Tanz der Liebenden
zog sie hinter sich her auf den Korridor.
Es verschlug ihr den Atem, als er sie hochwuchtete und sich über die Schultern warf. Mit einer Hand hielt er ihre Beine fest, mit der anderen riss er die Haustür auf.
„Hast du plötzlich den Verstand verloren?“ Zu verdutzt, um sich noch weiter zu wehren, schob sie sich das lange Haar aus dem Gesicht, während er die Vordertreppe hinunterging und den kleinen Vorgarten durchquerte. „Bist du völlig verrückt geworden?“
„Richtig. Und zwar in dem Moment, als ich dich zum ersten Mal sah.“ Er erblickte eine Frau, die gerade aus dem Wohnhaus gegenüber trat. „Äh, entschuldigen Sie, Ma’am …“
Die Angesprochene blinzelte erstaunt. „Ja?“
„Hallo. Das ist Kate, und ich heiße Brody. Wir sind zusammen. Das wollte ich Sie nur wissen lassen.“
„Ach du liebe Güte“, flüsterte Kate entsetzt und ließ das Haar wieder fallen.
„Ich verstehe.“ Die Frau begann zu lächeln. „Das ist schön, wirklich. Sehr schön.“
„Danke.“ Brody packte Kate bei der Hüfte und setzte sie auf den Boden ab. „Bist du jetzt zufrieden, oder sollen wir weitermachen?“
Sie konnte kein Wort rausbringen, so dick war der Kloß in ihrer Kehle. Sie löste das Problem, indem sie Brody die geballte Faust auf die Brust schlug und zurück ins Haus rannte.
„Das ist wohl ein ‘Nein’“, entschied Brody und stiefelte hinterher.
9. KAPITEL
E r hatte sie eingeholt, bevor sie ihm die Bürotür vor der Nase zuschlagen konnte. Das hätte ihn sowieso nicht aufhalten können, jetzt, da er einmal in Fahrt war.
„Nicht so schnell, Schätzchen.“
„Nenn mich nicht Schätzchen! Wage es nicht, mich überhaupt anzureden.“ Sie funkelte ihn an. „Du bist nichts als ein grobschlächtiger, rüpelhafter Klotz. Mich so zu behandeln! Mich so auf der Straße in Verlegenheit zu bringen!“
„Verlegenheit also?“ Er kniff die Augen zusammen und schloss die Tür hinter sich. „Warum solltest du verlegen sein? Ich habe doch nur einer Nachbarin gesagt, dass wir zusammen sind, ohne – wie war das noch? – an meiner Zunge zu ersticken. Wo also liegt das Problem, wenn ich fragen darf?“
„Das Problem ist, dass …“ Sie wich zurück, als er auf sie zukam. Noch ein Schock. Es lag nicht so sehr daran, dass er sie in eine Ecke drängte. Vielmehr lag es daran, dass sie es zuließ. Noch nie hatte sie den Rückzug angetreten, war nie vor einem Mann zurückgewichen. „Was machst du da?“
„Ich bin nur ich selbst.“ Und es fühlte sich verdammt gut an. „Es ist schon eine ganze Weile her, seit ich mich das letzte Mal keinen Deut um Selbstbeherrschung geschert habe, aber ich hab’s offensichtlich nicht verlernt. Wir werden herausfinden, ob du damit umgehen kannst.“
„Wenn du dir einbildest, du könntest …“ Sie brach ab, als er sie bei den Armen packte und zu sich heranzog. „Brody, du solltest dich jetzt besser beruhigen.“
„Nein, keine Lust.“ Er presste seine Lippen auf ihren Mund und spürte instinktiv ihren Protest. Ignorierte ihn.
„Und?“ verlangte er zu wissen, als er den Kopf hob. „Hast du Schwierigkeiten damit?“
„Brody …“, war alles, was sie sagen konnte, bevor er sie wieder küsste.
„Ja oder nein?“
„Ich …“ Jetzt biss er sie in den Hals. „Oh Gott.“ Sie konnte nicht mehr klar denken. Es war falsch. Es musste mindestens ein Dutzend gute Gründe geben, die das belegen würden.
Sie würde später darüber nachdenken.
„Soll ich die Hände von dir nehmen oder nicht?“
Diese Hände, stark und rau, die verlangend über ihren Körper strichen …
„Also? Was ist? Ja oder nein? Entscheide dich.“
„Nein, verflucht.“ Sie griff in sein Haar und zog seinen Kopf zu sich herunter.
Sie hätte nicht sagen können, wer wen auf den Boden zog. Es war auch unwichtig. Sie wusste nicht, wer ungeduldiger war, dem anderen die Kleider vom Leib zu reißen. Es war ihr gleichgültig.
Sie wusste nur, dass sie diesen verärgerten, groben Mann genauso wollte wie den geduldigen, zärtlichen. Ihr Körper verzehrte sich nach ihm, ihr Herz verlangte nach ihm.
Leidenschaft. Heiß, wild, ungestüm. Sie wunderte sich, dass ihr Körper nicht einfach verbrannte. Ineinander verkeilt wälzten sie sich über den Boden. Sie biss in seine Schulter, liebte den Geschmack seiner Haut auf ihrer Zunge.
Er hatte vergessen, wie es war, sich gehen zu lassen, sich einfach zu nehmen, was er wollte, ohne Einschränkungen, ohne Fesseln. Hastig, begierig, fordernd. Seine
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