker Hank blickte ebenfalls in diese Richtung, Junker Hanks linke Seite sein.
    »Nun, der Zahn, der fehlt, ist drüben auf der rechten Seite«, teilte Junker Hank ihm mit. »Seiner rechten Seite.«
    Doc schickte die Stay Morons von der linken auf die rechte Seite, dann gab er noch einmal das Zeichen und rief: »SCHIEBEN«, und von neuem strengten sie sich unter Ächzen und Geschrei an, und sie schafften es, den rechten unteren Mundwinkel beinahe einen Millimeter hinunterzudrücken, gerade genug, um den fernen Ausblick auf eine Zahnlücke freizulegen, hinter der hervor Junker Hank sie mit erwartungsvoller Miene anblickte.
    Aber es war nicht genug. Das Arbeitsteam brach keuchend und seufzend zusammen, und der Mundwinkel sprang in das ursprünglich sardonische Grinsen zurück. Doc sah ein, daß er kräftigere Knackerlaken brauchte. Wer war die kräftigste Knackerlake von Stay More? Ja, Junker Hank natürlich, aber er befand sich auf der falschen Seite. Wer war die zweitstärkste Knackerlake von Stay More? Das war zweifellos Junker Hanks einziger Sohn, Junker Sam, aber der …
    Doc wurde sich mit einem heftigen Gewissensbiß bewußt, daß er so sehr mit diesem Patienten, Larry Brace, und mit dem Versuch, Junker Hank zu befreien, beschäftigt gewesen war, daß er darüber aufs schnödeste seinen eigentlichen Patienten, Junker Sam, vernachlässigt hatte. Er entschuldigte sich erneut bei der Gesellschaft, erinnerte sie daran, sorgfältig auf den Adamsapfel des Mannes zu achten, und machte sich auf den Weg hinunter von Larry Brace, hinüber zu dem Polstersitz und diesen hinauf bis zum Polster, wo Junker Sam wie zuvor nahe am Rand lag und das geschäftige Treiben auf der Couch gegenüber beobachtete.
    »Wie geht's?« fragte Doc, erhielt aber keine Antwort, da Sam ihn nicht hören konnte. Er untersuchte Sam. Atmung normal. Puls normal. Er prüfte Sams Reflexe. Reflexe normal. Augen in Ordnung. Schwanzreifen taub. Schnüffelruten gerade aufgerichtet und aufmerksam. Er piekste Sam in Thorax und Abdomen, um eventuelle innere Verletzungen festzustellen, aber Sam zuckte nicht zusammen und verzog keine Miene. Er beugte sich dicht zu einem

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