Tanz der Liebenden
ab.“
„Ja.“ Er ließ seinen Blick über sie wandern. „Ich wollte dir nur noch sagen, dass Flanell dir wirklich gut steht.“
„Danke.“
„Soll ich dich nach Hause bringen?“
„Nein, ich will hier noch ein paar Dinge erledigen und das Zimmer fertig machen.“
„Also gut.“ Er beugte den Kopf und berührte mit seinen Lippen ihren Mund, verweilte dort. „Ich muss gehen.“ Aber an der Tür drehte er sich noch einmal um. „Willst du am Samstagabend mit mir ausgehen?“
Sie zog eine Augenbraue hoch. Das war das erste Mal, dass er sie bat, mit ihm auszugehen. Das musste man wohl als Fortschritt betrachten. „Ja, sehr gern.“
Wie war es nur möglich, dass schon wieder Ferien waren? Die Weihnachtsferien waren gerade vorbei, da gab es schon wieder Osterferien. Als Brody noch ein Kind gewesen war, waren die Schultage nie so schnell verflogen, dessen war er sich sicher.
Dann hatten sich die Skullys auch noch entschlossen, die freie Zeit zu nutzen und mit ihren Kindern nach Disney World zu fahren. Eine Katastrophe! Jack hatte gebettelt, gefleht und schließlich zu jammern angefangen, damit sie auch hinfahren würden.
Brody hatte versucht, seinem Sohn zu erklären, dass es im Moment einfach nicht möglich war. Geduldig, verständnisvoll. Irgendwann war er dann in den elterlichen Autoritätston verfallen – „Weil ich es sage!“ –, als alles Erklären und Verständnis keine Wirkung gezeigt hatte.
Endresultat war, dass er seit zwei Tagen mit einem schmollenden Kind und fürchterlichen Gewissensbissen lebte. Es war diese Kombination, die das Badezimmer noch kleiner erscheinen ließ, während er versuchte, Fliesen zu legen.
„Nie darf ich irgendwohin“, beschwerte Jack sich trotzig. Der Stapel Spielzeug, den er wie immer mit auf die Baustelle hatte nehmen dürfen, langweilte ihn zu Tode.
Normalerweise machte es ihm Spaß, mit seinem Dad zur Arbeit zu gehen. Aber nicht, wenn sein bester Freund in Disney World war und in einer Rakete fahren durfte. Das war eine Sauerei. Eine große Sauerei. Er wiederholte das Wort mehrmals in Gedanken. Er hatte es von einem der Männer aus dem Bautrupp aufgeschnappt. Es gefiel ihm.
Da sein Vater ihn immer noch ignorierte und nur Fliesen legte, schob Jack die Unterlippe vor. „Warum darf ich nicht zu Grandma?“
„Ich habe dir bereits erklärt, dass Grandma heute Vormittag etwas zu erledigen hat. In ein paar Stunden kommt sie und holt dich ab. Dann gehst du zu ihr.“ Gott sei Dank.
„Ich will aber nicht da bleiben. Da ist es langweilig. Es ist unfair. Ich muss hier bleiben und darf nichts tun. Alle anderen unternehmen was und haben Spaß, nur ich nicht. Ich darf nie was tun.“
Brody warf den Spachtel in den Eimer Fliesenkleber. „Jetzt hör mal gut zu. Ich habe hier eine Arbeit zu erledigen. Eine Arbeit, die dafür sorgt, dass du regelmäßig zu essen bekommst.“
Verflucht, das waren die Worte seines Vaters! Wie kamen die in seinen Mund?
„Auf jeden Fall bin ich so lange hier festgenagelt, bis es fertig ist. Und du damit auch. Mach nur weiter so, Jack. Wenn du dich dranhältst, gehst du nirgendwohin.“ Brody musterte seinen Sohn streng.
„Grandpa hat mir fünf Dollar gegeben“, entgegnete Jack aufmüpfig. „Du brauchst mir also kein Essen zu kaufen.“
„Sehr gut. Dann gehe ich morgen in Rente.“
„Grandma und Grandpa können mit mir nach Disney World fahren, das machen sie ganz bestimmt. Und dann darfst du nicht mitkommen.“
„Sie fahren nirgendwo mit dir hin“, knurrte Brody böse. Die kindliche Wut traf ihn bis ins Mark. „Wenn du Glück hast, siehst du Disney World, wenn du dreißig bist. Und jetzt hör endlich auf!“
„Ich will Grandma! Ich will nach Hause! Ich mag dich nicht mehr!“
Das war der Moment, als Kate eintrat. Sie sah Brodys erschöpfte und frustrierte Miene, sah zu dem kleinen Jungen, der ausgestreckt auf dem Boden lag und heiße Tränen vergoss, und wagte sich in die Höhle des Löwen.
„Was ist denn los, hübscher Jack?“
„Ich will nach Disney World!“
Er stieß es zwischen Tränen und Schluckauf hervor. Brody richtete sich auf, aber Kate hockte sich zwischen Vater und Sohn.
„Oh Mann, ich will auch dorthin. Ich wette, jeder will nach Disney World.“
„Dad nicht.“
„Sicher will er dahin. Daddys sind überhaupt diejenigen, die am meisten dorthin wollen. Aber für sie ist es immer schwierig, weil sie arbeiten müssen.“
„Kate, ich kann allein damit fertig werden.“
„Hat jemand behauptet, du
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